{Rezension} Boum von Lisa Eckhart


Lesedauer: 3 Minuten

Die Liebe zieht die junge Österreicherin Aloisia nach Paris. In der Stadt der Liebe treibt zur gleichen Zeit ein Serienmörder sein Unwesen, der sich Straßenmusikanten als Opfer auserkoren hat. Von den Zeitungen erhält der Mörder den wohlklingenden Namen Le Maestro Massacreuer verpasst und die ermittelnde Elite, bestehend aus einem Kommissar und angesehenen Terrorexperte, stochert weitgehend im Dunkeln. Wer rechnet auch schon mit einem Bettler, Pardon, Clopin, dem König der Bettler, in dessen Fänge sich Aloisia wiederfindet und den ›Turm der Wunder‹ erklimmt.

Nach ihrem sehr persönlichen Romandebüt »Omama«, eine Hommage an ihrer Enkelin-Oma-Beziehung, widmet sich die österreichische Kabarettistin Lisa Eckart in ihrem neuen Werk »Boum« der französischen Hauptstadt Paris, welche als Setting für eine Mischung aus modernem Märchen, Krimi und Bühnenstück in Dreigroschen-Oper-Manier dient.

Im Vergleich zu »Omama« liest sich »Boum« eher episodenhaft, wie die Mischung aus verschiedenen Bühnenprogrammen, als einziger Verbindungsknoten das Pariser Setting. Unverkennbar dabei ist Lisa Eckharts bitterböser Ton, zu dem man gleich die passende Melodie ihrer Auftritte in den Kopf gespült bekommt.

Sehnlichst erwartet man das Paar, das freudestrahlend verkündet: »Wir verstehen und auch mit Worten.«
Seite 47

Provokant und zugespitzt nimmt Lisa Eckhart die Probleme von Mann-Frau-Beziehungen auf die Schippe, knöpft sich das Metier der Hostessenvermittlung vor, streift dabei die Rotlichtabteilung mit ihren Prostituierten und landet schließlich beim lukrativen Geschäft der Bettler. Dabei verkommt die Mordserie an Pariser Straßenmusikanten fast schon zum stiefmütterlichen Nebenprodukt.

Terror passt in die Wegwerfkultur. Sowohl Täter als auch Opfer sind nach dem Anschlag nicht zu recyceln.
Seite 144


Lisa Eckhart ist es mit »Boum« leider nicht gelungen mich abzuholen, denn ich habe hier einfach den roten Faden in der Story vermisst und mit dem Landei-Märchen über Aloisia, das mit jeder Menge Dreigroschen-Oper-Essenz angereichert wurde, bin ich auch nicht so richtig warm geworden. Für eingefleischte Fans von Eckharts Satire-Programm ist das Buch dennoch eine Empfehlung wert, denn hier bekommt man jede Menge von der österreichischen Spitzzüngigkeit zu lesen.

Zum Wohle des Planeten sowie seiner Bewohner wäre nichts Geringeres als der kollektive Selbstmord der ganzen Gattung Mensch geboten.
Seite 215


Humorvolle Unterhaltung, die alleine durch den Rhythmus von Eckharts Satire bestechen kann, mich jedoch trotzdem nicht ganz abholen konnte.

★★★☆☆

*WERBUNG*


Titel: Boum
Autor*in: Lisa Eckhart
Genre: Gegenwartsliteratur, Satire
Verlag: Zsolnay (Hanser)
ISBN-13: 978-3552073074
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 368 Seiten
Preis: 25,00 €
Erschienen: 22. August 2022

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Lisa Eckhart, geboren 1992 in Leoben, studierte in Paris und Berlin Germanistik und Slawistik. Sie tritt als Kabaretistin regelmäßig in Fernsehsendungen auf und steht mit Soloprogrammen auf der Bühne. Heute lebt sie in Leipzig. 2020 erschien ihr erster Roman Omama.

Quelle: Hanser Literaturverlage


[…] „Boum“ ist ein nicht zu bändigender Parforceritt durch Paris und durchquert die Stadt auf so originell-schräge Weise, dass keine Paris-Anthologie künftig auf Eckhart-Passagen verzichten dürfte.
Deutschlandfunk Kultur, Rainer Moritz

Die originellen Einfälle und die überbordende Fantasie von Lisa Eckhart bereiten Vergnügen. Sprachlich ist sie eloquent, aber diese Freude an sprachlicher Fülle kippt auch mal ins allzu selbstverliebte Pirouetten drehen.
rbb Kultur, Nadine Kreuzahler

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