{Rezension} 1984 von George Orwell


Lesedauer: 4 Minuten

Winston Smith arbeitet im Ministerium für Wahrheit und schreibt täglich die Vergangenheit zugunsten der Regierung um. Die Partei beherrscht die Menschen durch ein totalitäres System und eine engmaschige Überwachung durch technische Bildschirme. Sogar die Beziehungen und Ehen sind in diesem Überwachungsstaat strengstens geregelt, Liebe ist sogar verboten. In Winston regt sich zunehmend der Widerstand als er sich verliebt und sich nichts mehr wünscht, als frei zu sein.

George Orwell zählt zu den Wegbereitern der dystopischen Science-Fiction und sein weltberühmtes Werk »1984« wurde mehrfach verlegt, sodass man eine große Auswahl an Ausgaben zur Verfügung hat. Im dtv Verlag ist der Klassiker nun in einer Neuübersetzung von Lutz-W. Wolff und mit einem Vorwort von Robert Habeck erschienen. Eine gute Gelegenheit um zu dieser Lektüre zu greifen, sollte man dies, wie ich, noch nicht getan haben.

Mit »1984« hat George Orwell einen gesellschaftskritischen Roman hervorgebracht, der von einem Überwachungsstaat durch eine Partei-Diktatur geprägt ist und Begrifflichkeiten wie »Big Brother is watching you« etablierte, die längst in unsere Popkultur eingegangen sind. Die drei Grundpfeiler der Regierung bauen auf der Bequemlichkeit der Menschheit auf und lauten:

KRIEG IST FRIEDEN
FREIHEIT IST SKLAVEREI
UNWISSENHEIT IST STÄRKE

Die Konstruktion der Gesellschaft und die gesetzlichen Regelungen sind gefüllt mit fiktiven Fachausdrücken wie z. B. NeuSprech, UnDenk, IngSoc, um nur einige zu nennen, deren Bedeutungen im Anhang aufgeschlüsselt sind. Dies verleiht dem Gelesenen noch einmal eine erschreckende Tiefe.

Das richtige Bewusstsein heißt Nichtdenken – gar nicht mehr denken müssen. Das richtige Bewusstsein ist die Bewusstlosigkeit.
Seite 79

Bei einer Erstveröffentlichung des Romans im Jahre 1949 lassen sich in Orwells Geschichte durchaus zeitliche Aspekte wiedererkennen, doch der technische Fortschritt machen die Geschichte auch zu einem brandaktuellen Lesestoff. Was passiert, wenn den Menschen jegliche Entscheidungen abgenommen werden, sie nicht mehr selbst denken müssen?

Winston Smith, der Hauptprotagonist des Romans, ist ein gewöhnlicher Bürger, der seiner Arbeit im Ministerium für Wahrheit nachgeht und längst von seiner Frau getrennt lebt, für die er nichts empfindet. An ihm nagen Zweifel, denn er fühlt sich schon lange nicht mehr Wohl in seinem beengten und fremdbestimmten Leben.

Ein erfolgreicher Geschlechtsakt war Rebellion.
Seite 95

Die Partei macht sich nämlich auch den Sexualtrieb zunutze, denn sie sieht darin eine direkte Verbindung zwischen Keuschheit und Fanatismus. Indem es nur gestattet wird mit einem Ehepartner, den man auf keinen Fall lieben darf, zu verkehren, wird die Stimmung auf dem Siedepunkt gehalten. Ein Tête-à-Tête von Verliebten wird zum Akt der Rebellion.

Als sich Winston verliebt und zum ersten Mal die Luft von Freiheit schnuppert, lässt er sich zusammen mit seiner Geliebten Julia auf ein immer gefährlicher werdendes Spiel ein. Sie brechen die starren Vorschriften des Regimes und ahnen nicht, dass sie längst unter Beobachtung stehen.

George Orwell hat mir mit dieser Geschichte wahrlich eine Gänsehaut beschert, denn sein Roman fühlt sich furchterregend realistisch an. Perfekt eingefangen wird diese Stimmung in der ungekürzten Hörbuch-Ausgabe, in der Christoph Maria Herbst in die Rolle des Winston schlüpft und die Zuhörer*innen auf eine alptraumhafte Reise mitnimmt.

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Titel: 1984
Originaltitel: Nineteen Eighty-Four
Autor: George Orwell
Übersetzer: Lutz-W. Wolff
Genre: Klassiker, Dystopie
Verlag: dtv Verlag
ISBN-13: 978-3423282321
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preis: 24,00 €
Erschienen: 22. Januar 2021

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Sprecher: Christoph Maria Herbst
Genre: Klassiker, Dystopie
Verlag: Randomhouse Audio
ISBN-13: 978-3837154252
Format: mp3 (2 CD’s)
Spieldauer: 10 Stunden 30 Minuten
Preis: 18,89 €
Erschienen: 25. Januar 2021

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George Orwells Klassiker liest sich wie eine aktuelle Dystopie. Sehr lesenswert – wer die Geschichte noch nicht kennt, sollte dies unbedingt nachholen!

★★★★★

George Orwell (1903-1950), eigentlich Eric Arthur Blair, wurde in Indien als Sohn eines britischen Kolonialbeamten geboren. Nach Studienjahren in Eton und Wellington trat er 1922 in den burmesischen Polizeidienst ein. 1927 zog er zurück nach England und arbeitete dort sowie in Paris als Journalist, Tellerwäscher und Lehrer. Seine Romane ›Farm der Tiere‹ und ›1984‹ sind Klassiker der Weltliteratur.

Quelle: dtv Verlag

Christoph Maria Herbst hat mit seiner Rolle des Stromberg in der gleichnamigen Comedy-Serie alle wichtigen Fernsehpreise gewonnen, davon den Deutschen Comedypreis mehrfach (2005-2007 und 2010). Sein außerordentliches schauspielerisches Talent beweist er immer wieder als gefeierter Hörbuchsprecher, z.B. mit »CSI-Märchen«, »Stromberg. Chef sein – Mensch bleiben« oder »Er ist wieder da« von Timur Vermes.

Quelle: Random House


Es ist ein krasses Buch, das einem zum Nachdenken anregt.
Angeltearz liest

Beeindruckend real und erschreckend realitätsnah.
Ink of Books

Selten fühlte sich eine Dystopie so vielschichtig und weitreichend an.
Books and Phobia

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5 Kommentare

  1. Hallo Bella,, ich finde es ist ein wichtiges Buch und habe es auch schon gelesen. Deine Rezi ist toll ausführlich und ich werde sie gerne bei mir rebloggen.
    LG Angela vom Literaturgarten.

    • Liebe Angela,

      vielen Dank – freut mich sehr, dass dir meine Rezi dazu gefällt! Bei mir wurde es auch höchste Zeit, das Buch endlich mal zu lesen (und es hat sich wirklich gelohnt!).

      Herzliche Grüße
      Bella

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