{Rezension} Wir haben schon immer im Schloss gelebt von Shirley Jackson

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Titel: Wir haben schon immer im Schloss gelebt
Originaltitel: We Have Always Lived in the Castle
Autorin: Shirley Jackson
Übersetzerin: Eva Brunner
Genre: Klassiker, Horror, Psycho-Thriller
Verlag: Festa Verlag
ISBN-13: 978-3865527097
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 256 Seiten
Preis: 19,99 €
Erschienen: 22. Mai 2019 | Erstveröffentlichung: 21. September 1962

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Die achtzehnjährige Merricat und ihre Schwester Constance leben zurückgezogen mit ihrem Onkel Julian am Rande eines kleinen Dorfes in dem wunderschönen Anwesen der Blackwoods. Die Dorfbewohner machen keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegenüber den reichen Leuten, die ihr Dasein ausgeschlossen aus der Gesellschaft in ihrem Schloss für sich fristen. Seit der großen Tragödie, bei der alle anderen Familienmitglieder vergiftet wurden und Constance des mehrfachen Mordes bezichtigt wurde, ist es ruhig im Schloss geworden. Als ihr Cousin Charles auftaucht und an den Inhalt des Familiensafes zu gelangen versucht, ist es an Merricat die Familie zu beschützen.

Shirley Jacksons Schauerroman »Wir haben schon immer im Schloss gelebt« hatte seine Erstveröffentlichung im Jahre 1962. Nun wurde der Klassiker vom Festa Verlag in seiner »Must Read« Reihe, ebenso wie »Spuk in Hill House«, neu aufgelegt.

Vermutlich gab es viele verwesende Seelen im Dorf, die uns unseren Haufen von Goldmünzen neideten, aber sie waren Feiglinge und hatten Angst vor den Blackwoods.
Wir haben schon immer im Schloss gelebt, Seite 17


Auf gerade etwas über 250 Seiten ist es der begabten Schriftstellerin gelungen, eine faszinierende und skurrile Geschichte zu weben, die mich wie eine Spinne mit ihrem klebrigen Faden umwickelte. Von der Queen of Horror darf man jedoch keine blutdurchtränkten Szenerien erwarten, ihre grandiose Stärke beweist sie vielmehr in den leisen Tönen, die zu einer schauderhafte Gruselatmosphäre arrangiert, eine mitreißende Melodie ergeben.

»Wir haben schon immer im Schloss gelebt« wird aus der Perspektive der achtzehnjährigen Mary Catherine, die liebevoll von allen nur Merricat genannt wird, erzählt. Sie ist die jüngste der drei Blackwoods und die einzige von Ihnen, die für Besorgungen den schützenden Boden ihres Anwesens verlässt und sich in das Dorf traut, das für sie einer Höhle des Löwen gleichkommt. Merricat hat eine ganz besondere Beziehung zu ihrer älteren Schwester Constance, die sie fast rund um die Uhr bemuttert, so dass man fast nicht glauben möchte, dass es sich bei Merricat um ein Kind und nicht um eine junge Dame handelt. Auch Merricat selbst verstärkt den gewonnenen Eindruck mit ihrer kindlichen Art, wie sie immer wieder Wörter wiederholt und sich ermahnt, netter zu ihrem senilen Onkel zu sein, der seit dem tragischen Familienvorfall im Rollstuhl sitzt.

Aus dieser Protagonisten-Konstellation ergibt sich ein skurriles Gesamtbild des Lebens der Blackwoods, das einen mit seinen Fängen von Kapitel zu Kapitel enger umgarnt. Besonders raffiniert gewählt ist die Erzählerin Merricat, welche wohl die eindrucksvollste psychologische Verfassung vorzuweisen hat. Bei ihr vermischt sich kindliche Fantasie mit einer Verrücktheit, die sich kaum greifen lässt. Der Leser kann sich dadurch, dass sie die Geschichte aus der Ich-Perspektive vorbringt, nie so wirklich sicher sein, was real ist und was nur Merricats Vorstellungsvermögen entsprungen ist. Durch dieses gekonnt eingesetzte Stilmittel erzeugt Shirley Jackson ein unterschwelliges Horrorszenario das die Haare zu Berge stehen lässt.

Meine Milchzähne hatte ich einen nach dem anderen vergraben, immer wenn einer herausfiel, denn eines Tages würden daraus vielleicht Drachen erwachsen.
Wir haben schon immer im Schloss gelebt, Seite 76


Das mitreißende Szenario wird durch Shirley Jacksons einnehmenden Schreibstil untermalt und kann bei mir vor allen Dingen durch seine Skurrilität punkten. Mit »Wir haben schon immer im Schloss gelebt« kann Shirley Jackson in meinen Augen zwar nicht ganz an ihr Werk »Spuk in Hill« House heranreichen und dennoch hat mich die Autorin mit ihrer außergewöhnlichen Geschichte gut unterhalten können. Liebhaber von speziellen Charakteren und Gruselgeschichten, die durch subtilen Horror den Atem stocken lassen, liegen bei diesem Roman goldrichtig.

Am 3. Oktober 2019 soll die Verfilmung des Buches auch in die deutschen Kinos kommen (Quelle: filmstarts.de).


Ein absolut lesenswerter Klassiker der Schauerliteratur, der durch einen bizarren Plot und skurrile Protagonisten polarisiert.

★★★★☆

Shirley Jackson ist die »Queen of Horror«, die wichtigste Autorin unheimlicher Literatur und literarisches Vorbild für Stephen King, Neil Gaiman und andere moderne Autoren.

Shirley Jackson wurde 1916 in Kalifornien geboren. Als der New Yorker 1948 ihre Kurzgeschichte ›The Lottery‹ veröffentlichte, waren viele Leser so entsetzt, dass sie ihre Abonnements kündigten und Hassbriefe sendeten. The Union of South Africa verbot die Veröffentlichung dieser Geschichte sogar. Inzwischen gilt sie als eine der berühmtesten Erzählungen Amerikas.

Ihre dunklen, brillanten Romane haben viele Autoren beeinflusst. The Haunting of Hill House und We Have Always Lived in the Castle sind ihre Meisterwerke. Shirley Jackson starb 1965.

Quelle: Festa Verlag


Fans des subtilen Horrors, die ohne großes Blutvergießen und Brutalität auskommen, dafür Spiele mit der eigenen Psyche lieben, sollten sich dieses Buch nicht entgehen lassen.
Booknerds by Kerstin

Wir haben schon immer im Schloss gelebt ist ein wirklich sehr außergewöhnliche Geschichte […]
Books have a soul

Durch und durch merkwürdiger Schauerroman mit spannungsarmer Story, befremdlichen Charakteren und einer bizarren Atmosphäre – ein seltsames Buch.
Büchermonster

So eine Stimmung ist mir bisher selten untergekommen.
Herr Buch

Für Liebhaber des subtilen Psychothrillers ist dieses Buch perfekt.
World of Books and Dreams

Zwischen den Zeilen | KeJas Blogbuch

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4 Kommentare

  1. Huhu meine Feine!

    Ich habe die Geschichte auch vor kurzem gelesen und ich bin ebenso angetan wie du! Nur der Schauer fehlte mir, dafür hat die Autorin aber eine beklemmende Atmosphäre geschaffen und ich mag die Interpretationsmöglichkeit am Ende:

    *SPOILER*
    Klar wird der Verlauf beschrieben, aber ich finde es bleibt offen, ob die Schwestern an dem Abend umgekommen sind oder nicht…
    *SPOILER ENDE*

    Ich sehe den Trailer bei dir zum ersten Mal und klau dir das mal frech für meine Rezension :-* Ich hoffe der Film kommt auch hierzulande *-*

    PS: Meine Rezension kommt Mitte diesen Monats, habe dich in meinem Entwurf aber schon mal verlinkt :-*

    Mukkelige Grüße!

    • Hallihallo Janna,

      gerade dieses ungewisse finde ich so unglaublich reizvoll, da wird das eigene Gedanken-Karussell der Möglichkeiten angeworfen. Herrlich! Vielleicht war alles auch nur ein verwirrter Traum von Merricat? Wer weiß das schon so genau.

      Ich habe es bisher leider nur im Netz gelesen, aber in den Programmen unserer Kinos bin ich nicht fündig geworden….

      Ganz lieben Dank fürs verlinken – ich werde dann Deine Rezension auch gerne aufnehmen

      Ganz liebe Grüße
      Bella

      • Das mochte ich auch sehr am Ende! Ich bin ja immer pingelig bei Buchverfilmungen, aber ich hoffe (dennoch) das der Film es auch in die deutsche Übersetzung schafft.

        Ein wenig dauert es noch, Rezi kommt aber noch diesen Monat (=

        Mukkelige Grüße!

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