{Rezension} Bekenntnisse eines Betrügers von Rahul Raina


Lesedauer: 4 Minuten

Ramesh Kumar wächst als Sohn eines gewalttätigen Teeverkäufers unter ärmlichen Verhältnissen in den Straßen Dehlis auf. Das Schicksal bereitet ihm jedoch den Weg und ermöglicht ihm eine schulische Ausbildung, sodass er über seinen Stand hinauswächst. Als ›Bildungsberater‹ macht Ramesh gute Geschäfte, da ist die Moral nur nebensächlich, schließlich will Ramesh nie wieder zurück in die Verhältnisse seiner Kindheit.

Ganz Indien schaut auf den achtzehnjährigen Rudrash, den Erstplatzierten bei den nationalen Uni-Aufnahmeprüfungen ›All Indias‹ und über Nacht wird er zum gefragten Quizmoderator und Werbegesicht. Sein Erfolg ist jedoch Ramesh anzurechnen, der als Prüfungsbetrüger Rudis Aufnahmeprüfungen ablegte und sich nun ein Stückchen des Kuchens sichern will. Als Manager steht Ramesh Rudi in der Welt der Reichen zur Seite, doch als dieser den falschen Leuten auf den Schlips tritt, gerät alles außer Kontrolle..

Rahul Raina legt mit »Bekenntnisse eines Betrügers« einen Debütroman vor, der auf den ersten Blick an die vom Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichte »Slumdog Millionär« erinnert, welche auf dem Roman »Rupien! Rupien!« von Vikas Swarup basiert. Doch Raina legt mit seinem Gegenwartsroman eine modernere und bissigere Story über Korruption und der Kluft zwischen den Gesellschaftsschichten vor.

Im Mittelpunkt der temporeichen Handlung steht der charmante Gauner Ramesh Kumar, der geprägt von seiner Kindheit in Armut und Gewalt ist und Dank der Zuwendung der französischen Nonne Claire eine Chance im Leben erhält. Als diese jedoch schwer erkrankt, sieht sich Ramesh dazu gezwungen einen Deal mit dem Arzt einzugehen und gerät als Prüfungsbetrüger auf die schiefe Bahn. Es stellt sich auch die Frage, ob mit Ehrlichkeit und harter Arbeit ein Vorankommen in Indien überhaupt möglich ist.

Echte Aufrichtigkeit langweilt die Menschen, aber Aufrichtigkeit, die sich auf dem schmalen Grat zwischen Wahrheit und Täuschung bewegt? Darauf wurde die Welt errichtet.
Seite 358


Richtig spannend wird es, als Ramesh für einen Kunden sogar die ›All Indias‹ gewinnt und dieser in die High Society aufsteigt. Im Verstrickspiel zwischen Reichen, Medien und Politik entspinnt sich eine rasante Jagd, bei der Kidnapping und Erpressung auf der Tagesordnung stehen.

Die frische Erzählstimme von Rahul Raina macht die Lektüre zu einem Erlebnis mit großem Unterhaltungsfaktor, wobei die spitze Gesellschaftskritik ein tragendes Element einnimmt. Sicherlich werden Kennerinnen und Kenner der indischen Welt noch viel mehr Anspielungen in Rainas Werk wahrnehmen. Für mich macht neben Action und Bollywood-Flair, der komödiantische Esprit die Story absolut lesenswert. Wer auf der Suche nach einer exotischen Ganoven-Geschichte ist, die sich selbst nicht ganz so ernst nimmt, ist bei »Bekenntnisse eines Betrügers« genau an der richtigen Adresse.


Die exotische Kulisse Indiens lockt mit Rahul Rainas bestechendem Gesellschaftsporträt und einer märchenhaften Betrügerstory mit Slumdog-Millionaire-Vibes, die mit einer unglaublichen Leichtigkeit und viel Witz erzählt wird.

★★★★☆

*WERBUNG*

Titel: Bekenntnisse eines Betrügers
Originaltitel: How to Kidnap the Rich
Autor: Rahul Raina
Übersetzer: Alexander Wagner
Genre: Gegenwartsliteratur
Verlag: Kein & Aber
ISBN-13: 978-3036958682
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 400 Seiten
Preis: 25,00 €
Erschienen: 10. Mai 2022

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Rahul Rainas Leben spielt sich zwischen Delhi und Oxford ab: In England leitet der Autor sein eigenes Beratungsunternehmen, in Indien arbeitet er für Wohltätigkeitsorganisationen und unterrichtet Englisch. Seinen Debütroman Bekenntnisse eines Betrügers schrieb er in der brütenden Hitze Neu-Delhis.

Quelle: Kein & Aber


Eine lässig erzählte, smarte Satire über das korrupte Bildungssystem und den hinduistischen Nationalismus in Indien mit einem charmanten Gauner als Hauptfigur.
Literaturblog Günter Keil

[…] das Romandebüt von Rahul Raina, kleidet Gesellschaftssatire in ein rasantes Bollywood-Gewand.
Deutschlandfunk, Julia Schröder

Ein Crossover-Roman, der sich literarisch nicht festlegen mag und vielleicht genau deswegen gelingt.
Krimi-Couch, Thomas Gisbertz

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