{Rezension} Victor Hugo – Im Exil von Esther Gil & Laurent Paturaud

September 1853. Victor Hugo lebt im Exil auf der Kanalinsel Jersey. Verfolgt von nächtlichen Erscheinungen, die ihn dazu treiben, Licht in den Tod seiner Tochter Leopoldine zu bringen, stürzt sich der Dichter in Nachforschungen, die ihn bis in das geheime Herz von Paris führen. Unter Lebensgefahr entdeckt er dort die Welt der armen Seelen, die ihn zu seinem Meisterwerk »Les Misérables« inspirieren werden.

Der historische Comic »Victor Hugo – Im Exil« von Esther Gil und Laurent Paturaud befasst sich mit einem Ausschnitt des Leben und Wirkens eines der bekanntesten französischen Schriftsteller, Victor Hugo, der für den Widerstand gegen den Staatstreich von Napoleon III. aus Frankreich verbannt wurde und sein Exil zuerst auf der britischen Kanalinseln Jersey und dann auf Guernsey verbrachte. Zu seinen bekanntesten Werken zählen »Der Glöckner von Notre Dame« und »Die Elenden« (»Les Misérables«).

Die Handlung des Comics basiert zwar auf realen historischen Hintergründen und bezieht bekanntes Wissen über den genialen Autor und leidenschaftlichen Sozialkritiker Victor Hugo mit ein, wird dann aber mit einer fiktiven Handlung durchbrochen, die Victor Hugo aus seinem Exil zurück nach Paris lockt, um dort mehr über die tragischen Umstände des Todes seiner geliebten Tochter Leopoldine in Erfahrung zu bringen. Der Tod von Victor Hugos Tochter ereignet sich tatsächlich 1843 kurz nach ihrer Hochzeit mit Charles Vacquerie, als sie zusammen bei einem Bootsunfall in der Seine ertrinken.

In einem umfangreichen illustrierten Dossier werden im Nachgang zum Comic die Fakten und Fiktion dieser Geschichte einander gegenübergestellt und man bekommt eindrucksvoll bebilderte Portraits der historischen Persönlichkeiten, Informationen zu der Politik während des zweiten Kaiserreiches sowie Zeitungsausschnitte über den Bootsunfall vorgelegt.

Während einer Séance erscheint der Geist von Leopoldine. Fest überzeugt davon, mit seiner verstorbenen Tochter kommunizieren zu können, begibt sich der Schriftsteller auf eine gefährliche Reise nach Frankreich, um die Umstände zu Leopoldines Tod aufzudecken und ihrem Geist damit Frieden zu schenken. Ein weiterer Handlungsstrang wird um den Engländer John Charles Tapner gesponnen, der sich parallel zur Story entwickelt und erst zum Ende hin mit den Panels über Victor Hugo verschmilzt.

Die Zeichnungen von Laurent Paturaud bestechen mit vielen Details und fein gezeichneten Gesichtern, die sich besonders durch eine ausdrucksstarken Mimik auszeichnen. Die Szenerien spielen sich teilweise auf den britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey sowie in Paris ab, egal ob die Meeresküste oder enge Gassen den Hintergrund bilden, Paturaud fängt die Kulissen gekonnt in seinen Panels ein. Die meist beige Farbgebung passt hervorragend zur historischen Geschichte und wechselt zum Teil in düstere Farben, die das menschliche Elend der damaligen Zeit abbilden.

Esther Gil und Laurent Paturaud ist es gelungen einen mitreißenden Comic zu kreieren, der einen interessanten Abschnitt aus dem Leben von Victor Hugo behandelt und dem Leser einen Blick auf die Persönlichkeit hinter den beliebten Romanen und Gedichten zulässt, auch wenn das düstere und beinahe kriminalistische Abenteuer in Frankreich der Fantasie der Autoren entsprungen ist. Dabei erhält man auch einen Blick auf Hugos freizügiges Liebesleben und bekommt ein Paris präsentiert, dass ihn zu seinem größten Werk »Les Miserables« inspirierte.


Die facettenreiche Persönlichkeit von Victor Hugo wird anhand einer gelungenen Geschichte aus Historie und Fiktion und den beeindruckenden Bildern von Laurent Paturaud in diesem Comic gekonnt in Szene gesetzt.

★★★★★

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Titel: Victor Hugo – Im Exil
Originaltitel: Victor Hugo
Autorin: Esther Gil
Zeichner: Laurent Paturaud
Übersetzer: Harald Sachse
Genre: Comic, Biographie
Verlag: Splitter Verlag
ISBN-13: 978-3962193003
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 120 Seiten
Preis: 22,00 €
Erschienen: 23. Juli 2019

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Esther Gil ist eine französische Drehbuchautorin, sie liebt romantische Kunst und hat vor ihrer Zusammenarbeit mit Laurent Paturaud am Comicprojekt über Victor Hugo bereits zwei Comicalben zu Jules Verne mit Carlos Puerta erarbeitet.

Der französische Comiczeichner Laurent Paturaud wurde 1969 in Chartres geboren und interessierte sich schon in jungen Jahren für das Zeichnen. Paturaud produzierte nach seiner Ausbildung zum Werbegrafiker Illustrationen für Magazine und ist für die Zeichnungen des ersten Bandes der Comic-Reihe »Sukkubus« von Thomas Mosdi verantwortlich. Heute lebt und arbeitet der Zeichner in der Normandie.


Halb Fiktion, halb Realität, ist dieser Band ein Schmuckstück für sich.
Buchperlenblog

Eingebettet in einen historischen Kontext unterhält die Geschichte den Leser sehr gut und erzählt eine Handlung, die mich zwar nicht emotional mitgerissen hat, aber ihre Stärken besonders in den sehr schön und authentisch wirkenden Zeichnungen der Schauplätzen und Charakteren hat.
Lesestunden

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