{Rezension} Noir Burlesque (1) von Enrico Marini


Lesedauer: 4 Minuten

Slick ist ein Ex-Boxer, Spieler, Kriegsveteran und kleiner Gangster, der versucht, in einem Haifischbecken zu überleben. Genau das setzt er aber aufs Spiel, als er sich mit der Femme fatale Caprice einlässt. Sie wird von seinem Boss Rex als sein Eigentum betrachtet, und er schätzt es überhaupt nicht, dass so ein Kleinkrimineller das nicht respektiert. Slick sieht schon dem Tod ins Auge als Rex ihm ein Angebot macht…

Nach Beendigung seiner langjährigen, über zwölf Bände umfassenden Mitarbeit an dem Mantel-und-Degen-Epos »Der Skorpion« war die Fahrt frei für ein eigenes Projekt des italienischen Starzeichners Enrico Marini, der in seinem neuesten Werk »Noir Burlesque« den klassischen Film noir aus den 1950er Jahren zelebriert.


© Carlsen Verlag/Enrico Marini

In seinem Gangsterepos erzählt er die Geschichte um den Ex-Boxer, Spieler und Kriegsveteranen Terry Slick, der sich als Ganove verdingt und sich von seinem Boss und Nachtclubbesitzer Rex McKinty lossagt. Doch dieser sieht Slick so lange in der Schuld, bis dieser alle offenen Rechnungen seines verstorbenen Bruders getilgt hat. Die Feindschaft zwischen Slick und McKinty reicht jedoch tiefer, denn die heiße rothaarige Caprice, einstige Geliebte des Erstgenannten, ist nun mit Zweitgenannten verlobt und arbeitet in seinem Nachtclub als Showgirl zwischen Federn und Champagnerbädern.

Enrico Marini mixt in seinem Comic noir alle Zutaten aus einem Film noir der 50er/60er zusammen und kreiert daraus eine mitreißende Story zwischen Gangsterdasein, Leidenschaft und einer fatalen Dreiecksbeziehung.


© Carlsen Verlag/Enrico Marini

Eine prekäre Anfangssituation vorangestellt, wird das bisherige Geschehen bis zu diesem Augenblick in einer Rückblende erzählt und ich bin schon sehr gespannt auf weitere Einzelheiten zum Ausgang dieser fesselnden Story.

Zu einem absoluten Must-Have, auch für Nicht-Film-noir-Kenner, wird Noir Burlesque durch die beeindruckenden schwarz-weiß Illustrationen von Enrico Marini, die durch ein paar rote Farbhighlights eine reizvolle Schärfe verliehen bekommen. Architektur der pulsierenden Metropole New Yorks, die großzügigen Automodelle aus dieser dekadenten Zeit und natürlich die ästhetische Zeichnungen der Figuren selbst, sind eine wahre Augenweide.

Aufgrund der ausdrucksstarken Panels kommt Enrico Marinis Werk auch ohne viel Text aus und lädt zum längeren Betrachten ein, was für eine unheimlich tolle Stimmung sorgt.


Ein atemberaubend gezeichneter Comic noir aus Enrico Marinis Feder. Spannung, harte Kerle, aufreizende Ladys und eine ordentliche Portion Erotik vervollkommnen die Hommage an den klassischen Film noir.

★★★★★

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Titel: Noir Burlesque (1 von X)
Originaltitel: Noir Burlesque
Autor/Illustrator: Enrico Marini
Übersetzerin: Christiane Bartelsen
Genre: Comic
Verlag: Carlsen Verlag
ISBN-13: 978-3551763907
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 104 Seiten
Preis: 24,00 €
Erschienen: 1. März 2022

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Enrico Marini, geboren am 13. August 1969 als Sohn italienischer Einwanderer in der Schweiz, studierte von 1987 bis 1991 Grafik an der Kunsthochschule in Basel. Sein Stil ist von den amerikanischen Comics, den italienischen Fumetti und dem Manga beeinflusst, und zu seinen Vorbildern gehören Autoren wie Hermann, Jordi Bernet, Milton Caniff, Alfonso Font, Giraud und Otomo. Seine Karriere begann 1987, als er mit knapp 18 Jahren den Comicwettbewerb in Sierre gewann. Umgehend durfte er in Frankreich seine erste eigene Serie zeichnen: „Olivier Varèse“ nach einem Szenario von Thierry Smolderen. 1992 erschufen die beiden gemeinsam „Gipsy“ einen Trucker, der sich nicht nur durchschlagen muss, sondern es auch kann. Mit dem Autor Jean Dufaux und der Serie „Rapaces“ („Raubtiere – Jäger der Nacht“) begibt sich Marini 1998 in die Welt der Vampire. Schließlich konnte er mit Stephen Desberg einen Kindheitstraum verwirklichen und 1996 den Western „L’Etoile du Désert“ („Der Stern der Wüste“) zeichnen. Aus dieser Zusammenarbeit entwickelten sie vier Jahre später „Le Scopion“ („Der Skorpion“) ein großes Mantel-und-Degen-Epos. Seit 2007 ist Marini selbst Autor und Zeichner der Serie „Eagles du Rome“ („Adler Roms“), der Geschichte von Hermann dem Cherusker. 2017 meisterte er eine neue Herausforderung: Für DC Comics zeichnete er inzwischen zwei Bände „Batman“.

Marinis frankophonen Alben erscheinen bereits seit den Neunzigerjahren auf Deutsch im Carlsen Verlag.

Quelle: Carlsen Verlag

Eine Menage a Trois im Gangstermilieu.
Literaturzeitschrift.de

Ohne das Genre zu revolutionieren, bietet Noir burlesque die Gelegenheit, eine gute alte Geschichte zu lesen, die auch Hollywood nicht verleugnet hätte.
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Die inszenatorisch wie thematisch eindrucksvolle Graphic Novel stürzt sich kopfüber in ein Chaos aus Sex, Gewalt und ist eine atemberaubende Liebeserklärung an den klassischen Film noir.
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