{Rezension} Die Gesetzlose von Anna North


Lesedauer: 4 Minuten

1894, Fairchild. Die siebzehnjährige Ada ist verheiratet, wird aber einfach nicht schwanger, und das in einer Zeit, in der die weibliche Bevölkerung unbedingt für Nachkommen sorgen muss, denn nach einer Grippewelle herrscht Unfruchtbarkeit. Als Ada kein Kind gebiert, wird sie von ihrem Mann verstoßen und die Gerüchte im abergläubischen Städtchen Fairchild, die sie als verfluchtes Mädchen und gar als Hexe bezichtigen, erwachen.

Zum Schutz ihrer Mutter und Schwestern flieht Ada hinter klösterliche Mauern und widmet sich dort medizinischen Schriften, denn sie will nichts sehnlicher als der Frage um die Unfruchtbarkeit von Frauen auf den Grund zu gehen. Dazu schließt sie sich sogar der berüchtigten ›Hole in the Wall‹-Gang an und schlittert in ein Leben als Gesetzlose…

Mit »Die Gesetzlose« wurde nun der erste Roman der Journalistin und Autorin Anna North ins Deutsche übersetzt und bereichert die Literaturlandschaft mit einem ganz besonderen Western, voller Diversität und starken Frauen, die die Cowboyhosen anhaben.

Das fiktive Schauspiel mit historischen Einflüssen trägt sich Ende des 19. Jahrhunderts im konservativen Städtchen Fairchild zu und legt auf schonungslose Art und Weise die Rolle der Frau als Mittel zur Fortpflanzung offen. In dieser Zeit verliert eine unfruchtbare Frau nach kürzester Zeit ihren Wert, wird verstoßen als Hexe verfolgt oder sogar gehängt.

Ada, der Erzählerin des Romans, geht es mit ihren siebzehn Jahren wie vielen ihrer Geschlechtsgenossinnen. Jedoch verfügt sie als Tochter einer gut geschulten Hebamme über ein größeres medizinisches Wissen als der Großteil der damaligen Bevölkerung, die der Religion und allerhand mystischen Hokuspokus aufsitzt. Das schützt Ada jedoch nicht davor, ebenfalls in Todesgefahr zu schweben, als ihre Unfruchtbarkeit bekannt wird.

Um nicht am Galgen zu enden, sucht Ada Schutz in einem Kloster und von dort ist es nur noch ein kleiner Schritt zur berüchtigten ›The Hole in the Wall‹-Gang, die so ganz anders ist als die Kopfgeldanschläge vermuten lassen. Denn hier handelt es sich nicht um die typischen Cowboy-Machos, sondern um Frauen, die in Freiheit leben wollen, wie sie es für richtig erachten. Eigentliches Ziel von Ada ist jedoch Pagosa Springs, denn dort hofft sie auf eine fortschrittliche Hebamme zu treffen, die laut ihren Schriften, die Ursache von Unfruchtbarkeit erforscht. Alleine wird die gesuchte junge Frau ihr Ziel jedoch nicht erreichen und so macht sie sich als Ärztin und Bombenbauerin unter den Gesetzlosen unersetzlich.

Anna North ist mit »Die Gesetzlose« ein Roman über Genregrenzen hinweg gelungen, der gnadenlos und unterhaltsam zugleich das Recht auf Selbstbestimmung anhand einer Western-Story im Coming-of-Age-Stil serviert. Doch Vorsicht: es wird scharf geschossen! Einziger Kritikpunkt für mich ist, dass Adas Ziel zwischendurch etwas aus dem Fokus gerät und dadurch langatmige Strecken entstehen, die man sicherlich hätte vermeiden können.


So hat man den Wilden Westen zuvor garantiert noch nie erlebt! Absolute Leseempfehlung.

★★★★☆

*WERBUNG*


Titel: Die Gesetzlose
Originaltitel: Outlawed
Autorin: Anna North
Übersetzerin: Sonia Bonné
Genre: Historischer Roman, Western, Coming of Age
Verlag: Eichborn (Bastei Lübbe)
ISBN-13: 978-3847901013
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 335 Seiten
Preis: 22,00 €
Erschienen: 25. März 2022

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Anna North hat den Iowa’s Writers‘ Workshop absolviert, ist Journalistin und Autorin dreier Romane, von denen THE LIFE AND DEATH OF SOPHIE STARK mit dem LAMBDA LITERARY AWARD ausgezeichnet wurde. Ihr neuer Roman DIE GESETZLOSE wurde weltweit in zahlreiche Länder verkauft. Ihre journalistischen Arbeiten sind u.a. in THE ATLANTIC und der NEW YORK TIMES erschienen. Sie lebt in Brooklyn.

Quelle: Bastei Lübbe

Eine Hammerstory, kinoreife Szenen und die diverseste Gang, die der Wilde Westen je gesehen hat.
Nina Gold

[…] wie ein Western von Margarat Atwood, mit ganz heftigen »Report der Magd«-Vibes.
Christian Endres

Anna North bringt Feminismus in das Genre Western und Western ins 21. Jahrhundert.
aviva-berlin.de

So spielt Anna North mit amerikanischen Mythen, so schießt sie auf Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Quacksalberei.
kurier.at, Peter Pisa

[…]ein spannendes Thema und fesselndes Buch, das ich einer jeden Person empfehlen würde, die sich für eine moderne Interpretation einer Western-Story interessiert.
LizzyNet

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