{Rezension} Der große Fehler von Jonathan Lee


Lesedauer: 4 Minuten

Am Freitag, den 13. November im Jahre 1903 wird Andrew Haswell Green auf offener Straße erschossen. Doch warum musste der Mann, der New York City wie kein anderer prägte, sterben? War alles nur ein großer Fehler? Die Ermittlungen in diesem prekären Mordfall führen Inspektor McClusky tief in die Vergangenheit des Toten, denn zu dem schwarzen Täter, der am Tatort festgemacht werden konnte, gibt es keinerlei Verbindung…

Als großer Fan der atemberaubenden Metropole New York City kam ich nicht um den Debütroman »Der große Fehler« von Jonathan Lee herum, denn er erzählt von einer heute in Vergessenheit geratenen Persönlichkeit, die in vielerlei Hinsicht tragend für die Entwicklung dieser Weltstadt war und das trotz der einfachen Herkunft.

Die Rede ist von Andrew Haswell Green, dem Vater von Greater New York, welcher in eine große Familie und ärmliche Verhältnisse hineingeboren wurde und seine Heimat Massachusetts bereits im Alter von fünfzehn Jahren den Rücken kehrte, als er vom Vater nach New York geschickt wird, um dort eine Lehre als Gemischtwarenhändler zu absolvieren und das dringend benötigte Geld nach Hause zu schicken. Der ausschlaggebende Grund für Andrews Fortgang lag jedoch nicht in der finanziellen Misere seiner Familie, sondern vielmehr in seiner vertraulichen Zuneigung zu seinem Freund Samuel, die vom Vater somit im Aufkeimen unterbunden wurde.

Andrew Haswell Green
Andrew Haswell Green

Die Bekanntschaft mit dem später einflussreichen Rechtsanwalt und Politiker Samuel Tilden ist maßgeblich verantwortlich für den weiteren Verlauf von Andrews Leben.

Durch ihn erhält er Zugang zu Büchern, Bildung, und einem gesellschaftlichen Kreis, die ihm auf seinem Weg zum Anwalt und seiner Karriere als Stadtplaner, dem wir den Central Park, das Metropolitan Museum of Art, die New York Public Library und die Verbindung von Manhattan und Brooklyn durch die Brooklyn Bridge zu verdanken haben, als Richtschnur dienen.

Heute erinnert lediglich eine Gedenkbank im Central Park an dessen Schöpfer, der zu seiner Zeit ein zurückgezogenes Leben führte und es verdient hat wieder in Erinnerung gerufen zu werden.

Die mysteriösen Umstände seines Todes im Alter von 83 Jahren bildet den Ausgangspunkt von Jonathan Lees historischem Roman »Der große Fehler«, der zwischen der Ermittlungsarbeit des Inspektors McClusky, welcher mit diesem Mordfall betraut wurde, und der Aufdeckung von Greens Lebensgeschichte in der Retrospektive eine unterhaltsame Lektüre mit wissenswerten Details liefert.

Mehr historischer Roman als Krimi, gelingt es Jonathan Lee mit gut recherchierten Hintergründen zu punkten, die nicht nur die Persönlichkeit des Stadtplaners zum Leben erweckt, sondern auch die politischen und gesellschaftlichen Strukturen zur Jahrhundertwende aufgreift. Die Übergänge zwischen den beiden Handlungssträngen aus der gegenwärtigen Mordermittlung und Andrews Lebensgeschichte sind an manchen Stellen etwas holprig geraten und im Gesamten hätte ich mir hier eine besser ausgearbeitet Verbindung gewünscht, ansonsten hatte ich großen Lesespaß an dieser informativen Story.


Jonathan Lee hat mit seinem Debütroman eine absolut lesenswerte Hommage an das Lebenswerk von Andrew Haswell Green geschaffen, die den Erschaffer des Central Park in Erinnerung ruft.

★★★★☆

*WERBUNG*


Titel: Der große Fehler
Originaltitel: The Great Mistake
Autor: Jonathan Lee
Übersetzer: Werner Löcher-Lawrence
Genre: Krimi, Historischer Roman
Verlag: Diogenes
ISBN-13: 978-3257071917
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 368 Seiten
Preis: 24,00 €
Erschienen: 23. März 2022

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Jonathan Lee, 1981 in Surrey, England, geboren, studierte Literatur, lebte eine Zeitlang in Südamerika und arbeitete in einer Anwaltskanzlei in London und Tokio. Inzwischen ist er in New York für einen renommierten Verlag tätig, verfasst Drehbücher und steht frühmorgens auf, um an seinen Romanen zu schreiben. Der ›Guardian‹ nennt Jonathan Lee »eine bedeutende neue Stimme der englischen Literatur«.

Quelle: Diogenes Verlag

Dieses Buch zu lesen ist alles andere als ein großer Fehler, sondern eine lohnenswerte Geschichtsstunde, gut geschrieben und außerordentlich informativ.
Buch-Haltung

Lee schreibt sehr fein, sehr literarisch, der Roman ist sehr gut recherchiert und wirklich interessant.
arcimboldis world

In seinem Debütroman zeichnet Jonathan Lee das Leben Greens detailliert, empathisch und mit feinsinnigem Humor nach.
Sounds & Books

Wie der Titel es schon verrät, beschäftigt sich der überaus lehrreiche Roman darüber hinaus mit Fehlern und Fehleinschätzungen, die nicht nur ein Leben auf eine andere Bahn lenken und das Verhältnis zwischen den Menschen bestimmen, sondern letztlich auch zu einer Tragödie führen können.
Zeichen & Zeiten

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Bella,

    ich finde es bemerkenswert/spannend das wohl kaum einer diesen Mann/Stadtplaners New York trotzdem tragischen Endes Beachtung geschenkt hat.

    Schön das das nun durch den Autoren nachgeholt wird….

    LG…Karin..

    • Liebe Karin,

      ich finde es große Klasse, dass der Autor mit seinem Roman die Erinnerung an diesen beachtenswerten Mann wieder wachruft.

      Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

      Herzliche Grüße
      Bella

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