{Rezension} En Garde! von Quentin Zuttion

Lucie schläft mit einem Messer unterm Kopfkissen. Tamara kämpft, schlägt um sich, betäubt sich. Nicole entscheidet sich dafür, sich in Luft aufzulösen.

Diese drei Frauen waren Opfer sexueller Gewalt. Daraufhin melden sie sich bei einem einjährigen Kurs für therapeutisches Fechten an. Ein Jahr, um sich zu befreien und die Herrschaft über ihr leben zurückzuerlangen.

Angreifen, sich verteidigen, treffen. Unter der Maske kann die Heilung beginnen.

Die Facetten im Comic-Bereich sind äußerst vielfältig und so findet man nicht nur actionreiche Superhelden-Storys, unterhaltsame Fantasy oder Biographien, sondern auch durchaus Ausgaben in denen schwerere Themen, wie in diesem Fall sexuelle Gewalt, angegangen werden. Durch das kunstvolle Medium Comic erhält man einen außergewöhnlichen, berührenden und emotional ergreifenden Zugang zu dem Sujet.

Quentin Zuttion rückt in seinem Werk »En Garde!« die Geschichten dreier Frauen in den Fokus, die auf verschiedene Weise sexuelle Gewalt erfahren haben und nun in einem einjährigen therapeutischen Fechtkurs ihr Trauma aufarbeiten.


© Splitter Verlag

Die Wirkung der Geschichte entfaltet sich über die eindringlichen Illustrationen des Künstlers, die ohne viel Text auskommen und gerade dadurch eine besonders fesselnde Sogwirkung entwickeln. Nicht zuletzt trägt die minimalistisch gewählte Farbpalette für eine eindringliche Atmosphäre bei, die die Ängste der Frauen auf das Papier bannt.


© Splitter Verlag

Bei dem Fechtkurs lernen sich Lucie, Tamara und Nicole kennen und bei jeder hat sich ein anderer Reaktionsmechanismus durch die Gewalterfahrung in Gang gesetzt. Während die eine vor lauter Angst vor ihrem Ex-Mann mit einem Messer unterm Kopfkissen schläft, versucht die andere mit ihrer draufgängerischen und wütenden Art ihr Trauma und den Schmerz zu übertünchen und eine zieht sich immer mehr in sich selbst zurück bis jegliches Selbstwertgefühl zu verschwinden droht.


© Splitter Verlag

Gemeinsam und mit der Entwicklung, die sich mithilfe des therapeutischen Fechtens zu zeigen beginnt, kämpfen die Frauen um eine Zukunft, in der sie frei und glücklich leben können. Doch dafür müssen sie noch einmal all den Schmerz und die Auswirkungen auf ihre Familie hochholen und die Geschehnisse verarbeiten. Die Heilwirkung entfaltet sich zusehends und man kann verfolgen, wie die Frauen lernen bewusster mit ihren Gefühlen umzugehen, Angst zu überwinden und dadurch neuen Lebensmut schöpfen.


© Splitter Verlag

Der Zeichenstil von Quentin Zuttion ist skizzenhaft und durch eine feine Linienführung geprägt, die besondere Note bekommen die Illustrationen durch eine verwaschene Kolorierung verliehen. Richtig gut gefallen hat mir, dass die Panels nicht durch scharfe schwarze Linien getrennt wurden, sondern über einen weicheren Übergang in den Weißraum eingehen.


»En Garde!« ist ein wegweisendes Werk, das sicherlich betroffenen Frauen einen möglichen Ausweg aufzeigen kann, aber auch Personen im Umfeld von Opfern sexueller Gewalt zu mehr Verständnis verhilft.

★★★★★

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Titel: En Garde!
Originaltitel: Touchées
Autor/Illustrator: Quentin Zuttion
Übersetzerin: Anne Thies
Genre: Comic
Verlag: Splitter Verlag
ISBN-13: 978-3962192839
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 208 Seiten
Preis: 29,80 €
Erschienen: 1. August 2020

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Quentin Zuttion, der hin und wieder auch unter seinem Pseudonym Mr. Q arbeitet, ist Illustrator und Comiczeichner, Video-, Photo- und Performance-Künstler. Er hat seinen Abschluss an der Nationalen Kunsthochschule in Dijon gemacht und danach als Illustrator gearbeitet, was er immer noch tut. Zuttion ist sehr aktiv in sozialen Netzwerken und auf seinem privaten Blog »Les petits mensonges de Mr. Q« (»Die kleinen Lügen des Mr. Q«), wo er vor allem Cartoons veröffentlicht. Darüber fand er mit den Éditions Lapin einen Verlag für seine ersten beiden Werke, »Sous le lit« (»Unter dem Bett«) und »Chromatopsie«. »Nennt mich Nathan« ist sein erstes Werk, das in Deutschland erscheint.

Quelle: Splitter Verlag


„En Garde!“ ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie groß die Bandbreite an verschiedenen Comics mittlerweile ist und dass Comics mitnichten ein Medium für Kinder sind.
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2 Kommentare

  1. Hey Bella =)

    schön, dass dir der Comic auch so gut gefallen hat, wie mir. Deine Meinung zur Colorierung und den „offenen“ Panels kann ich total nachvollziehen. Unkonventionell, aber sehr passend. Ich hab den Beitrag auf der Übersichtsseite zum #femtember verlinkt.

    Viele liebe Grüße,
    Nico

    • Hi Nico,
      mir hat sie sogar so gut gefallen, dass ich mir jetzt auch noch (irgendwann) die anderen Werke des Künstlers vornehmen möchte :)

      Vielen Dank fürs Verlinken auf der Überssichtsseite. Mein eigentlicher Beitrag zum #femtember ist noch in der Mache ;)

      Herzliche Grüße
      Bella

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