{Rezension} Tea Time von Ingrid Noll


Lesedauer: 4 Minuten

Nina arbeitet als Pharmazeutisch-technische Assistentin in einer Apotheke und wohnt im selben Weinheimer Mietshaus, wie ihre beste Freundin Franzi. Während Nina nur fest eingewickelt schlafen kann und jedes mitleiderregende Kräutchen fotografiert, hat Franzi eine besondere Beziehung zu Teppichen mit Fransen. Zusammen mit vier anderen Frauen, die mindestens ebenso schräge Spleens pflegen, gründen sie den ›Klub der Spinnerinnen‹. Als Nina bei einem Treffen ihre Handtasche verliert und Bekanntschaft mit Andreas Haase schließt, der sich einen ganz besonderen Finderlohn erhofft, ist freundschaftlicher Zusammenhalt vonnöten.

Schon längst stand die Autorin Ingrid Noll auf meiner Bucket List und mit »Tea Time« habe ich nun endlich meinen ersten Roman von ihr gelesen. Das Cover lädt bereits zu einer gemütlichen Lesezeit mit einer guten Tasse Tee ein und passt zudem hervorragend zur aberwitzigen Geschichte, die zwischen den Buchdeckeln steckt.

Im beschaulichen baden-württembergischen Städtchen Weinheim angesiedelt, spickt Ingrid Noll ihre eigentlich ganz alltägliche Story über die Apothekenassistentin Nina und ihre Freundin Franzi mit jeder Menge makabrer Komik und knausert nicht mit kauzigen Charakterzügen, die dem Ganzen die nötige Würze verleiht. Im Vordergrund sehen verschiedene kuriose Spleens von Teppichfransen-Manie über Zukunftsdeutung aus Wolken bis hin zur Obsession fremde Häuser zu beschatten. Verbunden durch ihre absonderlichen Marotten, treffen sich Nina und Franzi regelmäßig mit dem ›Klub der Spinnerinnen‹ zum gepflegten Quatschen, Essen und dabei wird auch das ein oder andere Gläschen vernichtet.

Das Blatt wendet sich, als Nina die Bekanntschaft mit dem übergriffigen sowie alkoholisierten Andreas Haase macht und die Situation eskaliert. Der Hase liegt am Boden und in ihrer Angst, ihn umgebracht zu haben, wendet sie sich Hilfe suchend an ihre loyale beste Freundin Franzi. Später erfahren sie davon, dass es sich bei dem Hasen um den Ex-Ehemann einer Klubdame handelt und die Story nimmt ihren kurios-furiosen Lauf. Neben dem Hasen treffen wir auch noch auf Wolf, den Nachbarn von Nina, der eigentlich Ives heißt und schließlich irgendwie mit in die verrückte Sache mit dem Hasen gezogen wird.

Franzi mit ihrer Vorliebe für flache Wortspiele trägt zwar auch ihren Teil zum äußerst unterhaltsamen Verlauf der Dinge bei, nervt irgendwann allerdings nicht nur ihre Busenfreundin Nina damit.

Meiner Vorliebe für schräge Geschichten und sonderbare Charaktere kommt Ingrid Noll mit »Tea Time« sehr entgegen. Ich habe mich köstlich amüsiert und war selbst erschreckt, wie leicht man der schrulligen Nina und ihren Freundinnen so manche schlimme Taten verzeiht. Allerdings hätte dem Gesamtpaket etwas mehr Spannungsaufbau gutgetan. Ansonsten kann ich nur eine Leseempfehlung für alle, die gerne sonderbare Geschichten lesen, aussprechen. Ich für meinen Teil werde mir sicherlich nun auch noch das ein oder andere (ältere) Werk der Autorin bei einem Five o’Clock Tea zu Gemüte führen.


Eine kuriose Story, die zum Schmunzeln einlädt, Morde als Nebensächlichkeit erscheinen lässt und mit viel Liebe zur Skurrilität erzählt wird.

★★★★☆

*WERBUNG*


Titel: Tea Time
Autor*in: Ingrid Noll
Genre: Gegenwartsliteratur
Verlag: Diogenes
ISBN-13: 978-3257072143
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 320 Seiten
Preis: 25,00 €
Erschienen: 26. Oktober 2022

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Ingrid Noll, geboren 1935 in Shanghai, studierte in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte. Sie ist Mutter dreier erwachsener Kinder und vierfache Großmutter. Nachdem die Kinder das Haus verlassen hatten, begann sie Kriminalgeschichten zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden. 2005 erhielt sie den Friedrich-Glauser-Ehrenpreis der Autor:innen für ihr Gesamtwerk.

Quelle: Diogenes Verlag


Das liest sich einfach rundum köstlich!
Schreiblust Leselust

Ein spannendes Buch, das fast ohne Blut auskommt. Perfide, makaber und irgendwie ein bisschen aus dem Leben gegriffen.
Dauerleserin

Vielleicht ist “Tea Time” nicht Nolls bestes Buch, aber auf jeden Fall ein schönes Schmankerl.
Hallo Buch

Nolls Bücher sind einfach nur entspan­nendes, leicht makabres Amüsement und zweck­freier Eskapis­mus.
Bücher Rezensionen

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2 Kommentare

  1. Liebe Bella,
    wie schön!
    Ich war vor drei Wochen auf einer genialen Lesung von Ingrid Noll zu „Tea Time“ und hatte ganz wahnsinnig viel Spaß dort.
    Ganz liebe Grüße,
    Barbara

    • Liebe Barbara,

      das hört sich prima an. Ich hoffe, die Lektüre bereitet dir eben soviel Freude!

      Herzliche Grüße
      Bella

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