{Rezension} Der Traum von einem Baum von Maja Lunde


Lesedauer: 4 Minuten

Am Ende der Welt, hoch im Norden, wächst Tommy in der unwirtlichen Landschaft Spitzbergens in einer kleinen Gemeinschaft von Menschen heran, die weit ab von der restlichen Zivilisation ein neues Leben aufgebaut haben. Von seiner geliebten Großmutter soll er in der Zukunft die Bürde als Hüter der wertvollen Saatgutkammer übernehmen, die für die Rettung der gesamten Menschheit von großer Bedeutung ist.

Als ein Virus ausbricht und fast die alle Einwohnerinnen und Einwohner von Longyearbyen dahinrafft, ist es vor allem an Tommy, seine jüngeren Brüder Henry zu versorgen und gemeinsam mit Rakel und ihrer jüngeren Schwester Runa zusammenzuhalten. Doch Tommy und Rakel sind sich über ihre Zukunft uneins, denn hat es die Menschheit tatsächlich verdient gerettet zu werden?

Den Abschluss von Maja Lundes Tetralogie und Finale ihres »Klimaquartetts« bildet der Titel »Der Traum von einem Baum«, welcher in die Zukunft und das entfernte Spitzbergen führt.

Ausgangspunkt ist das Jahr 2110 in dem der achtzehnjährige Tommy alleine in der rauen Lebensumgebung seiner Heimat Longyearbyen verbleibt. Eigentlich müsste Rakel noch bei ihm sein, während sich ihre jüngeren Geschwister Henry, Hilmar und Runa auf einem Schiff zurück in die ›Zivilisation‹, oder das, was nach dem großen Kollaps 2045 davon übrig geblieben ist, befinden.

Von diesem Szenario aus, wird rückblickend erzählt, wie ein schreckliches Virus die gesamte Bevölkerung an diesem entlegenen Ort dahinraffte, bis auf die fünf überlebenden Kinder. Tommy, der schon vor dem Verlust seiner restlichen Familie (Vater, Großmutter) Verantwortung für seine jüngeren Brüder Henry und Hilmar übernommen hat, schlüpft durch sein Schicksal nun vollkommen in die Rolle eines liebevollen Vaters und hat durch seine enge Bindung zu seiner Großmutter Louise (bekannt aus »Die Geschichte des Wassers«) sowie seine Liebe zu Büchern, allen voran die Geschichten über den Botaniker und Genetiker Nikolai Iwanowitsch Wawilow (1887-1943), eine ganz besondere Beziehung zu seinem Erbe als Samenwächter des gut gekühlten Schatzes der Menschheit.

Während Tommy nichts gegen das naturverbundene und einfache Leben in seiner rauen Heimat Norwegens einzuwenden hat, sondern ganz im Gegenteil sich von den Geschichten über die egoistische Menschheit richtiggehend von jedweder Zivilisation distanziert, möchte Rakel nicht vollkommen auf sich alleine gestellt, einsam am Ende der Welt leben.

Mithilfe der vergessenen Saatgutkammer gelingt es Rakel tatsächlich auf sich aufmerksam zu machen, und es sticht eine Exkursion von China aus in See, mit an Bord eine Bekannte aus meinem Lieblingsband aus dem Klimaquartett, »Die Geschichte der Bienen«. Tommy weigert sich jedoch eine Veränderung für ihr Leben in Betracht zu ziehen und glaubt nicht daran, dass die Menschen eine neue Chance mit den Schätzen verdient hat, die in der Saatgutkammer schlummern.

Im Aufbau ähnelt dieser Reihenabschluss seinen Vorgängern sehr, denn auch hier erhalten mehrere Zeitstränge Einzug in die Handlung. Der Fokus bleibt immer bei Tommy, der schlussendlich als einziger Mensch über die Zukunft entscheidet. Etwas schade hierbei finde ich, dass sich nicht besonders deutlich mit diesem Aspekt der Story befasst wird. Vielmehr rücken Tommys Gefühle, seine unumstößliche Welteinstellung und die Liebe zu seinen Geschwistern in den Vordergrund. Gerade durch seine Sturheit kommt leider überhaupt kein Diskurs zustande und so mündet die Geschichte fast schon zu realitätsnah in einem tragischen und nachdenklich machenden Finale.


Ein emotionales Finale in der Abgeschiedenheit Spitzbergens, von welchem ich mir in der Gesamtheit etwas mehr erhofft hatte.

★★★½☆

*WERBUNG*


Titel: Der Traum von einem Baum
Originaltitel: Drømmen om et tre
Autor*in: Maja Lunde
Reihe: Klimaquartett (Band 4 von 4)
Übersetzer*in: Ursel Allenstein
Genre: Belletristik
Verlag: btb Verlag
ISBN-13: 978-3442757916
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 560 Seiten
Preis: 24,00 €
Erschienen: 20. April 2023

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1. 2017 Die Geschichte der Bienen 2015 Bienes historie
2. 2018 Die Geschichte des Wassers 2017 Blå
3. 2019 Die letzten ihrer Art 2019 Przewalskis hest
4. 2023 Der Traum von einem Baum 2022 Drømmen om et tre

Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Sie ist eine bekannte Drehbuch- sowie Kinder- und Jugendbuchautorin. »Die Geschichte der Bienen« ist ihr erster Roman für Erwachsene, der zunächst national und schließlich auch international für Furore sorgte. Er stand monatelang auf der norwegischen Bestsellerliste und wurde mit dem Norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet.

Quelle: Penguin Random House


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2 Kommentare

  1. Hallöchen meine Liebe,

    ich habe die Reihe immer noch nicht gelesen. Meine Schwiegereltern aber und Freunde von mir. Warum nur ich nicht?
    Vermutlich weil mich solche Bücher, die einen daran erinnern, wie nah die Welt am Abgrund steht doch beängstigen. Ich muss wirklich Lust und Nerven haben mich damit auseinander zu setzen.
    Wobei ich die Autorin sehr sympathisch finde.
    Doch wenn ich die Bücher schon nicht lese, umso mehr freue ich mich, die Meinungen darüber zu lesen oder zu hören.

    Liebe Grüße
    Tina

    • Liebe Tina,

      ich kann das total nachvollziehen. Gerade bei der derzeitigen Weltlage tue ich mich auch schwer zu solchen Büchern zu greifen. Und das ist auch in Ordnung so. Man sollte einfach das lesen, was einem gut tut.

      Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

      Herzliche Grüße
      Bella

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