{Rezension} Kat Menschiks und des Psychiaters Doctor medicinae Jakob Hein Illustrirtes Kompendium der psychoaktiven Pflanzen

Ein Besuch im Garten gab den Anstoß zu einem prächtigen Farbspiel und dem Büchlein »Kat Menschiks und des Psychiaters Doctor medicinae Jakob Hein Illustrirtes Kompendium der psychoaktiven Pflanzen«, in dem sich eine wilde Sammlung verschiedener Pflanzen mit psychoaktiven Wirkstoffen verbirgt und so entstand der 14 Band der Reihe ›Illustrierte Lieblingsbücher‹.

Das Ergebnis ist ein wilder Ritt durch die Pflanzenwelt, mit Augenmerk auf Gewächse mit psychoaktiven Eigenschaften, hinterlegt mit Kat Menschiks psychedelischen Illustrationen in knalligen Farben, sodass man vor lauter Farbexplosion so manches Mal den Text kaum mehr wahrnimmt.

Jakob Hein hat einfach ein paar seiner liebsten Exemplare ausgewählt, erzählt darunter so manches (auch bereits bekanntes) Detail über Tabak, Alkohol, Kokain und Cannabis, und über den Konsum von Rauschmitteln in der Menschheitsgeschichte. Außerdem erfährt man, was in so manchem unvermuteten Pflänzchen, wie z. B. der Muskatnuss steckt.

Besonders spannend fand ich das Kapitel über die Geschichte des alkoholischen Getränkes Absinth, auch ›Grüne Fee‹ genannt, dessen großer Erfolg stark mit Frankreich in Verbindung steht und auf dessen Genuss einige große Persönlichkeiten gekommen sind. Oder die Ausführungen zu der Kau-Droge Kat, die bereits seit dem 19. Jahrhundert konsumiert wird, welches zu weiteren Kau-Drogen wie den Blättern des Coca-Strauches und dem Zusammenhang mit dem berühmten Erfrischungsgetränk Coca-Cola führt.

Dieses kleine aber feine Kompendium bietet einen kurzweiligen Ausflug durch die Pflanzenwelt und ihre besonderen Wirkstoffe, die in unterschiedlicher Weise mit der Geschichte verflochten ist. Einen roten Faden gibt es hierbei nicht, dafür jedoch viele faszinierende Bilder, die auch ohne Konsum der beschriebenen Stoffe Wirkung zeigen.

Ein bunter Ritt durch die berauschende Pflanzenwelt.

Gekaute Blätter, gekochte Wurzeln, vergorene Samen, geraspelte Rinde, gerauchte Blüten. Was den Konsum psychoaktiver Pflanzen angeht, waren wir Menschen zu allen Zeiten und auf allen Erdteilen kreativ und probierfreudig.

Elfenblumen, Mönchspfeffer, Wutkraut und grüne Feen. Jakob Hein, seines Zeichens praktizierender Psychiater und Doctor medicinae kennt sie alle. Und hat uns einen bunten Strauß von kuriosen, exotischen und gemeinen Vertretern der psychotrophen Flora zusammengestellt.

Aber Achtung, vom Konsum sei in vielen Fällen dringend abgeraten, selbst wenn ganze Kulturen um sie entstanden sind. Schon auf sumerischen Keilschrifttafeln aus Mesopotamien finden sich Hinweise auf die Kunst des Bierbrauens. Bei den Maya hingegen war Kakao so beliebt, dass er als »Götterspeise« galt und nicht nur ein jährliches Festival, sondern sogar einen eigenen Schutzpatron hatte.

Im Buch treffen wir auf verschiedenste Pflanzen und Substanzen, die wir aus dem heimischen Gewürzregal oder dem Blumenladen kennen. So kann der Paprika-Konsum zum »Pepper high« führen, Muskatnuss eine angenehm einschläfernde Wirkung mit lebhaften Träumen entfalten und Salbei, das schon im Altertum als Allheilmittel galt, Halluzinationen auslösen.

Quelle: Kiepenheuer & Witsch

Kat Menschik ist freie Illustratorin. Ihre Reihe Lieblingsbücher gilt als eine der schönsten Buchreihen der Welt. Zahlreiche von ihr ausgestattete Bücher wurden prämiert. Zuletzt erschienen: Tschingis Aitmatow Djamila, Tomaten und Kat Menschiks & des Psychiaters Doctor medicinae Jakob Hein Illustrirtes Kompendium der psychoaktiven Pflanzen.

Quelle: Kiepenheuer & Witsch

Jakob Hein arbeitet als Psychiater. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter Mein erstes T-Shirt (2001), Herr Jensen steigt aus (2006), Wurst und Wahn (2011), Kaltes Wasser (2016) und Die Orient-Mission des Leutnant Stern (2018). Sein Buch Hypochonder leben länger und andere gute Nachrichten aus meiner psychiatrischen Praxis (2020) stand nach Erscheinen wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Zuletzt erschien sein Roman Der Hypnotiseur oder Nie so glücklich wie im Reich der Gedanken im Frühjahr 2022.

Quelle: Kiepenheuer & Witsch