{Rezension} Was ich nie gesagt habe von Susanne Abel


Lesedauer: 4 Minuten

Der erfolgreiche TV-Moderator Tom Monderath ist mit seiner großen Liebe Jenny auf Wolke Sieben und vergöttert ihren Sohn Carl sehr, auch wenn er nicht sein genetischer Vater ist. Als plötzlich sein holländischer Halbbruder Henk vor ihm steht und dieser mehr über seinen Vater Konrad wissen will und auch noch weitere Halbgeschwister auftauchen, wächst die Familiengeschichte Tom über den Kopf. Jenny und Henk beginnen jedoch zu recherchieren und tragen langsam die lange verschwiegenen Geheimnisse ans Licht.

Konrad kämpfte als junger Mann im Zweiten Weltkrieg, verlor seine gesamte Familie und geriet schließlich in amerikanische Gefangenschaft. In den späten 1940er-Jahren kommt der gebürtige Kölner nach Heidelberg, um dort Medizin zu studieren und verliebt sich in die junge Greta. Gemeinsam gründen sie eine Familie, die von den dunkelsten Zeiten des Nationalsozialismus überschattet wird.

Nach dem großen Erfolg ihres Bestsellers »Stay away from Gretchen« knüpft Susanne Abel mit der Fortsetzung der Familiensaga in »Was ich nie gesagt habe« nahtlos an und erzählt dieses Mal die Lebensgeschichte von Gretchens Ehemann Konrad.

Eingebettet in die gegenwärtige Erzählebene über den frisch verliebten Moderator Tom Monderath (Mitte bis Ende der 2010er-Jahre), schildert Susanne Abel die Lebensgeschichte dessen Vaters Konrad (Mitte der 1930er bis Ende der 1990er) und lässt die beiden Ebenen langsam ineinander übergehen.

Connys Kindheit ist geprägt von einem Elternhaus, das dem aufkommenden Nationalsozialismus kritisch gegenübersteht. Doch die Jungen fallen der effekthascherischen Propaganda und der politische Indoktrination der Nationalsozialisten, die bereits durch Schulunterricht und Puppentheater den jüngsten Kindern eingeimpft wird, anheim. Die Gräuel des 2. Weltkrieges werden hier insbesondere durch die medizinischen Schandtaten sichtbar gemacht, so gerät Connys jüngere Schwester Lizzy durch Mongolismus ins Visier der Nazis und wird im Zuge des ›Euthanasie‹-Programms ermordet, aber auch die schrecklichen Versuche an Frauen in den Konzentrationslagern sind Thema.

Durch den Krieg hat Conny alles verloren. Der ältere Bruder, der als SS-Soldat in den Krieg zog, kehrte aus Russland nicht mehr zurück und seine Eltern sowie die Großeltern starben bei einem Bombenangriff auf Köln. Da seine komplette Familie ausgelöscht wurde, ist Conny der Kontakt zu seinem Onkel, dem einzig überlebenden Verwandten, der in den 1950er Jahren als Spätheimkehrer nach Deutschland zurückkehrte, sehr wichtig. Vor diesem Hintergrund verschließt er nur zu gerne die Augen vor dessen Rolle während des Krieges.

Die Wahrheit bahnt sich jedoch immer ihren Weg ans Licht und so schiebt sich schon bald die skandalträchtige Story um Tom Monderaths genetischen Erzeuger in den Vordergrund, die in den Aktenstapeln der gynäkologischen Praxis seines Vaters schlummern. Nach dem Krieg stieg Konrad nämlich in eine gemeinsame Praxis mit seinem Onkel ein, in der viele Frauen ihren unerfüllten Kinderwunsch durch eine ›donogene Insemination‹ erfüllt bekamen.

»Was ich nie gesagt habe« könnte kein passender Buchtitel sein, denn in dieser Geschichte dreht sich alles um eine Familie, die ihre schicksalsträchtige Vergangenheit lieber verschweigt, als darüber zu reden und damit auch das Leben der nächsten Generation prägt. Tom fällt es zusehends schwer sich mit seinem Erbe auseinanderzusetzen, doch er findet den Mut und die Kraft das Schweigen zu brechen.

Susanne Abel hat mich mit ihrer fiktiven Geschichte, die sie mit tatsächlichen historischen Ereignissen unterfüttert hat, von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Die vielen Details fließen stimmig in das Gesamtkonzept ein, sodass die Handlung auch nicht überladen wirkt und das Kernthema klar erkennbar ist. Eine absolute Leseempfehlung für alle, die gerne Familiensagas mit historischem Bezug lesen.


Eine packend erzählte Familiengeschichte, die in vielerlei Hinsicht geprägt durch den 2. Weltkrieg ist und mit spannendem Enthüllungsstory-Touch auftrumpft.

★★★★★

*WERBUNG*

Titel: Was ich nie gesagt habe
Reihe: Die Gretchen Reihe (Band 2 von X)
Autorin: Susanne Abel
Genre: Gegenwartsliteratur
Verlag: dtv
ISBN-13: 978-3423290234
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 560 Seiten
Preis: 23,00 €
Erschienen: 15. Juni 2022

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Susanne Abel stammt aus einem badischen Dorf an der französischen Grenze, arbeitete bereits mit 17 Jahren als Erziehungshelferin und später als Erzieherin. Nach einer Ausbildung zur Puppenspielerin landete sie über den Weg des Theaters beim Fernsehen. Sie schloss ein Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin ab und realisiert seither als Autorin und Regisseurin zahlreiche Dokumentationen fürs Fernsehen. Die Autorin lebt und arbeitet in Köln.

Quelle: dtv


Susanne Abel gelingt wieder ein literarisches Meisterstück, in dem sie genau recherchierte historische Fakten mit Familiengeschichte verknüpft. Ihr Roman trifft mitten ins Herz trifft und setzt im Kopf vieles in Bewegung.
WDR, Andreas Wallentin

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2 Kommentare

  1. Hallo und guten Tag Bella,

    hm…eine, kleine geschichtliche Aufarbeitung würde ich mal sagen….denn ich persönlich masse mir nicht an da über die Leute urteilen zu wollen/dürfen…

    LG..Karin..

    • Hallo liebe Karin,

      das siehst du genau richtig. Ich finde es immer spannend und interessant solche Geschichten zu lesen (auch wenn diese fiktiv sind).

      Liebe Grüße
      Bella

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