{Rezension} Die leise Last der Dinge von Ruth Ozeki


Lesedauer: 4 Minuten

Als Benny Oh seinen Vater durch einen Unfall mit einem Laster verliert, ist er gerade einmal 12 Jahre alt. Ein Jahr später beginnt er Stimmen von Dingen zu hören, die ihn verrückt machen und seine ganze Konzentration kosten. Seine Mutter Annabelle hortet gleichzeitig immer mehr Dinge in ihrer Wohnung, was für Benny schier unerträglich ist. Das psychische Trauma der beiden ist so schwerwiegend, sodass sich ihr Leben in ein Chaos verwandelt. Ist ein Buch mächtig genug, um ihnen den nötigen Halt zurückzugeben und ihre Zukunft zu retten?

Der preisgekrönte Roman »Die leise Last der Dinge« von Ruth Ozeki entfaltet gleich zu Beginn seine unglaubliche Sogwirkung, denn durch ihren einfühlsamen Schreibstil und ihre fein gezeichneten Charaktere möchte man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen.

Die Geschichte wird aus einer ganz besonderen Perspektive erzählt, nämlich vom Buch des dreizehnjährigen Benny Oh, welcher zwischendurch selbst zu Wort kommt und das Erzählte kommentiert. In dieser einzigartigen Erzählweise spiegeln sich die außergewöhnlichen Charaktere wider, welche mir allesamt sehr ans Herz gewachsen sind. Von dem Jungen Benny, der seit dem Tod seines Vaters Stimmen von Gegenständen hört und sich in psychiatrischer Behandlung befindet, über seine Mutter Annabelle, die nach dem Verlust ihres geliebten Mannes die schreckliche Leere mit dem Kauf von Dingen zu füllen versucht, und damit in kürzester Zeit ihre gesamte Wohnung vollmüllt, bis hin zu Alice bzw. dem Aleph, einer drogenabhängigen Mülltaucherin und Künstlerin und dem F-Mann, einem obdachlosen sowie alkoholkranken Philosophen.

Mir hat wirklich ausgesprochen gut gefallen, dass Ruth Ozeki die von der Gesellschaft als Außenseiter abgestempelte Menschen mit viel Herzenswärme von einer anderen Seite zeigt. Außerdem bringt die Autorin jede Menge wichtige Lebensfragen und Zen-Weisheiten in ihrem Roman unter, die einem auch noch lange nach dem Schließen der Buchdeckel begleiten.

Welchen Wert messen wir unseren Besitztümern bei? Und besitzen diese nicht uns? Was ist eigentlich real?

Ruth Ozeki umgarnt diese und viele weiteren Fragen in »Die leise Last der Dinge« mit magischem Realismus und der gefühlvollen Coming-of-Age Geschichte von Benny Oh. Auch wenn der fast 700 Seiten umfassende Roman auch ein paar Längen aufweist, konnte mich die Geschichte auf ihre Weise fesseln und regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Den Abschluss empfand ich bei dem gemächlichen Erzähltempo als etwas überhastet, wirkte er doch wie ein schneller Cut.


Ein von der ersten Seite mitreißender Roman über Verlust, Liebe, psychische Probleme in ganz besonderer Verbindung zu Dingen.

★★★★☆

*WERBUNG*


Titel: Die leise Last der Dinge
Originaltitel: The Book of Form and Emptiness
Autor*in: Ruth Ozeki
Übersetzer*in: Andrea von Struve & Petra Post
Genre: Gegenwartsliteratur
Verlag: Eisele
ISBN-13: 978-3961611430
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 688 Seiten
Preis: 26,00 €
Erschienen: 1. September 2022

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Ruth Ozeki ist Romanautorin, Filmemacherin und zen-buddhistische Priesterin. Für ihre Arbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet und schaffte es mit ihrem Roman Geschichte für einen Augenblick, übersetzt in 28 Sprachen, auf die Shortlist des Booker Prize. Zuletzt erhielt sie für ihren neuen Roman Die leise Last der Dinge den Women’s Prize for Fiction 2022. Sie ist Mitglied der Everyday Zen Foundation und lebt in West-Massachusetts, wo sie Kreatives Schreiben am Smith College lehrt.

Quelle: Eisele Verlag


„Die leise Last der Dinge“ ist ein Buch, das wichtige Themen anspricht, eine Menge Fragen aufwirft und zum Nachdenken bringt.
BuchBesessen

„Die leise Last der Dinge“ ist ein gefühlvolles Buch voller kleiner Weisheiten, das sich langsam entfaltet, zum Nachdenken anregt und mich bis zum Ende bestens unterhalten hat.
Steffis Lesezimmer

Richtig gut gefallen haben mir generell die interessanten, vielseitigen Themen, die Ozeki anspricht: Die Macht der Dinge, das Erwachsenwerden, Umgang mit psychischen Erkrankungen, Verlust und die Lehren des Zen.
Buchstabenbaer

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6 Kommentare

  1. Liebe Bella,
    das ist ja wirklich ein interessantes Buch, das du da vorstellst!
    Ich muss gestehen, dass mich Bücher, die sich mit Wahnvorstellungen jeglicher Art beschäftigen, meist etwas ängstigen, aber du hast das Buch so schön beschrieben, dass ich es mir vielleicht zutrauen würde, es zu lesen. Im Moment höre ich gerade in die Hörprobe bei Audible rein.

    Ganz liebe Grüße,
    Barbara

    • Liebe Barbara,

      das Buch ist tatsächlich so warmherzig erzählt, dass es die ganze Sache behutsam angeht. Freut mich sehr, dass du dich an die Hörprobe wagst :)

      Herzliche Grüße
      Bella

  2. Hallo liebe Bella,

    hm, diesen Roman hätte ich gut bei der Aktion „10 tolle Bücher mit einem farbenfrohen Cover“ Donnerstagsaktionen auf einigen Blogs gebrauchen können..augenzwickern..

    LG..Karin..

    • Liebe Karin,

      ich mag das fröhliche Cover auch total gerne. Es bildet außerdem einen guten Kontrast zur Atmosphäre des Romans.

      Hab ein schönes Wochenende!

      Herzlichst
      Bella

  3. Hallöchen meine Liebe,

    wie passend der Titel doch zum Inhalt ist. Das klingt nach einem wirklich eindrücklichen Roman. Vielleicht bin ich nicht die passende Leserin dafür, aber ich kenne jemanden, den ich das ans Herz legen würde.

    Liebe Grüße
    Tina

    • Liebe Tina,

      das trifft auf jeden Fall zu. Wie schön, dass du nun sogar einen Tipp für eine/n Freund/Freundin mitnehmen konntest.

      Herzlichst
      Bella

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