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Im Herbst des Jahres 1896 und damit mitten in der Belle Époque, einer Blütezeit Frankreichs, wird die Leiche des Großindustriellen Alexandre de Breucq auf dessen Schoner in der Bucht der Somme gefunden. Die Pariser Polizei entsendet ihren besten Ermittler, Amaury Broyan, um den hochkarätigen Fall aufzuklären. Der Verdacht fällt schnell auf Breucqs Witwe, die nun Erbin eines immensen Vermögens ist. Aber auch die schöne Mätresse des Toten, jene Axelle Valencourt, die Muse für zahlreiche Künstler der Pariser Bohème ist, könnte involviert sein. Broyan erkennt schon bald, dass dieser Mordfall komplexer ist, als es den Anschein hat, denn von den edelsten Villen der Hauptstadt bis zu den verruchtesten Kabaretts des Montmartre scheinen wirklich alle etwas zu verheimlichen.
Der erste Blick auf das Cover des Comic-Krimis »Herbst an der Bucht der Somme« verrät bereits, dass sich die Story von Philippe Pelaez in der Belle Époque Ende des 19. Jahrhunderts zuträgt.
Schauplatz des ›Whodunit‹-Krimis stellt die pulsierende Hauptstadt Frankreichs dar und entführt nicht nur in die Künstlerszene, sondern zeigt auch die ärmlichen Slums bei Montmartre und die mit der aufstrebenden Industrialisierung Arbeiterbewegung.
© Splitter Verlag/Alexis Chabert
Amaury Broyan ist ein typischer Ermittler, gezeichnet von eigenen Sorgen und gerade durch diese Nahbarkeit sehr sympathisch. Vor dem malerisch in Szene gesetzten Paris zur Zeit der Belle Époque rückt die Ermittlung zugegeben etwas in den Hintergrund. Doch Broyan scheint immer zur rechten Zeit an der rechten Stelle, und bringt nach und nach Licht in den Fall, indem er zunächst Madame de Breucq und die Persönlichkeit des Toten untersucht.
Besonders gefallen hat mir die Einbeziehung des Modells Axelle, die für den berühmten Monsieur Mucha als Herbst posierte und sich in den noch unbekannten Maler Hugo verliebt. Durch ihre Beziehung zu Alexandre de Breucq gerät sie natürlich in das Visier der Ermittlungen. Ein feiner Schachzug, denn mit den weiblichen Hauptverdächtigen kann Pelaez leichtfüßig starke Frauen in den Vordergrund rücken, welches auch noch mit Zitaten aus Nelly Roussels »Einige Lanzen, gebrochen für unsere Freiheit« (1910) unterstrichen wird.
© Splitter Verlag/Alexis Chabert
Philippe Pelaez hat hier einen fesselnden Fall zu Papier gebracht, der vor allem durch die aquarellierten Panels von Alexis Chabert mit Leben und einer stimmungsvollen Atmosphäre erfüllt werden. Im Bonusmaterial gibt es zudem noch eine Übersicht der Künstler, die als Inspirationsquelle dienten, wie zum Beispiel das Gemälde ›Un balcon‹ von Gustave Caillebotte (1880), welches als Vorlage für ein Panel diente, bei dem sich der Inspektor Amaury Broyan mit seinem Freund und Journalisten Arsène unterhält oder das ›Portrait du comte Robert de Montesquiou‹ von Giovanni Boldini (1897), welches das optische Vorbild für Monsieur Breucq darstellt.
Ein äußerst ansprechender Comic-Krimi, spürbar inspiriert von der Belle Époque.
Titel: Herbst an der Bucht der Somme
Autor*in: Philippe Pelaez
Illustrator*in: Alexis Chabert
Übersetzer*in: Tanja Krämling
Genre: Comic, Krimi
Verlag: Splitter
ISBN-13: 978-3987210990
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 72 Seiten
Preis: 19,80 €
Erschienen: 24. Mai 2023
Besonders schön fand ich auch die Perspektiven der Zeichnungen.
Anetts Bücherwelt
Ein interessantes und sehr gut ausgeführtes Sittengemälde des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Paris, mit einem interessanten Kriminalfall, echt wirkenden Charakteren und wundervollen Zeichnungen in Richtung Jugendstil.
Splashcomics
Hallo meine liebe,
ich bin ja ein Fan von Mucha und so hat mich der Comic total fasziniert, die Zeichnungen waren genau das Richtige und die Geschichte toll.
Liebe Grüße
Anett
Hallo Liebes,
da kann ich dir nur zustimmen, ein wirklich wundervolles Zusammenspiel von Zeichenstil und Story. Freut mich sehr, dass dir dieser Comic auch so viel Freude bereiten konnte. Vielleicht findest du ja nun auch Geschmack an der Sparte :)
Herzlichst
Bella
Hallöchen meine Liebe,
ich hatte den Beitrag noch auf meiner Merkliste und komme jetzt erst dazu vorbeizuschauen. traurig aber wahr.
Jedenfalls bin ich überrascht, dass es sich um einen Krimi handelt. das Cover sah eher nach einem historischen oder mythischen Comic aus. *lach
Nichtsdestotrotz coole Sache, auch, dass der Illustrator für bestimmte Szenen oder Charaktere Gemälde als Vorbild genutzt hat.
Viele Grüße
Tina