{Rezension} Perlen der Literatur | Proserpina von Elisabeth Langgässer, Seefahrt ist not! von Gorch Fock & Bezaubernder April von Elisabeth von Arnim


Lesedauer: 7 Minuten

Der Hamburger Autor und Verleger Ralf Plenz hat es sich mit seiner Reihe ›Perlen der Literaur‹ zum Ziel gesetzt, lesenswerte europäische Klassiker aus dem 19. oder 20. Jahrhundert in einer ansprechenden Aufmachung den Leserinnen und Lesern von heute in Erinnerung zu rufen. Die Ausgaben überzeugen mit einer hochwertigen Ausstattung aus Leineneinband, einer kalligraphisch gestalteten Banderole (die auch als Lesezeichen genutzt werden kann) und einem zum Thema passend gestalteten Vorsatzpapier zu einem ansprechenden Preis für 15 € pro Buch.

Bisher sind im Input-Verlag folgende dreizehn Ausgaben der Perlen der Literatur erschienen:

  1. »Proserpina« von Elisabeth Langgässer
  2. »Seefahrt ist not!« von Gorch Fock
  3. »Einbahnstraße« von Walter Benjamin
  4. »Die Schatzinsel« von Robert Louis Stevenson
  5. »Pallieter« von Felix Timmermans
  6. »1984« von George Orwell
  7. »Die kleine Stadt« von Heinrich Mann
  8. »Palmström« von Christian Morgenstern
  9. »Die Weihnachtsuhr« von Antje Thietz-Bartram
  10. »Forschungen eines Hundes, Der Bau« von Franz Kafka
  11. »Das Fenster zum Sommer« von Hannelore Valencak
  12. »Bezaubernder April« von Elizabeth von Arnim
  13. »Eine blassblaue Frauenschrift« von Franz Werfel

Die drei Ausgaben »Proserpina« von Elisabeth Langgässer, »Seefahrt ist not!« von Gorch Fock und »Bezaubernder April« von Elizabeth von Arnim habe ich mir genauer angesehen und möchte ich euch im folgenden gerne kurz vorstellen.

Die Erzählung „Proserpina“, erstmals veröffentlicht, zieht durch ihre mystische, dunkle und unterschwellig erotische Sprache in den Bann. Hintergrund ist die antike Mythologie der Zeustochter Proserpina, die zur Göttin der Unterwelt wird und nur zur fruchtbaren Jahreszeit auf die Erde zurückkehrt. Ihr Leben als Kind in einem blühenden, in seiner unermesslichen Fruchtbarkeit auch unheimlichen Garten, ganz nah einer eigenen und in ihrer Umgebung drohenden Todesahnung, ist Thema des Buches. So taucht der Jahreskreis dieses Kinderlebens in den Mythos wie in einen Brunnen, an dessen Rande wir noch alle wohnen.

Quelle: Input Verlag

Elisabeth Langgässers Geschichte »Proserpina«, die mich gerade deshalb reizte, da sie auf einer Geschichte aus der Myhtologie beruht, kann ich nur schwer bewerten. Die altertümliche Sprache ist für die moderne Leserin und den modernen Leser eine Herausforderung und es bedarf einer Gewöhnungszeit an die Erzählweise.

Die langen, verschachtelten Sätze kommen teilweise recht überladen daher, erzeugen durch die blumige Sprache aber eine interessante Atmosphäre, die sich durch das ganze Buch zieht.

In der Erzählung geht es um ein Kind namens Proserpina, deren Leben sich in einem wunderschön blühenden Garten abspielt und die überbehütet von ihren Eltern aufwächst. Als Vorlage für das Kind diente die Göttertochter Proserpina (in der griechischen Mythologie Persephone), die als Tochter von Zeus und Demeter als Fruchtbarkeitsgöttin und später als Frau des Hades als Totengöttin in die Geschichte einging.

Durch die Kinderaugen von Proserpina erlebt man die faszinierende Natur und deren Einklang im Kreislauf des Lebens. Die poetische Erzählung brachte in mir zwar auch die ein oder andere Seiten zum klingen, jedoch hatte ich das Gefühl nicht alles zu erfassen was mir die Dichterin mit ihrem Werk mitteilen möchte.


Ein anspruchsvolles Stück Literatur in ausschmückender Sprache erzählt.

★★★☆☆

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Titel: Proserpina
Autorin: Elisabeth Langgässer
Genre: Klassiker
Verlag: Input
ISBN-13: 978-3941905252
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 192 Seiten
Preis: 15,00 €
Erschienen: 10. September 2021

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Der Roman erzählt uns vom Leben der Finkenwerder Familie Mewes, die seit Generationen vom Fischfang lebt. Ihr Sohn wird spaßeshalber Klaus Störtebeker genannt. Diese Überarbeitung der Fassung von 1912, damals ein Bestseller, wurde teilweise ins Hochdeutsche „eingedeutscht“, um den niederdeutschen Dialekt sowie die spezifischen Ausdrücke der Seefahrt und des Fischfanges verständlicher und dadurch besser lesbar zu machen. Also ein Roman über die Liebe zur See und ihre Tücken.

Das Segelschulschiff „Gorch Fock“ kennt jeder, nicht nur Angler und Segler. Seinen Namen hat es vom Künstlernamen Johann Kinaus.

Quelle: Input Verlag

Wie der Buchtitel »Seefahrt ist not!« schon besagt, dreht sich in Johann Kinaus Roman alles um das Leben auf dem Meer.

Im Fokus der Geschichte steht Familie Mewes, der Mann Fischer durch und druch, die Frau bangt jedes Mal wenn ihr Gatte auf Hoher See ist um dessen Leben und der Sohn, der zum Leidwesen seiner Mutter unbedingt in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte und sich bereits früh in den Kopf gesetzt hat, mit ihm an Bord zu gehen.

Sehr schön bei dieser Ausgabe ist, dass es sich um die Originalfassung handelt und nicht um den vom Naziregime idealisierten Text. Dadurch fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt und bekommt einen tollen Einblick in die Lebensumstände einer Finkenwerderer Familie, die wie viele andere vom Fischfang lebt. Die Sorgen und Ängste der Mutter um Mann Klaus und Sohn Störtebecker sind sehr präsent, aber vielmehr überwiegen Störtebeckers Zielstrebigkeit und seine Liebe zum Vater und schließlich seine entfachte Leidenschaft zur Seefahrt.

»Seefahrt ist not!« lädt zum mitfiebern auf gefährlichen Seefahrten ein und ist durchdrungen von der großen Liebe zum Meer und der Seefahrt. Außerdem fängt der Text das Leben zur damaligen Zeit wie in einer Kapsel ein. Leider kommt mir bei der Geschichte die weibliche Sicht etwas zu kurz. Was macht die Frau z. B. während sie um ihre Männer bangt? Ich hätte es zumindest schön gefunden, wenn die Geschichte hier etwas ausgeglichener dargestellt wäre.

Die Dialoge zwischen den Protagonisten sind in plattdeutsch gehalten, sodass ich als Südwestdeutsche leider immer wieder über den ungewohnten Dialekt gestolpert bin. Einiges lässt sich auch gut aus dem englischen herleiten, wodurch sich bei den meisten Wortwechseln dann doch der Sinn erschließen ließ. Also kein Grund das Buch nicht zu lesen. Eine weitere Herausforderung stellt das verwendete Schiffsvokabular dar, welches zumindest ein Grundkenntnis vorraussetzt, ansonsten sind natürlich Suchmaschinen sehr hilfreich.


Ein tolles Zeitzeugnis liefert diese fiktive Geschichte über Fischfang, Seefahrt und das Leben in Finkenwerder.

★★★½☆

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Titel: Seefahrt ist not!
Autor: Gorch Fock
Genre: Klassiker
Verlag: Input
ISBN-13: 978-3941905269
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 256 Seiten
Preis: 15,00 €
Erschienen: 19. Mai 2021

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Zu Beginn der 1920er Jahre bringt eine kleine Anzeige in der Times zwei Londoner Frauen zum gleichen Entschluss: den April fern des Alltags am Golf von Genua in einer zu vermietenden Villa zu verbringen. Gemeinsam mit zwei weiteren Damen aus unterschiedlichen Schichten der englischen Gesellschaft verleben sie die bezaubernde Zeit in der Villa „San Salvatore“. Aus ihnen entwickelt sich ein Bund von Freundinnen und die Frauen finden sowohl zu sich selbst als auch zu ihren Männern.

Quelle: Input Verlag

Bereits unter dem Titel »Verzauberter April« erschienen und 1991 verfilmt, wurde der Gesellschaftsroman von Elizabeth von Arnim in einer neuen Übersetzung von Gerrit Pohl unter dem Titel »Bezaubernder April« neu herausgebracht und regt damit zum erneuten Lesen oder auch zum neu Entdecken an.

Inspiriert von ihrem Aufenthalt im Castello Brown in Portofino (Italien) schrieb die Autorin eine Geschichte über vier unterschiedlichen Frauen nieder, die sich mit dem Leben gerade sehr mühen und eine Sommerfrische äußerst notwendig haben.

Als Lottie Wilkins eine Anzeige über ein kleines mittelalterliches Kastell in Italien liest, welches zur Vermietung im April angeboten wird, fällt alle Schüchternheit von ihr ab und sie beginnt zu träumen. Mit ihrem Notgroschen und einer weiteren Verbündeten müsste sich eine Chance auf herrliche Wochen in dem blühenden Idyll doch zu ermöglichen sein, und so spricht sie Rose Arbuthnot an, die sie bisher nur vom Sehen her kennt und in der sie den gleichen dringenden Wunsch wahrzunehmen glaubt.

Schnell wird ein Plan gefasst und die Reise gemeinsam mit zwei Damen aus höheren Kreisen angetreten. Caroline Dester und Mrs. Fisher stechen durch ihre Umgangsformen heraus, und ihrem unerschütterlichen Selbstbewusstsein merkt man die finanzielle Sicherheit an. Aber auch charakterlich unterscheiden sich die Damen grundlegend, woraus sich eine herrliche Dymanik ergibt.

Schon nach wenigen Seiten war ich von dem reizvollen Erzählstil Elizabeth von Arnims gefangen genommen, denn es macht unheimlich viel Freude die fein skizzierten Charaktere kennen zu lernen und sich vom Charme Italiens und der besonderen Atmosphäre des kleinen mittelalterlichen Kasells mit seinen blühenden Glyzinien bezaubern zu lassen.

Die vier englischen Damen lernen sich während der vier Wochen besser kennen und finden, jede auf ihre Art, zu innerer Einkehr. Nach und nach leben Lotti, Rose, Caroline und Mrs. Fisher merklich auf, womit Tür und Tor für die Liebe und auch das Zurückfinden zu den Ehegatten geöffnet werden.

Eine tolle Lektüre, bei der man lernt das Schöne zu sehen und in den kleinen Dingen wertvolle Freude zu finden. Daher absolut lesenswert, auch wenn ich das Ende als nicht ganz rund empfunden habe.


»Bezaubernder April« ist genau das richtige Buch für niedergeschlagene Tage, denn daraus lässt sich wunderbar Kraft schöpfen.

★★★★½

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Titel: Bezaubernder April
Autorin: Elizabeth von Arnim
Genre: Klassiker
Verlag: Input
ISBN-13: 978-3941905399
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 288 Seiten
Preis: 15,00 €
Erschienen: 10. September 2021

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[Zu „Bezaubernder April“] Von Arnims erfrischender, lockerer und vor allem sehr Dialog reicher Schreibstil lässt nicht nur die englischen Damen ihrer Zeit lebendiger werden, auch als Leser:in lebt man neu auf und möchte postwendend zu dieser alten Villa reisen und eine Auszeit nehmen.
Perlen der Literatur

Alles in allem sind die „Perlen der Literatur“ ein gelungenes Gesamtkonzept, dem ein respektabler Platz im Buchmarkt zu wünschen ist.
Die Auswärtige Presse e. V.

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3 Kommentare

  1. Hallöchen Bella,

    oh, das sind wirklich reizende Bücher. Die Aufmachung gefällt mir sehr. Deine Auswahl der Titel spricht mich auch an, weil ich keinen davon kenne. A meisten interessiert mich die Geschichte um die 4 Damen und der Villa.

    Liebe Grüße
    Tina

    • Hallo liebe Tina,

      das ist aber auch eine tolle Story und so schön erzählt! Kann ich auf jeden Fall nur weiterempfehlen, da es ein absolutes Wohlfühlbuch ist.

      Herzliche Grüße
      Bella

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