{Rezension} Verwandlung: Nach der Novelle von Mary Shelley von Lara Swiontek


Lesedauer: 4 Minuten

Ein ausgestoßener, mittelloser, junger Mann wird Zeuge eines Schiffsunglücks an der Küste der Riviera. Aus dem Wrack rettet sich nur ein missgestalteter Zwerg mit einer Seekiste. Der junge Mann klagt ihm sein Leid und der Zwerg bietet ihm einen seltsamen Tausch an: Wenn er für drei Tage die schöne Gestalt des jungen Mannes annehmen darf, so bekommt dieser zur Belohnung den Schatz, der sich in der Seekiste befindet. Der junge Mann willigt ein, doch nach drei Tagen ist der Zwerg noch nicht zurückgekehrt. Im Körper des Zwergs folgt er dessen Spur und stößt auf immer mehr Vorzeichen einer nahenden Katastrophe …

Weltbekannt ist Mary Shelley für ihren archetypischen Schauerroman Frankenstein. Doch auch in Verwandlung, die einen Körpertausch und die damit verbundenen Verwicklungen beschreibt, erschuf sie eine eigene schaurige Erzählwelt.

Quelle: avant Verlag

Mary Shelley ist zwar in erster Linie durch ihren Schauerroman »Frankenstein« bekannt, doch die Schriftstellerin hat durchaus andere Werke zu Papier gebracht, wie z. B. den dystopischen Roman »Der letzte Mensch« oder die Novelle »Verwandlung«, welche nun von Lara Swiontek in einen Comic transformiert wurde.

Die Vorlage zum Comic habe ich bisher nicht gelesen, daher kann ich keine Aussage darüber treffen, wie nahe sich die Adaption von Lara Swiontek an dem Original orientiert. Auf jeden Fall lässt sich die von Shelley übliche Betrachtung menschlicher Abgründe auch in dieser Geschichte vernehmen.


© avant/Lara Swiontek

Guido Carega wächst in gehobenen Verhältnissen heran und ist daran gewöhnt alles zu bekommen, was er sich erträumt und so wächst er zu einem jungen Mann heran, dem alle Türen dieser Welt offen stehen. In der Nachbarschaft lebt die befreundete, und ebenfalls reiche Familie Torella, mit dessen Tochter Guido bereits seit Kindheitstagen befreundet ist und sich mit den Jahren des Heranwachsens mehr daraus entwickelt.


© avant/Lara Swiontek

Als Guido achtzehn ist, verstirbt sein Vater, zu dem er immer respektvoll aufgesehen hat und erbt das gesamte Familienvermögen. Dies nimmt Guido zum Anlass, um seine Freiheit voll auszukosten: Er reist viel und lässt es auf Partys krachen und verprasst dabei sein ganzes Geld. Während Guido seinem ausschweifenden Lebensstil frönte, umgab er sich mit oberflächlichen Bekanntschaften und als er sich nun seiner Existenzgrundlage beraubt sieht, besinnt er sich auf die Verbindung zu den Torellas und reist nach Hause, um seine Kindheitsfreundin zu heiraten und somit wieder an Vermögen zu kommen. Mit seiner Arroganz steht sich Guido bei seinem Versuch jedoch selbst im Weg und wird von seinen ehemaligen Freunden verstoßen.


© avant/Lara Swiontek

Die Moral der Geschichte zeigt sich als Guido völlig alleine am Strand landet und er sich mit seinem Fehlverhalten konfrontiert sieht. Er wird Zeuge eines Schiffbruchs und macht die Bekanntschaft mit dem einzigen Überlebenden der Katastrophe: ein verhutzeltes Männchen, das ihm einen verlockenden Tauschhandel anbietet, der für Guido beträchtliche Folgen nach sich zieht. Was nun passiert, liest man jedoch am besten selbst nach.

Lara Swiontek versetzt die Handlung von Mary Shelleys »Die Verwandlung« in die Gegenwart, geht dabei jedoch mit Bedacht vor und zeigt dadurch gekonnt, wie zeitlos der Kern dieser Geschichte ist. Gut und Böse changieren vor den stimmungsvollen Illustrationen, die eine dichte Atmosphäre verströmen und besonders bei den wimmelbildartigen Darstellung zum längeren Betrachten einladen. Dafür gibt es eine klare Leseempfehlung von mir.


Diese atmosphärische Graphic Novel beherbergt eine schaurig-fabelhafte Geschichte der Frankenstein-Autorin Mary Shelley, die die Verwicklungen eines Körpertausches betrachtet und dabei von Lara Swiontek geschickt in die Moderne übergeführt wurde.

★★★★☆

*WERBUNG*


Titel: Verwandlung Nach der Novelle von Mary Shelley
Autorin: Lara Swiontek
Genre: Comic
Verlag: avant
ISBN-13: 978-3964450616
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 192 Seiten
Preis: 26,00 €
Erschienen: Dezember 2021

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Lara Swiontek lebt und arbeitet als freischaffende Illustratorin in Wismar, wo sie bis 2020 Kommunkationsdesign & Medien an der Hochschule Wismar studierte.

Im Herbst 2021 erscheint ihr Debüt „Verwandlung“ im avant-verlag.

Die Graphic Novel ist ihre Diplomarbeit, die unter der Betreuung von Sophia Martineck an der Hochschule Wismar entstanden ist.

Quelle: avant Verlag


Verwandlung ist heute noch so aktuell wie 1829 und wurde mit viel Geschick in die heutige Zeit portiert.
Nerd mit Nadel

[…]die Erzählung, vor allem durch die coolen Zeichnungen von Lara Swiontek für gute Unterhaltung gesorgt und mir einen Klassiker näher gebracht, der mir bis dahin noch nicht bekannt war!
Letterheart

Die Geschichte ist weder so schaurig wie Frankenstein und steckt lange nicht so voller Verzweiflung wie die von Kafka, wird aber spannend erzählt und liest sich sehr flüssig.
Comickunst

Durch diese gar nicht unheimliche Verwandlung unterstreicht und potenziert Swionteks Comic die märchenhafte und dramatische Zeitlosigkeit der Geschichte aus Shelleys Feder.
Die Zukunft, Christian Endres

Sie [Lara Swiontek] schafft durch ihre Zeichnungen einen ganz eigenen Zugang zu dem Stoff.
rbbKultur, Andrea Heinze

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4 Kommentare

  1. Hallo Bella,

    interessante Geschichte, aber in Comicform einfach nicht so Meines.

    Schöne Ostern…….LG….Karin..

    • Liebe Karin,

      die Novelle gibt es natürlich auch in schriftlicher Form zu lesen und ist z. B. in dieser Buchausgabe enthalten.

      Ich hoffe, du hattest ein paar schöne Ostertage und wünsche dir ein tolles Wochenende!

      Herzliche Grüße
      Bella

  2. Einen schönen guten Abend,
    danke für den Beitrag. Mary Shelley ist mir auch eher bekannt für Frankenstein. Von daher ist die Verwandlung neu für mich und in doppelter Hinsicht, weil es einen Comic dazu gibt :-)

    Liebe Grüße
    Tina

    • Hallo liebe Tina,

      ich finde es immer toll, wenn man unbekanntere Werke von berühmten Autorinnen oder Autoren durch Neuveröffentlichungen, oder wie hier durch eine Comicadaption kennenlernt. Wirklich spannend, was Shelley neben ihrer Story über Doktor Frankenstein noch zu Papier gebracht hat.

      Hab einen tollen Abend!

      Viele Grüße
      Bella

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