{Rezension} Such a Fun Age von Kiley Reid


Lesedauer: 4 Minuten

Bald feiert Emira Tucker ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag, doch noch immer hat sie keinen richtigen Job mit Krankenversicherung und verdient ihren Lebensunterhalt mit Kleinjobs bei einem Schreibdienst und als Babysitterin bei der gut situierten weißen Familie Chamberlain. Als sie eines Nachts von Alix Chamberlain in einer Notsituation angerufen wird, um sich kurz um ihre Tochter Briar zu kümmern, wird Emira der Kindesentführung verdächtigt. Ein Zeuge filmt die schreckliche Situation und Alix setzt alles daran Emira zu einem Teil ihrer Familie und den Vorfall wiedergutzumachen. Doch als das Video im Netz auftaucht, bröckeln die Fassaden und Emira beginnt zu begreifen…

Kiley Reid nähert sich dem Thema Rassismus im heutigen Amerika in ihrem Roman »Such a Fun Age« auf spezielle Weise, denn in ihrer Geschichte über die junge Emira Tucker, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat, wird nicht nur Opfer des täglichen Rassismus gegenüber Schwarzen, sondern erfährt auch gut gemeinte Hilfe von Weißen (White Savior Complex), die ebenso rassistisch ist.

Gleich durch zwei Bespiele wird weißer ›Savorism‹ auf die Spitze getrieben und damit in den Vordergrund der Handlung gestellt. Dazu umreißt Kiley Reid vor allen Dingen die Persönlichkeit von Alix Chamberlain, die in einer neureichen Familie heranwuchs und für die dunkelhäutige Bedienstete etwas ganz normales sind. Nach Emiras rassistischem Erlebnis setzt Alix alles daran, sie zu unterstützen und unter Beweis zu stellen, dass sie keine Rassistin ist, da sie Emira schließlich als Freundin und Teil der Familie sieht.

Dann ist da noch der Kelley Copeland, der mit Emira eine Beziehung eingeht und bereits seit seiner Schulzeit die Gegenwart von dunkelhäutigen Menschen sucht, sie regelrecht fetischisiert und sich als glänzender Retter in weißer Rüstung sieht. Kiley Reid führt durch diese Figur besonders anschaulich vor Augen, wie sehr die Ratschläge und besserwisserische Bevormundung (auch wenn sie gut gemeint sind) sich über die Wünsche und das Empfinden der betroffenen Person abheben und damit genau das Gegenteil bewirken, was eine andere Art des Rassismus ist.

Kiley Reid hat mich mit ihrer Betrachtungsweise auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht, und regt zur Selbstreflexion an. Wie verhält man sich selbst, und wie würde man es finden, dass andere, nur aufgrund der Hautfarbe, meinen besser zu wissen was gut für einen ist?

Emira selbst habe ich als jemanden erlebt, der Rassismus bereits gewohnt ist, den Vorfall nicht unnötig aufbauschen will und im Moment nur herausfinden will, was sie mit ihrem Leben eigentlich anfangen möchte. Leider verharrt Emira statisch in ihrer Situation und bleibt passiv in ihrer Rolle, erst zum Ende des Romans kommt sie etwas in Bewegung und ich hätte mir einfach etwas Input zum Thema von ihrer Seite gewünscht und einen klaren Umriss ihres Standpunktes. Doch durch ihr ›regloses‹ Verharren wird keine konstruktive Haltung vermittelt und es bleibt bei einem Denkanstoß, der keine Hilfestellung in der Frage bezüglich eines korrekten Umgangs für beide Seiten gibt.


Ein scharf gezeichneter Gesellschaftsroman, der eine ganz andere Seite von Rassismus offenlegt.

★★★½☆

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Titel: Such a Fun Age
Originaltitel: Such a Fun Age
Autorin: Kiley Reid
Übersetzerin: Corinna Vierkant
Genre: Gegenwartsliteratur
Verlag: Ullstein Buchverlage
ISBN-13: 978-3550201240
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 352 Seiten
Preis: 22,00 €
Erschienen: 3. Mai 2021

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Kiley Reid, 1984 geboren, nahm am Truman Capote Fellowship teil und unterrichtete Creative Writing. Ihre Erzählungen wurden in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht. Sie lebt in Philadelphia.

Quelle: Ullstein Buchverlage


Ein eigentlich leicht zu lesender Roman, unter dessen Oberfläche sich viel mehr verbirgt, als es beim Lesen zunächst den Anschein hat.
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