{Rezension} Die Lüge von Feuer und Ewigkeit von Thilo Corzilius


Lesedauer: 4 Minuten

In der Welt von Amarelle genießt der Orden der Sturmpriester hohes Ansehen, geben sie doch die genauesten Wettervorhersagen und pflegen ansonsten ein zurückgezogenes Leben in einem Tempel am Ende der Welt. Doch was genau treiben die Sturmpriester dort hinter verschlossenen Mauern? Ein Graf ging dieser Frage nach und wurde dafür ermordet, seine Witwe strebt jetzt erst recht danach, das Geheimnis der Sturmpriester zu lüften, und stellt aus ihrem Kanzler und ehemaligen Spion Infendio, der gescheiterten Ritterin Raurianne, der Attentäterin Tali und Mandris, dem berühmtesten Magier von Amarelle, einen Ring aus Gefährten zusammen, die der Tempelstadt in Kett ihr atemberaubendes Mysterium entreißen. Die Verbündeten tragen es in ihre Heimat und anstatt auf das Wohle der Gesamtheit zu achten, droht jeder das erlangte Wissen für seine eigene Zwecke zu nutzen.

Thilo Corzilius legt nach seinem prämierten Fantasyroman »Diebe der Nacht« mit einem neuen Werk nach, welches »Die Lüge von Feuer und Ewigkeit« erzählt und ebenfalls bei der Hobbit Presse im Klett-Cotta Verlag erschienen ist.

Das traumhaft schöne Cover, getaucht in mystische Violett, Bau- und Orangetöne, sowie eine im Buch abgedruckte Weltkarte vom Handlungsort Amarelle stimmen direkt auf die kommende Geschichte über eine fantastische Welt voller Ritterinnen, Spione, Attentäterinnen, Magier und Drachen (die leider so gut wie ausgestorben sind) ein. Positiv anzumerken ist auch die am Ende des Buches enthaltene Triggerwarnung, sowie ein paar knapp zusammengefasste Informationen zu der Historie und Zeitrechnung in Amarelle und eine Übersicht zur Dramatis Personae.

Lieber erst mal erschlagen oder erschießen und sich dann fragen, ob das so schlau gewesen ist. Ziemlich beschissener Wesenszug, den eure Art da an sich hat.
Seite 114


Genau wie in »Diebe der Nacht« weiß Thilo Corzilius auch in seinem neuen Roman »Die Lüge von Feuer und Ewigkeit« mit einem detaillierten und ausgefeilten Worldbuilding zu begeistern, und dank der tollen Karte zu Buchbeginn kann man den Protagonisten auf ihrer Reise wunderbar folgen. Auch im Ensemble der Protagonisten spiegelt sich der Abwechslungsreichtum dieser Welt wider.

Die Kapitel werden abwechselnd von den unterschiedlichen Protagonisten erzählt, die da wären: die Attentäterin Tali Atimba, die angehende Ritterin Raurianne aus Turraix, Mandris, den wohl mächtigsten und berüchtigtsten Magier von ganz Amarelle, sowie den ehemaligen Spion Infendio, der nun als Kanzler im Dienst der Gräfin von Ebenar steht.

[…] Religionen neigen dazu, dicke Mauern aus Mythen und Legenden zu errichten, hinter denen sich ihre Weisheiten verbergen.
Seite 129


Es war einfach ein großartiges Leseerlebnis in die Welt von Amarelle einzutauchen, die vielschichtigen Charaktere kennenzulernen und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Im ersten Akt lernt man die Welt und Protagonisten kennen, diese finden schließlich zusammen und lüften gemeinsam das große Geheimnis um den Orden der Sturmpriester und ihren Tempel in Kett, welches die Welt verändern wird.

Zwar ist allen Beteiligten klar, dass sie jetzt die Zukunft der ganzen Welt in ihren Händen halten, doch wie sich im folgenden zweiten Akt noch zeigen wird, wiegen persönliche und politische Zwecke manchmal einfach mehr als das Allgemeinwohl. Der dritte Akt bietet schließlich genügend Raum für den entstandenen Krieg und Zeit und Zeit, in der die Protagonisten mit ihren getroffenen Entscheidungen ringen.

Ihr Menschen dreht euch immer nur um euch selbst: Ansehen, Erfolg, Selbstverwirklichung, irgendwie ein bisschen Geld zusammenkratzen. Ihr vergesst, wozu das Leben da ist.
Seite 271


Der Autor hat in seine Story so viel mehr hineingepackt, als ein gewöhnliches Fantasyabenteuer. Die Gesellschaftskritik, die über den ganzen Roman hinweg mitschwingt, wirkt nicht belehrend, sondern sensibilisiert, selbst genauer hinzusehen. Genau das hat mir sehr gut gefallen, da konnte ich dann auch gut verschmerzen, dass die Handlung an einigen Stellen schon sehr getrieben und konstruiert wirkt.

*Spoiler* Etwas schade finde ich, dass an einer Stelle ein Charakter kurz eingeführt wird und den Weg mit den Gefährten ein gutes Stück mit beschreitet, dabei jedoch im Vergleich zu der Kerngruppe vernachlässigt wird, und schließlich stirbt. Hierbei habe ich den Sinn leider nicht verstanden und so recht mitfühlen konnte man hier auch nicht, da einfach zu wenig über ihn bekannt war. *Spoiler*

Mein persönliches Highlight war der kleine rotbärtige Drache Glest, der mit seinen frechen und ins Schwarze treffenden Sprüchen das Ganze ordentlich aufgepeppt hat. Im Gesamtpaket bietet »Die Lüge von Feuer und Ewigkeit« spannende Charaktere, Diversität und Gesellschaftskritik im Fantasygewand. Auch wenn mir der Plot manches Mal zu „gewollt“ vorkam, hat mich die Lektüre dennoch gut unterhalten. Daher gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!


Ein buntes Fantasyspektakel mit einem Schuss Gesellschaftskritik, Diversität und einem unheimlich frechen Drachen.

★★★★☆

*WERBUNG*


Titel: Die Lüge von Feuer und Ewigkeit
Autor*in: Thilo Corzilius
Genre: Historische Fantasy
Verlag: Hobbit Presse (Klett-Cotta)
ISBN-13: 978-3608980844
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 640 Seiten
Preis: 26,00 €
Erschienen: 18. März 2023

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Thilo Corzilius, geboren 1986, liebt Regenwetter und schreibt Romane im beschaulichen Münsterland. Mit seinem Roman »Diebe der Nacht«, der bei Klett-Cotta in der Hobbit-Presse erschien, gewann er 2021 den wichtigsten deutschen Fantasypreis, den Krefelder Preis für Fantastische Literatur.

Quelle: Klett-Cotta


Das ist moderne Abenteuer-Fantasy mit einem deutlichen Anteil an Gesellschaftskritik – dies aber so unterschwellig und geschickt verpackt, dass wir der rasant aufgezogenen Handlung voller Faszination folgen.
Phantastik-News, Carsten Kuhr

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