{Rezension} Alles ganz normal von Roberta Marasco


Lesedauer: 4 Minuten

Camilla muss sich gerade erst in ihrem neuen Leben mit Stiefmutter, Stiefschwester, neuem Zuhause und neuer Schule zurechtfinden, doch das ist alles nicht so einfach. In ihre neue Klasse trifft sie auf die modische Luna, die als Lunatika immer mehr Follower auf Tiktok erhält und deren Leben perfekt ist. Doch der Schein trügt, denn Lunas Vater lebt als Forscher weit weg und ihre Mutter scheint sich überhaupt nicht für sie zu interessieren. Als sich ein peinliches Video von Camilla verbreitet und sich alle über ihre Offenheit bezüglich ihrer ersten Regelblutung lustig machen, zeichnet sich langsam ein ganz neuer Zusammenhalt unter den Mädchen ab, wodurch auch der Weg für neue Freundschaften bereitet wird.

Roberta Marasco erzählt in ihrem Jugendroman »Alles ganz normal« eine frische Geschichte über diverse Problematiken im Teenageralter und fasst besonders den schamhaften Umgang mit der Thematik Menstruation ins Auge.

Die italienische Autorin hat einen lockeren Erzählstil gewählt, der mit Kurznachrichtentexten durchbrochen ist, und verleiht dem Ganzen durch den Perspektivwechsel zwischen den Hauptprotagonistinnen Camilla und Luna eine emotionale Note. Der Plot ist recht simpel gehalten, dadurch büßt die Botschaft der Geschichte jedoch nichts an Schlagkraft ein.

Die familiären Umstände von Camilla und Luna könnten unterschiedlicher nicht sein. Während sich Camilla in ihrer frischen Patchworkfamilie, einem neuen Stadtteil und einer neuen Schule einlebt und damit so ihre Probleme hat, ist Luna mit einer beschäftigten Künstlerin als Mutter und einem abwesenden Forschervater, sich größtenteils selbst überlassen und stürzt sich voll und ganz in ihren Erfolg als Tiktokerin.

Roberta Marasco beschreibt die Emotionen und Gedanken der unterschiedlichen Mädchen sehr einfühlsam, sodass man sich leicht in die jeweilige Lage hineinversetzen kann. Bewegung kommt in die Geschichte als Camilla zum ersten Mal ihre Tage bekommt und sie sich, ohne Mutter und nachdem sich ihre Freundinnen von ihr abgewandt haben, einer hilflosen Lage vollkommen alleine gegenüber sieht. Schließlich kann sie sich ja nicht an ihren jüngeren Bruder oder Vater wenden. So beschließt Camilla ein Video für ihre ehemaligen Freundinnen zu drehen, in dem sie offen über ihre Gefühle und Empfindungen spricht. Doch die Botschaft gerät in fremde Hände und geht viral, Mobbing inklusive.

Die Aspekte auf die Marasco mit ihrer Geschichte hinaus will liegen somit offen auf der Hand: Der Umgang mit der Menstruation muss etwas ganz normales werden und endlich aus der schambehafteten Ecke herausgeholt werden. Warum kann mit diesem Thema nicht offen umgegangen werden, sodass es ohne Peinlichkeiten an Schulen unterrichtet wird und es nicht mehr ein Tabu ist, mit männlichen Angehörigen darüber zu sprechen bzw. bei der ersten Regelblutung Hilfe von ihnen zu bekommen? Sehr schön ist hierbei die symbolische Idee mit dem roten Tuch durch das Mädchen/Frauen kennzeichnen, dass sie ihre Blutung haben und sich nicht schämen dies zu zeigen.

»Alles ganz normal« spricht ein wichtiges Thema an, bleibt jedoch in meinen Augen zu oberflächlich. Ich hätte mir gewünscht, dass Camillas Erfahrungen detaillierter ausgearbeitet worden wären. Im Gegenzug hätte man die Tiktok-Geschichte von Lunatika vernachlässigen können, obwohl der Umgang mit sozialen Medien ein nicht weniger brisantes Thema anspricht. Warum hierfür nicht ein extra Buch, anstatt die Botschaft dieser Geschichte zu verwässern? Dennoch ist das Buch genau das Richtige für Mädchen, um ihnen die erste Befangenheit in Sachen Regelblutung zu nehmen.


Locker und frisch erzählt Marasco eine Geschichte, die für einen unbeschwerten, »normalen«, Umgang mit der Periode wirbt.

★★★½☆

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Titel: Alles ganz normal
Originaltitel: Fazzoletti rossi
Autorin: Roberta Marasco
Übersetzerin: Ulrike Schimming
Genre: Jugendliteratur
Verlag: Carlsen Verlag
ISBN-13: 978-3551584441
Format: Klappbroschur
Seitenanzahl: 192 Seiten
Preis: 12,00 €
Erschienen: 25. Februar 2021

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Roberta Marasco ist Italienerin, lebt aber in einem kleinen spanischen Dorf am Meer. In ihrem Blog »Rosapercaso« versucht sie, Frauen in ihrem Kampf für Feminismus zu unterstützen, insbesondere dort, wo es am schwersten ist: in der Auseinandersetzung mit sich selbst. Sie hat eine Tochter und einen Sohn, die keine Lust mehr auf feministisches Gerede haben – aber ohne es zu wissen, sind sie schon jetzt feministischer, als Roberta es je sein wird. Von Roberta Marasco ist bereits ein Roman für Erwachsene auf Deutsch erschienen: Der Duft der weißen Kamelie.

Quelle: Carlsen Verlag


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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Bella,

    O.K. es fällt unter Jugendliteratur…Deine Vorstellung zum Thema ist ja ziemlich eindeutig gestaltet…grins..

    LG…Karin…

  2. […] »Alles ganz normal« von Roberta Marasco | Jugendliteratur | Eindruck: 3 Ein locker und frisch erzähler Jugendroman der für einen unbeschwerten, »normalen«, Umgang mit der Periode wirbt und auch noch weiter pubertäre Problempunkte auf den Tisch bringt. In meinen Augen hätten weniger Punkte und auf der Tagesordnung und dafür eine bessere Herausarbeitung des Kernthemas der Geschichte jedoch besser gestanden. […]

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