{Rezension} Mitte von Volker Kutscher & Kat Menschik


Lesedauer: 4 Minuten

Fritze Thormann, Vielleser und begeisterter Sportler, gehört zu den Menschen, die das Pech haben, dass sie immer wieder zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Mit seinen fast 16 Jahren ist er deswegen schon in viele riskante Situationen geschlittert. Zuletzt beim Ehrendienst der HJ während der Olympiade 1936. Gerade noch gelang es ihm, seinem Läufer-Idol Jesse Owens ein Autogramm abzujagen, als kurz darauf dunkle Wolken über ihm aufziehen: Fritz wird zufälliger Zeuge eines Selbstmords, dessen Umstände mehr als fragwürdig sind. Doch die Polizei und sein Ziehvater glauben ihm nicht. Schlimmer noch: die Gestapo will ihn für etwas drankriegen, das er nicht getan hat, sodass dem Jungen nichts übrigbleibt als zu fliehen und abzutauchen.

Mit gefälschtem Pass fängt Fritz beim Kohlenhandel Kleinfeldt in Berlin-Mitte an. Der Lohn stimmt, sein Chef ist in Ordnung, doch Fritz ist allein und vermisst seine Freunde. Vor allem Charly, die einmal seine Pflegemutter war. Und seine Schicksalsfreundin Hannah, von der er auch nur weiß, dass sie sich in Breslau unter falschem Namen versteckt. Und so beginnt Fritz aus seiner Tarnung heraus Briefe zu schreiben. Sie ersetzen ihm die Gesprächspartner, die er dringend braucht, weil es erneut kreuzgefährlich für ihn wird. Denn nicht nur die Gestapo hat sich auf die Suche nach dem unliebsamen Zeugen begeben. In unmittelbarer Nähe lauerte eine noch viel tödlichere Bedrohung …

Quelle: Galiani Berlin

Ich liebe Kat Menschiks Illustrationen und ihre abwechslungsreiche Reihe »Illustrierte Lieblingsbücher«, welche im Galiani Berlin Verlag erscheint. Im mittlerweile elften Band »Mitte« findet sich nach »Moabit« die zweite Geschichte von Volker Kutscher aus dem Universum seiner beliebten Krimireihe um Gereon Rath, die mittlerweile auch als TV-Serie unter dem Titel ›Babylon Berlin‹ zu sehen ist.

Auch für Leser*innen, die noch keinen der Kriminalromane um Gereon Rath gelesen haben (wie meine Wenigkeit), ist der Briefroman um einige der Charaktere aus Volker Kutschers Krimi-Reihe eine tolle Lektüre, um nicht zu sagen ein Amuse Gueule, das Lust auf mehr macht! Die Aufmachung des Büchleins im hochwertigen Leinenkleid ist ein richtiges Highlight, denn das kräftige Orange leuchtet regelrecht und bei den Illustrationen und der Kalligrafie im Buchinneren ergibt sich durch den Einsatz der Farbe Violett ein herrlicher Kontrast.

Volker Kutscher erzählt in »Mitte« ausschließlich über Briefe, die Geschichte von Fritze Thormann weiter, welche direkt an seinen achten Kriminalroman »Olympia« anknüpft. Fritze Thormann musste nach einer Reihe unglückseliger Vorfälle unter einem anderen Namen in Berlin Mitte untertauchen und schreibt aus seiner Einsamkeit heraus Briefe an seine einstige Pflegemutter Charly sowie seine Freundin Hannah, die in Breslau untergetaucht ist. Antworten dazu sind nicht abgedruckt und dennoch lässt sich aus diesem einseitigen Blickwinkel eine atmosphärische Spannung ziehen.

Sicherlich ist die Lektüre von »Mitte« um einiges interessanter, wenn man die Romane gelesen und die darin agierenden Persönlichkeiten bereits kennengelernt hat. Mit meinen Vorkenntnissen, aus ein paar Folgen der TV-Serie und der Graphic Novel »Der nasse Fisch« bestehend, hatte ich zumindest eine grobe Ahnung über Setting und Zusammenhänge einiger Figuren. In meinen Augen ist das jedoch für diese Geschichte überhaupt nicht notwendig, denn Fritze Thormann mit seiner jugendlichen Leichtigkeit in den politisch aufreibenden Jahren in den 30er Jahren spricht für sich und macht Neugierig auf mehr.

Die Brieftexte werden von den herrlichen Illustrationen Kat Menschiks untermalt, zeigen Personen und Örtlichkeiten der Geschichte und machen das Gelesene damit noch eindrücklicher.


Eine feine Briefgeschichte, die prima als Ergänzung oder Einstieg in Volker Kutschers Kriminal-Reihe gelesen werden kann und mit den eindrucksvollen Illustrationen von Kat Menschik glänzt.

★★★★☆

*WERBUNG*


Titel: Mitte
Autor: Volker Kutscher
Illustratorin: Kat Menschik
Reihe: Illustrierte Lieblingsbücher Band 11
Genre: Krimi
Verlag: Galiani Berlin
ISBN-13: 978-3869712468
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 128 Seiten
Preis: 20,00 €
Erschienen: 7. Oktober 2021

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Volker Kutscher, geboren 1962, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte zunächst als Tageszeitungsredakteur, bevor er seinen ersten Kriminalroman schrieb. Heute lebt er als freier Autor in Köln. Mit dem Roman »Der nasse Fisch«, dem Auftakt seiner Krimiserie um Kommissar Rath im Berlin der Dreißigerjahre, gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem bisher fünf weitere folgten. Die Reihe ist inzwischen in viele Sprachen übersetzt und durch Tom Tykwers Verfilmung Babylon Berlin international bekannt.

Quelle: Galiani Berlin

Kat Menschik ist freie Illustratorin. Ihr Gartenbuch Der goldene Grubber. Von großen Momenten und kleinen Niederlagen im Gartenjahr (2014) wurde zum Dauerseller und unter die 25 schönsten Bücher des Jahres gewählt. Seit 2016 gestaltet Kat Menschik ihre eigene Buchreihe Lieblingsbücher, darunter der Bestseller Moabit von Volker Kutscher (2017) und Edgar Allen Poes Unheimliche Geschichten (2018). Jeder dieser Bände ist individuell gestaltet und ausgestattet. Zuletzt erschienen dort Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben (2020) und Durch den wilden Kaukasus (2021).

Quelle: Galiani Berlin


Kutscher versteht es, die Leser*innen zu fesseln und Kat Menschiks Illustrationen ergänzen das Ganze zu einem runden Leseerlebnis.
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