{Rezension} Sisyphos & Asklepios von Luc Ferry, Clotilde Bruneau & Gianenrico Bonacorsi


Lesedauer: 5 Minuten

Asklepios, Sohn des Apollon und der Prinzessin Koronis, wurde geboren, während seine tote Mutter auf dem Scheiterhaufen verbrannte. In letzter Sekunde wurde er aus ihrem Leib gerettet und dem weisen Zentauren Cheiron anvertraut. Durch dessen Erziehung wurde Asklepios zum fähigsten aller Ärzte, und sein Ruf erreichte schließlich sogar die Götter des Olymp. Athene selbst belohnt ihn mit dem Blut einer Gorgo, welches Tote wieder ins Leben zu holen vermag. Aber indem er Hades‘ Reich neue Untertanen verwehrt, zieht er den Zorn des Herren der Unterwelt auf sich…

Der gerissene Sisyphos, Gründer von Korinth und Ahnherr des Bellerophon, würde alles dafür tun, seine Heimatstadt zu Wohlstand zu führen. So beschafft er von den Göttern durch List einen unversieglichen Brunnen, und als er durch Thanatos für den Diebstahl gerichtet werden soll, bezwingt er den Tod selbst. Doch Sisyphos weiß, dass derartige Arroganz nach einer ewigen Strafe verlangt…

Eine weitere Sammlung griechischer Sagen reiht sich mit »Sisyphos & Asklepios« in die Serie von Luc Ferry und Clotilde Bruneau über die »Mythen der Antike« ein. Das große Thema der Hybris, also der Hochmut der Menschen, die sich über Götter und ihre Regeln erhaben fühlen und dementsprechend handeln, verbindet die Geschichten über den trickreichen Sisyphos und den Medizin-Star Asklepios. Eine weitere Verbindung stellen die Auswirkungen auf Hades Totenreich dar.


© Splitter Verlag/Gianenrico Bonacorsi

Zuerst wird sich der Geschichte von Asklepios gewidmet, der als Sohn des Gottes Apollon, ähnlich wie Dionysos, von seinem Vater aus dem toten Leib seiner Mutter geborgen wird. Apollon vertraut die Erziehung seines Kindes dem Zentauren Cheiron an, welcher auch für die Obhut andere göttliche Sprösslinge ausgewählt wurde. Unter den lehrreichen Fittichen zeigt sich schon früh Asklepios medizinisches Geschick, welches ihm zu Ruhm verhilft, aber auch sein Schicksal besiegelt, als er die Toten wieder ins Leben zurückholt und somit nicht nur Hades Macht einschränkt, sondern auch die Ordnung des Universums aus dem Gleichgewicht bringt.


© Splitter Verlag/Gianenrico Bonacorsi

Sisyphos ist durch eine weniger edelmütige Lebensweise und seine listenreichen Tricksereien, im Visier der Götter. Auch wenn König Sisyphos das Wohlergehen seines Volkes und seiner Stadt am Herzen liegt, treibt er es mit seinem Verhalten zu weit und zieht den Zorn von Hades auf sich.

Welche Strafen Zeus bzw. Hades für Asklepios und Sisyphos bereithalten, sollte man dies nicht schon wissen, erließt man sich am besten selbst in dieser prächtigen Comicadaption. Leider sind die zwei Geschichten recht kurz gehalten und der Übergang von Asklepios Geschichte zu Sisyphos ist lediglich durch die grafische Überleitung gegeben. Durch das Zusatzmaterial wird allerdings die Verbindung dieser Geschichten noch einmal genau erläutert und alles mit wissenswerten Details zum Frankenstein-Mythos, der übrigens in der griechischen Mythologie seinen Ursprung findet, angereichert.

Auch dieser mythische Comic eignet sich durch das leicht verständliche Gesamtkonzept und eine klare Panelführung bestens für Comiceinsteiger.

Die Zeichnungen der Ausgaben wird von unterschiedlichen Illustratoren übernommen, hält sich jedoch an einen Stil, der hier mit den farbenprächtigen Bildern von Gianenrico Bonarcorsi besonders gut zur Geltung kommt.

Seit Oktober 2019 wurden zahlreiche Titel aus der Reihe »Mythen der Antike« in deutscher Übersetzung herausgebracht. Meine Rezension zu fünfzehn Ausgaben ist mit dem jeweiligen Comic-Cover verlinkt.

Lust auf mehr von diesen ansprechend gestalteten Fabeln und Geschichten der griechischen Mythologie? Dann kannst du dich auf weitere Ausgaben, die mit Erscheinungsterminen im März 2023 mit »Narziss & Pygmalion«, im Juni 2023 mit »Die Kriege des Zeus«, im August 2023 mit »Aphrodite« und im Oktober 2023 mit »Die Liebschaften des Zeus« angekündigt sind, freuen.


Ein mitreißender Ausflug in die Welt der griechischen Mythologie, der gerade aufgrund Gianenrico Bonarcosis eindrucksvoller Inszenierung gerne etwas ausführlicher hätte sein können.

★★★★☆

*WERBUNG*

Titel: Sisyphos & Asklepios
Reihe: Mythen der Antike
Autoren: Luc Ferry, Clotilde Bruneau
Illustrator: Gianenrico Bonacorsi
Übersetzer: Harald Sachse
Genre: Comic
Verlag: Splitter Verlag
ISBN-13: 978-3967922073
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 56 Seiten
Preis: 16,00 €
Erschienen: 22. Juni 2022

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Luc Ferry wurde 1951 in Colombes geboren, studierte Philosophie und war von 2002 bis 2004 Bildungsminister in Frankreich. Während seiner Amtszeit wurde eine wichtige Maßnahme gegen Lese- und Rechtschreibschwäche unter den französischen Jugendlichen ergriffen. Er veröffentlicht regelmäßig politische und philosophische Sachliteratur.

Clotilde Bruneau wurde 1987 in Paris geboren, sie studierte Bildende Kunst und Film. Für die Comic-Reihe Mythen der Antike (org. La Sagesse des mythes) beschäftigte sich Bruneau mit der griechischen Mythologie und entwaf in Zusammenarbeit mit Luc Ferry das Szenario.


Du hast den Comic auch besprochen? Gib mir einfach über die Kommentarfunktion Bescheid. Ich verlinke Deine Rezension dann gerne hier.

4 Kommentare

  1. Huhu Bella,

    die Geschichte ist sicher super spannend und die ganze Reihe natürlich auch ein Hingucker im Regal. Leider kann ich mit Comics nichts anfangen und selbst durch die antiken Mythen werde ich nicht zum Comic-Einsteiger mutieren.

    Cheerio
    RoXXie

    • Hi RoXXie,

      ein totaler Hingucker und definitiv etwas zu immer mal wieder lesen. Woran hakt es bei dir und den Comics denn? (Vielleicht war einfach noch nicht der richtige für dich dabei?)

      Herzlichst
      Bella

      • Hey Bella,

        ich brauche die Bilder nicht. Ich lese liebe die Beschreibungen, wie ein Ort aussieht und baue mir die Welt im Kopf selbst auf. Ich habe das Glück, dass ich ein hyperphantastischer Mensch bin. Ich kann, wie beim realen Sehen, alles mental visualisieren. Das macht mir mehr Spaß, als Bilder anzusehen.

        Natürlich kann ich die künstlerischen Talente in Comics/Mangas als jene erkennen und beneide die Menschen für ihr Talent.

        Außerdem komme ich immer durcheinander, welche Sprechblase ich zuerst lesen soll. Das hat mich als Kind schon wahnsinnig gemacht, wenn ich dann die falsche zuerst gelesen habe.

        Und als letzter Punkt, mich schrecken auch, ehrlich gesagt, oft die Preise für Comics ab.

        Cheerio
        RoXXie

        PS: Ich werde aber weiterhin deine mythischen Wochen verfolgen.

        • Liebe RoXXie,

          das mit deinen mentalen Bildern ist wunderbar. Ich sehe beim Lesen auch teilweise Bilder vor mir, das hängt aber stark von der Geschichte und der Erzählweise des Autors/der Autorin ab.

          Ich habe für mich vor allen Dingen auch das Feld der Comics entdeckt, da man die Geschichten durch die Panels doch etwas anders als beim normalen Lesen erlebt.

          Zu den Sprechblasen, diese werden in der Regel von links nach rechts und von oben nach unten gelesen.

          Die Preise für Comics können tatsächlich abschrecken, allerdings steckt auch sehr viel Arbeit in diesen Werken und dann ist da bei den meisten noch der Farbdruck und das dickere Papier. Als Alternative gibt es mittlerweile die digitalen Comics.

          Noch viel Spaß beim weiteren Stöbern in der #WocheantikerMythen :)

          Herzlichst
          Bella

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