{Rezension} Der Store von Rob Hart

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Titel: Der Store
Originaltitel: The Warehouse
Autor: Rob Hart
Übersetzer: Bernhard Kleinschmidt
Genre: Dystopie
Verlag: Heyne
ISBN-13: 978-3453272309
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 592 Seiten
Preis: 22,00 €
Erschienen: 2. September 2019



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Cloud ist der weltweit größte Konzern im Onlinegeschäft und liefert alles außer Waffen direkt per Drohne vor die heimische Tür. In den zahlreichen MotherClouds entstehen neue Lebensräume für die Mitarbeiter des Imperiums. In einem bewährten Sterne-System treibt Cloud seine Mitarbeiter zu mehr Leistung an, immer mit dem Bild einer großen Familie vor Augen, die der ganze Konzern darstellen will. Paxton und Zinnia lernen sich an ihrem ersten Tag bei Cloud kennen und entdecken schnell die dunkle Kehrseite hinter der schönen Fassade…

In seinem dystopischen Roman »Der Store« prangert Rob Hart die Auswüchse des Onlinehandels bis hin zu einer verschärften Situation des Aussterbens der Innenstädte an. An ihre Stelle drängt sich ein der weltweit größte Onlinehandels-Konzern Cloud, der sich durch eine harte Preis- und Klimapolitik eine regelrechte Monopolstellung errungen hat. Dieses Szenario fühlt sich im 21. Jahrhundert angekommen äußerst real an und erzeugt alleine schon durch diese Nähe eine gewisse Grundspannung die dazu verleitet den Atem anzuhalten.

Die perfekt zum Inhalt abgestimmte Aufmachung des Buches fällt dem Betrachter auf Anhieb ins Auge, denn durch den kartonähnlichen festen Einband und den leicht glänzenden Strichcode entsteht der Eindruck, ein Paket in Händen zu halten. Ergänzt wird das ansprechende Äußere durch einen leuchtend orangefarbenen Buchschnitt.

Rob Hart gewährt uns gleich drei verschiedene Einblicke in seine Geschichte, zum einen folgen wir dem ehemaligen Unternehmer Paxton, dessen Firma durch den mächten Cloud-Konzern in die Knie gezwungen wurde und nun keine andere Lösung sieht als sich bei Cloud um einen Arbeitsplatz zu bewerben, und dann wäre da noch Zinnia, welche sich als Wirtschaftsspionin in das Unternehmen einschleicht. Unterbrochen werden diese zwei Erzählperspektiven immer wieder durch tagebuchartige Blogbeiträge des Cloud Gründers Gibson Wells.

Ich erinnere mich an viele Tage bei Cloud, aber am liebsten an den ersten. Daran erinnere ich mich, weil es der schwerste war.
Der Store, Seite 93


Die Botschaft von Rob Hart ist unmissverständlich, mit seinem Roman setzt er einen Wandel in Szene, der sich in Ansätzen schon heute erkennen lässt und kreiert daraus eine Utopie. Klimawandel und das Sterben der Städte befeuern die Bildung neuer Ballungszentren rund um das große, alles verschlingende Imperium der Cloud. Cloud ist weltweit der größte Onlinestore, der andere Firmen zum Frühstück verschlingt und in MotherClouds seine zahlreichen Arbeitnehmer um sich schart. Gibson Wells ist Gründer des Cloud-System und hat darin alles perfekt geregelt um nach Außen den Anschein einer heilen Welt vorzugaukeln während in den MotherClouds Überwachung, Leistungsdruck und Lohndumping auf der Tagesordnung stehen.

Authentisch und erschreckend zugleich skizziert Rob Hart ein Zukunftsszenario von ausgestorbenen Städten und einem weltweit führenden Konzern für Onlinehandel, der zugleich als weltweit größter Arbeitgeber agiert und durch diese Monopolstellung in vielen Belangen den Ton angibt. Damit lenkt der Autor das Augenmerk auf die bereits heute bestehende Problematik des sterbenden Einzelhandels in vielen Innenstädten und spitzt dies zu einer Vision zu, deren Erfüllung sich keiner wünschen kann. Allerdings wird der Leser im Unklaren gelassen, welche Hintergründe das vollkommene Aussterben der Städte genau hatte. Es scheint sich alles an einem ominösen Massacker am Black Friday aufzuhängen, zu dem ebenfalls mehr Input wünschenswert wäre. Auch im Bezug auf die angeschnittene Wirtschaftsspionage hätte sich genügend Potenzial für mehr Spannung und Tiefgang geboten, doch diese Chance hat der Autor leider ungenutzt verstreichen lassen.

Stattdessen ist man genauso sehr im eintönigen Leben aus Arbeit und begrenzter Freizeitmöglichkeiten, die das Leben in einer überwachten MotherCloud mit sich bringt, gefangen, wie es die Hauptprotagonisten der Geschichte sind. Zinna rennt mit ihrem roten Poloshirt als Lagerarbeiterin von Regal zu Regal und hechelt einer kaum haltbaren Leistungsvorgabe hinterher und Paxton nimmt die Arbeit bei Cloud nur als Übergangslösung an, wird aufgrund seiner bisherigen Laufbahn mit einem blauen Poloshirt und den Aufgaben eines Sicherheitsmitarbeiters ausgestattet. Mit jedem Kapitel spürt man deutlicher wie sehr der Ort Paxton und Zinia an sich fesselt, auch wenn das Leben in der MotherCloud an harte Bedingungen geknüpft ist und man seine Freiheit vor der Sicherheitskontrolle abgegeben hat. Die glanzvollen Bilder und Werbespots über Familie und Glück haben nichts mit der Wahrheit gemein, trotzdem sind sie eine große Versuchung, aufgrund der noch trostloseren Aussicht abseits der Cloud, an Ort und Stelle zu verweilen.

Dadurch würde er sich weiter an diesen Ort fesseln. Aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr kam es im so vor, als wäre dieser Ort das Einzige, was es auf der Welt gab, weil alles andere verdorrt und abgestorben war.
Der Store, Seite 456/457


Rob Hart legt mit seinem Roman »Der Store« eine Dystopie vor, deren Thematik sich stark an der Gegenwart orientiert und sich dadurch äußerst real anfühlt. Durch eine angenehme Kapitellänge, eine leichte Sprache und einen unterschwelligen Spannungsbogen lässt sich das Buch fast an einem Stück weglesen und regt zum Überdenken der eigenen Angewohnheiten an.


Diese Dystopie sorgt mir ihrer Nähe zur Realität für gelungene Unterhaltung, dennoch hätte ich mir eine Ausarbeitung mit etwas mehr Tiefgang erhofft.

★★★☆☆


Rob Hart hat als politischer Journalist, als Kommunikationsmanager für Politiker und im öffentlichen Dienst der Stadt New York gearbeitet. Er ist Autor einer Krimiserie und hat zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. »Der Store« ist sein erster großer Unterhaltungsroman. Rob Hart lebt mit Frau und Tochter auf Staten Island.

Quelle: Random House


Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass mich dieser Roman – trotz holpriger und völlig lebloser Übersetzungsarbeit – nicht erstklassig unterhalten hat!
Zwischen den Zeilen

Das Setting der Story war einerseits irre spannend und interessant, man hätte es aber hier und da besser beschreiben und vielleicht sogar noch ein wenig ausbauen können.
Beauty and the book

Eine kurzweilige Dystopie, die näher an der Realität ist, als wir es vermutlich wahrhaben wollen und ein absoluter Lesetipp!
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