{Rezension} Das Mädchen mit der lauternen Stimme von Abi Daré


Lesedauer: 4 Minuten

Das nigerianische Mädchen Adunni träumt von Bildung, die es ihr ermöglicht, Lehrerin zu werden, doch als ihre Mutter stirbt und die Armut zu groß wird verkauft der Vater das vierzehnjährige Mädchen als dritte Ehefrau an einen älteren Mann, dem sie einen Sohn schenken soll. Das Schicksal bringt sie in eine gefährliche Lage und so flieht sie nach Lagos und hofft dort auf den Start in ein besseres Leben. Zunächst landet Adunni jedoch als Haushälterin in einem vornehmen Haushalt, wo sie von früh bis spät harte Arbeit verrichten muss und ihr Traum erneut in weite Ferne gerät…

In ihrem Debütroman »Das Mädchen mit der lauternen Stimme« entführt uns Abi Daré in ihre Heimat Nigeria und zeichnet das Leben eines vierzehnjährigen Mädchens, welches in einem Dorf in Armut aufwächst und unter der Tatsache zu leiden hat, dass sie als Mädchen und nicht als Junge in die Welt geboren wurde.

Die Erzählstimme von Adunni ermöglicht durch die persönliche Ich-Perspektive ein tiefschürfendes Leseerlebnis, auch wenn man sich zunächst an die holprige Grammatik und umgangssprachlichen Wortschöpfungen gewöhnen muss. Aber durch dieses Stilmittel, welches die fehlende Bildung Adunnis aufs Papier bannt, bekommt die Geschichte einen erschreckend realistischen Ton verliehen. Sehr schön ist hierzu auch das erklärende Nachwort der Übersetzerin Simone Jakob.

»[…] im Körper tuts mir nicht mehr weh«, aber im Herzen, in der Seele, im Kopf geht der Schmerz nie weg.
Seite 62

Abi Daré lässt Themen wie Kinderehen, die zwar seit 2003 von der nigerianischen Regierung verboten wurden, in ländlichen Gebieten aber immer noch zur Realität gehören, Polygamie, und auch Menschenhandel mit Mädchen in die Lebensgeschichte Adunnis einfließen. Ebenso ein Teil des Ganzen sind die immer noch verbreiteten abergläubischen Rituale, die sich oftmals durch Gewalt gegen Frauen auszeichnen.

Ich versteh nicht genau, was Ms Tia meint oder warum sie die Leute im Außenland weiß und schwarz nennt, Farben sind doch nur was für Buntstifte.
Seite 216


Das Martyrium, welches gerade Mädchen in einem von Armut geprägten Leben in den ländlichen Regionen Nigerias erwartet, wird von Abi Daré in leuchtenden Farben nachgezeichnet und mit einem großen Ausrufezeichen versehen. Auch wird deutlich, wie wichtig Bildung ist, denn sie kann den Unterschied zwischen Abhängigkeit und Freiheit bedeuten.

Ich wein für Papa, der glaubt ein Mädchen ist ein Nichts, ein Ding ohne Stimme, ohne Träume, ohne Gehirn.
Seite 357

Mit »Das Mädchen der lauternen Stimme« hat Abi Daré mein Herz bewegt und es für die mutige Adunni, die stellvertretend für unzählige nigerianische Mädchen steht, schlagen lassen. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich mit Adunni gebangt, wie sie Missbrauch, Schläge und Unterdrückung erlebt und dennoch immer wieder aufsteht, an ihrer Hoffnung und ihrem großen Traum festhält und ihr Lächeln nicht verliert.


Authentisch, hautnah und bis in die Spitzen schockierend. Abi Daré erzählt die ergreifende Geschichte eines nigerianischen Mädchens, dass davon träumt Lehrerin zu werden, aber aufgrund von Armut an einen alten Mann verheiratet wird und schließlich in ein ungewisses Leben flieht.

★★★★★

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Titel: Das Mädchen mit der lauternen Stimme
Originaltitel: The Girl With the Louding Voice
Autorin: Abi Daré
Übersetzerin: Simone Jakob
Genre: Gegenwartsliteratur
Verlag: Eichborn (Bastei Lübbe)
ISBN-13: 978-3847900917
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 368 Seiten
Preis: 22,00 €
Erschienen: 27. August 2021

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Abi Daré ist in Lagos / Nigeria aufgewachsen und lebt seit vielen Jahren in Großbritannien. Sie hat in Wolverhampton und Glasgow studiert, sowie Kreatives Schreiben an der Birkbeck University of London. „The Girl With the Louding Voice“ hat 2018 den Bath Novel Award für noch unveröffentlichte Manuskripte gewonnen und schaffte es außerdem ins Finale bei der Literary Consultancy Pen Factor Competition. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Essex. Ihre Töchter haben sie zum Schreiben dieses Debütromans inspiriert.

Quelle: Bastei Lübbe


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