{Rezension} Fahrenheit 451 von Ray Bradbury

Guy Montag ist Feuermann. Anstatt Brände zu löschen, ist die Feuerwache dafür zuständig, Brände zu legen und bei ihren Einsätzen jeden Buchbesitzer vor dem gefährlichen Medium des Wissens zu befreien. Die Menschen werden durch seichtes Entertainment und stetige Berieselung unter Kontrolle gehalten. Doch als Guy mit einer neuen Nachbarin, einem siebzehnjährigen Mädchen, das verrückt zu sein scheint ins Gespräch kommt, und selbst beginnt in den streng verbotenen Büchern zu lesen, beginnt er sich dem Regime zu widersetzen.

Der zeitlose Klassiker »Fahrenheit 451« von Ray Bradbury existiert in zahlreichen Übersetzungen und Ausgaben. Wäre der Autor nicht 2012 verstorben würde er am 22. August 2020 seinen 100. Geburtstag feiern – zu diesem Jubiläum ist die dystopische Zukunftsvision Bradburys in einer Neuübersetzung von Peter Torberg im Diogenes Verlag erschienen.

»Du denkst zu viel«, sagte Montag beunruhigt.
»Ich schaue selten ›Wohnwand‹, gehe kaum zu Rennen oder in Vergnügungsparks. Ich habe also jede Menge Zeit für verrückte Gedanken.«
Fahrenheit 451,
Seite 19

In dem zuerst 1953 veröffentlichten dystopischen Science-Fiction-Roman zeichnet Ray Bradbury eine schauderhafte Zukunftsvision, die auch heute nichts an Aktualität eingebüßt hat. Besonders für Buchliebhaber*innen ist es ein Grauen, sich die Vorgänge in »Fahrenheit 451« zu vergegenwärtigen, denn hier ist Lesen und der Besitz von Büchern strengstens verboten. Wird bekannt, dass jemand doch noch Literatur besitzt, rückt Guy Montag mit seinen Feuermann-Kollegen aus und setzt die Buchseiten in Brand, die sich dem Titel zu Folge bei 451 Grad Fahrenheit (ca. 233 Grad Celsius) entzünden.

Die Geschichte ist zwar recht einfach gehalten, doch Bradbury trifft mit seinen Worten und subtiler Spannung gezielt in das Mark der Menschen und der Gesellschaft und gibt mit seinem Buch den Anstoß, sich selbst zu hinterfragen und nachzudenken. Lassen wir uns genau wie seine Charaktere von der nichtssagenden Unterhaltung die uns das Fernsehen, Radio und Internet liefert berieseln und setzten uns der Gefahr zu verblöden aus, ohne sich noch die geringste Mühe für eigene Gedanken zu machen? Sind wir genauso teilnahmslos wie Guy Montags Frau, die in einer vollkommenen Traumwelt lebt und am wahren Leben nicht mehr teilnimmt?

Guy Montag bricht jedoch aus der Kontrolle des Regimes aus, entzieht sich der Verdummung der Menschheit durch Fernsehwände, die die eigene Familie ersetzen und Ohrmuscheln, die einen durch hypnotisches Gebrabbel in eine Lethargie verfallen lassen. Dieser Ausbruch gibt Hoffnung darauf, dass es nicht zu spät ist, wenn wir nur damit beginnen alles zu hinterfragen.


Mit seiner immensen Wortgewalt und der frappierenden Horrorvorstellung, dass ein solches Szenario tatsächlich möglich sein könnte, vermag »Fahrenheit 451« auch noch nach über 60 Jahren nach seiner Erstveröffentlichung zu fesseln. Dieser Klassiker ist ein absolutes MUST-READ!

★★★★★

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Titel: Fahrenheit 451
Originaltitel: Fahrenheit 451
Autor: Ray Bradbury
Übersetzer: Peter Torberg
Genre: Klassiker, Dystopie
Verlag: Diogenes
ISBN-13: 978-3257071405
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 272 Seiten
Preis: 24,00 €
Erschienen: 22. Juli 2020

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Ray Bradbury, geboren 1920 in Waukegan (Illinois), wurde gleich mit seinem ersten Roman, ›Fahrenheit 451‹, berühmt, den François Truffaut verfilmte. Bekannt für seine Science-Fiction schrieb Bradbury auch Kinderbücher, Gedichte und Drehbücher wie jenes zu ›Moby Dick‹ von John Huston. Ray Bradbury starb 2012 in Los Angeles.

Quelle: Diogenes Verlag | Foto: © V. Tony Hauser


Bradbury findet Worte, um uns aufhorchen zu lassen. Nicht umsonst ist die Geschichte um Montag ein Klassiker geworden.
Buchperlenblog

Fahrenheit 451 ist wie ein guter Wein. Es braucht Zeit. Zeit um zu reifen und um zu wirken.
read books and fall in love

Klare Lesempfehlung für diesen Roman, den jeder mal gelesen haben sollte.
Powerschnute

Insgesamt ist dieses Buch ein wirklich gelungenes Gedankenexperiment mit wundervoll bildlicher Sprache, das einem die Abgründe und die Potenziale der menschlichen Natur aufzeigt.
Ink of Books

Nicole Rensmann | Schreibblog

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8 Kommentare

  1. LeseWelle

    Hallo!
    Ich habe damals Fahrenheit 451 abgebrochen, weil ich irgendwie so gar nicht mit dem Stil zurecht gekommen bin. Aber wenn es eine Neuübersetzung gibt, sollte ich es vielleicht damit mal probieren. :)
    Liebe Grüße
    Diana

    • Liebe Diana,

      vielleicht kommst du mit der Neuübersetzung ja besser zu Recht. Schau doch am besten mal auf der Seite von Diogenes vorbei – dort findest du eine Leseprobe ;-)

      Herzliche Grüße
      Bella

  2. Fahrenheit 451 ist definitiv ein echter Klassiker mit einem erschreckend aktuellen Thema – besonders, wenn man sich die aktuelle politische Situation in vielen Ländern anschaut. Ich bin schon total auf die Neuübersetzung gespannt!

  3. Einen wunderschönen guten Abend,

    mir ist ein Klassiker entgangen. Merk ich mir! Vielleicht als Vorschlag für unsere Klassiker-Lesegruppe. *grübel.

    Auf jeden Fall danke dafür :-)

    Liebe Grüße
    Tina

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