{Rezension} Die Taugenichtse von Samuel Selvon

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Titel: Die Taugenichtse
Originaltitel: The Lonely Londoners
Autor: Samuel Selvon
Übersetzerin: Miriam Mandelkow
Genre: Belletristik
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-13: 978-3423281171
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 176 Seiten
Preis: 18,00 €
Erschienen: Mai 2017

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Klappentext

Moses, Big City, Fünf-nach-zwölf und die anderen setzen große Hoffnungen in ihr neues Leben im »Zentrum der Welt«, so nennen sie das London der Nachkriegszeit. Sie sind aus der Karibik hierhergekommen, jetzt staunen sie über die Dampfwolken vor ihren Mündern. Und wenn der Wochenlohn wieder nicht reicht, jagen sie eben die Tauben auf dem Dach. Kapitulation? Niemals! Stattdessen beginnen die Überlebenskünstler, sich neu zu erfinden – und ihre neue Heimat gleich mit.

Samuel Selvons Ton zwischen kreolischem Straßenslang und balladesker Suada setzt sich sofort ins Ohr. Bedingungslos aufrichtig erzählt Selvon von den ersten Einwanderern Englands, die das Land für immer verändert haben – sein Denken, seine Sprache, sein Selbstverständnis.

Meine Meinung

Samuel Selvons Roman „Die Taugenichtse“ erschien bereits 1956 in englischer Sprache unter dem Titel „The Lonely Londoners“. Nun wurde der erfolgreiche Roman über die ersten Einwanderer Englands, der bereits den Status eines Klassikers inne hat, ins Deutsche übersetzt und von der dtv Verlagsgesellschaft veröffentlicht.

Aber das Leben ist so, es passiert einfach. Man legt sich was zurecht im Kopf, eine Art Muster, eine Art Reihenfolge, und auf einmal bam! passiert was, und alles ist aus der Spur.Seite 50

Samuel Selvon vermittelt in seinem Roman unmissverständlich eine wichtige Botschaft über Migration und Klassenunterschiede, und zeigt beispielhaft auf wie nah Hoffnung und Verzweiflung beieinander liegen, und doch konnte mich das Buch einfach nicht berühren. Das Lesen strengte mich durch die Sprache im kreolischen Straßenslang, die der Autor für seine Geschichte gewählt hat, unglaublich an und verdarb mir somit schon mal den Lesegenuss. Natürlich kann man den Kritikern zustimmen, dass diese Sprache außergewöhnlich authentisch und sehr passend ist – mich hat der gebrochene Schreibstil, der einem Wortschwall ohne jegliche Ordnung gleicht, leider nicht angesprochen.

Manchmal denkt man, man ist auf dem richtigen Weg, aber dann muss man doch noch mal neu denken.Seite 55

Der Plot, der sich vor allem um die Geschichten diverser männlicher Einwanderer in London dreht und wie unterschiedlich sie ihren Alltag meistern, versprüht jede Menge melancholisches Südsee-Flair. Im Mittelpunkt steht der Erzähler Moses, der unter den ersten Einwanderern aus den karibischen Kolonien Großbritanniens nach England war. Er fühlt sich für die neu eintreffenden Immigranten verantwortlich und greift einigen davon unter die Fittiche.

So redet Galahad mit der Farbe Schwarz, als wenn sie ein Mensch wäre, und erzählt ihr, dass nicht er hier die Ärgerung bringt, sondern Schwarz, ein wertloses Geschöpf, das überall Aufruhr macht.Seite 91

Im Verlauf des Romans macht der Leser Bekanntschaft mit den unterschiedlichsten Charakteren und Schicksalen. Eines ist jedoch bei allen gleich, alle brauchen sie Geld und sind nach hübschen Frauen (egal welcher Nationalität) und einer besseren Zukunft aus. So gesehen gleichen sich die einzelnen Handlungsstränge dann doch wieder etwas.

Der Roman enthält ein Nachwort von Sigrid Löffler das geradezu vor Begeisterung sprüht. Zu gerne hätte ich mich den Lobeshymnen angeschlossen da ich die Thematik von Samuel Selvons Roman sehr wichtig finde, und gerade heute in Zeiten der Flüchtlingskrise, ist es auch noch brand aktuell. Leider hat mir die Umsetzung und Sprache des Romans nicht zugesagt, deshalb vergebe ich 3 von 5 Grinsekatzen.

Fazit

Eine authentisch erzählte Geschichte über die Einwanderung in England.

★★★☆☆

Über den Autor

Samuel Selvon, 1923 in Trinidad geboren, schrieb erste Kurzgeschichten unter Pseudonymen wie Ack-Ack und Big Buffer. 1950 ging er nach London und avancierte zu einer international anerkannten literarischen Stimme. Mit seinem Roman Die Taugenichtse schuf er einen ganz eigenen, neuen Sound. Er schrieb TV-Drehbücher für die BBC und verließ London 1978 in Richtung Kanada. Er starb 1994 in Trinidad. (Quelle: dtv Verlagsgesellschaft/Foto: © The Sam Selvon Collection)


Weitere Rezensionen

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7 Kommentare

  1. Oh, Du hast es schon gelesen! Ich stand letztens in der Buchhandlung davor, war dann aber doch zu geizig. Ich setze mal auf die Bücherei. Sieht so aus als würden sie es anschaffen.

    LG
    Mona

    • Hi liebe Mona,

      ja ich war so neugierig und hab mir so viel von dem Buch versprochen. Würde mich auf jeden Fall interessieren wie dir die Story gefällt.

      Liebe Grüße
      Bella

  2. Ich bin auch noch unentschlossen. Das Thema interessiert mich sehr, aber auf Straßenslang mit Ursprung Karibik habe ich nach „Kurze Geschichte von sieben Morden“ im Moment überhaupt keine Lust. Mal sehen, vielleicht setze ich auch auf Bücherei. Viele Grüße, Petra

    • Hi Petra,

      am besten gönnst du dir dann erstmal eine Pause von dem Slang. Obwohl „Die Taugenichtse“ mit seinen nicht einmal 200 Seiten im Vergleich zu „Kurze Geschichte von sieben Morden“ wie eine Kurzgeschichte wirkt, hat mit das Lesen angestrengt.

      Bisher bin ich um „Kurze Geschichte von sieben Morden“ schon ein paar Mal herum geschlichen. Bestimmt werde ich es auch mal lesen. Dazu muss ich allerdings in der Stimmung sein.

      War die Sprache in dem Buch auch so abgehackt?

      Liebe Grüße
      Bella

      • Liebe Bella, die Sprache war vor allem furchtbar brutal, voller Flüche, voller Menschenverachtung, kreiste ständig um die unterschiedlichsten sexuellen Handlungen, sehr homophob. Ich habe ein bisschen recherchiert und herausgefunden, dass das wohl ziemlich authentisch ist, natürlich auch in den Kreisen, in denen das Buch überwiegend spielt besonders. Ich fand es auch sehr überzeugend, aber in der Masse sehr anstrengend. Trotzdem war das Buch die Lektüre aber definitiv wert.
        Liebe Grüße, Petra

  3. Hallo Bella,
    Schade, dass dir das Buch nicht so gefallen hat. Ich habe sehr viel Gutes darüber gehört und die Thematik hat mich auch sehr angesprochen, deswegen war ich sehr neugierig auf dieses Buch. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob ich es mir kaufen soll. Das mit der Sprache schreckt mich schon ein wenig ab…
    Liebe Grüße, Julia

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