In 28/7 um die Welt | Australien & Ozeanien

Lesedauer: 6 Minuten

Willkommen an Bord bei der literarischen Weltreise von Buchperlenblog & Bellas Wonderworld »In 28/7 um die Welt«. Nach unserem letzten Aufenthalt in Asien darf ich euch heute auf einen Streifzug durch Australien & Ozeanien mitnehmen.


Australien umfasst als Kontinent betrachtet auch Neuseeland und wird oft zusammen mit Ozeanien genannt, welches eine Bezeichnung für die 7.500 umfassende Archipele umfassende Inselwelt des Pazifiks nördlich und östlich Australiens ist. Seid ihr auch schon gespannt, welche Geschichten ›Down Under‹ bereithält?

Erster Stopp mit mir ist in Australien, bevor Gabriela zu der Insel Bougainville in den Salomonen entführt und somit Ozeanien bereist, und wir später gemeinsam noch einen Abstecher nach Neuseeland machen.


Die Stationen:

Bella: Australien

Gabriela: Salomonen

Gabriela: Neuseeland

Bella: Neuseeland

Australien

Holly Ringland – »Die verlorenen Blumen der Alice Hart«

Australien zählt zu den trockensten Gebieten der Erde, mit dem man sicherlich sofort die Wüstenlandschaft mit dem ›Ayers Rock‹ aber auch das imposante Opernhaus von Sydney verbindet. Die Faszination Australien spielt sich jedoch nicht in den Großstädten ab, sondern im Outback wo die Aborigines leben und der typisch roten Sand zu finden ist und einen die australische Tierwelt in Staunen versetzt.

Zur Fauna gehört natürlich auch die Flora, und was läge da näher, als ein Buch vorzustellen, welches geschickt die australische Pflanzenwelt in einen facettenreichen Roman über Familie, Vergangenheit, Freundschaft und Liebe bettet. Die australische Schriftstellerin Holly Ringland verbindet in ihrem Roman »Die verlorenen Blumen der Alice Hart« eine berührende Geschichte, über eine Blumenfarm, die Frauen mit einer traumatischen Vergangenheit einen Ort der Heilung bietet und somit versucht den bitteren Nachgeschmack von Gewalt und Missbrauch abzumildern.

Egal ob sie ihren Tag im Garten oder am Meer verbrachten, irgendwann kam immer der Moment, in dem ein Pazifikkoel einen Schrei ausstieß oder sich eine Wolke vor die Sonne schob. Dann schüttelte Alice‘ Mutter die Trance von sich ab, als wäre sie die ganze Zeit durch einen Traum geschlafwandelt. Sie wurde aktiv, machte auf dem Absatz kehrt und rannte ins Haus, rief Alice über die Schulter zu: »Die Erste in der Küche bekommt frische Schlagsahne auf ihre Scones.«
»Die verlorenen Blumen der Alice Hart«, Seite 32


Alice kommt nach dem Tod ihrer Eltern zu ihrer Großmutter June auf die Blumenfarm, wo sie versucht das Erlebte zu verarbeiten. Jedoch verbirgt June etwas vor Alice und als diese dem Familiengeheimnis auf die Spur kommt, beschließt sie ihren eigenen Weg zu finden, mitten in der australischen Wüste.

Die faszinierende Verbindung der berührend erzählten Geschichte mit der Sprache der Blumenwelt entfaltet mit den floralen Illustrationen zum Beginn eines jeden Kapitels eine besonders schöne Wirkung.

Salomonen: Bougainville

Lloyd Jones – »Mister Pip«

Fahren wir auf der Weltkarte mit dem Finger über Ozeanien, stellen wir fest, dass es viele kleinere und größere Inselgruppen gibt, die dazugehören. Einer dieser aus vielen Inseln bestehenden Inselstaaten ist Salomonen. Aus vulkanischem Ursprung entstanden und nun größtenteils mit einer bergigen Waldlandschaft versehen, zählen schätzungsweise 992 kleinere Inseln und Atolle dazu. Bougainville ist eine davon, eine knapp 9000km² große Insel, und Schauplatz der Geschichte, die ich sehr gern kennenlernen würde.

Matilda wächst im Krieg auf der Pazifikinsel Bougainville auf. Ihre strenge aber hingebungsvolle Mutter gibt ihr den nötigen Halt, um die Wirren des Krieges zu überstehen. Noch viel mehr allerdings zieht Matilda Kraft aus ihrer imaginären Freundschaft zu Mister Pip, einem Charakter aus Charles Dickens Great Expectations. Während sich ihre Welt Stück für Stück aufzulösen beginnt, findet Matilda nur noch in dieser Freundschaft Kraft.
Auch wenn ich selbst bisher nicht allzu warm wurde mit den Geschichten von Charles Dickens (und steinigt mich bitte nicht dafür!), finde ich es doch sehr faszinierend, wie eine seiner Figuren einem Mädchen in einer zerrüttelnden Zeit Halt geben kann.

Neuseeland

David Ballantyne – »Sydney Bridge Upside Down«

Zum australischen Kontinent zählen neben dem namensgebenden Festland auch einige traumhaft schöne Inseln – sowie der Inselstaat Neuseeland. Dank seiner außergewöhnlich isolierten Lage entwickelte sich hier eine ganz besondere Tier- und Pflanzenwelt. Wo die Landschaft anderer Regionen normalerweise von großen Säugetieren bevölkert ist, gibt es in Neuseeland hauptsächlich Vögel zu bestaunen, fliegende und flugunfähige wie der leuchtend grüne Kakapo.

Auch in meinem Buchtipp geht es um ein Tier, genauer gesagt um ein Pferd mit dem klangvollen, wenn auch etwas holprigen Namen Sydney Bridge Upside Down.

Am Rande der Welt lebte ein alter Mann, sein Pferd hieß Sydney Bridge Upside Down. Er hatte ein Gesicht voller Narben, und das Pferd war ein alter, lahmer Klepper, und ich beginne mit dem Mann und seinem Pferd, weil sie immer irgendwie dabei waren in jenem Sommer, als hier oben an der Küste die schrecklichen Dinge passierten.
»Sydney Bridge Upside Down«, Seite 7


Ein Sommer in den 60er Jahren, in der Abgeschiedenheit Neuseelands. Harry Baird lebt in Calliope Bay, einem Ort mit nur noch fünf bewohnten Häusern. Er bekommt Besuch von seiner wunderschönen Cousine Caroline, die den Männern des kleinen Örtchens den Kopf zu verdrehen scheint. Auch Harry kommt gegen ihren Zauber nicht an, verliert den Anschluss an seine Freunde und gleitet immer weiter ab in einen merkwürdigen Reigen von unkontrollierten Begebenheiten.

Die Geschichte wird von Harry Baird erzählt, wirklich erzählt. Denn er beginnt mit dem Tod seines besten Freundes, gleitet dann jedoch in der Zeit zurück und erzählt von den Tagen und Wochen davor. Selbst aufmerksame Leser könnte dieser Umstand etwas verwirren, mir ging es zumindest auf den ersten Seiten so. Harry erzählt relativ emotionslos von seinem kleinen Bruder Cal, sowie seinem Freund Dibbs, den er immer nur abwertend „Kleiner“ nennt, die er beide der Ordnung halber verprügelt. Trotzdem sind sie eine eingeschworene Bande, die zusammenhält, vielleicht aus Mangel an Alternativen. Doch als Caroline ankommt, ändert sich die Konstellation. Harry entdeckt die Vorzüge des anderen Geschlechts, bleibt lieber bei ihr, als mit seinen Freunden in der geheimen Höhle zu hocken und heimlich gedrehte Zigaretten zu rauchen. Nur das alte verlassene Schlachthaus verliert seine Anziehungskraft nicht. Die Tage vergehen, die Jugend gleitet dahin.

Doch immer wieder wird die Idylle unterbrochen von Harrys Albträumen, die verwirrend intensiv beschrieben werden, die verschlüsseln und verdecken, aber doch die Schlüsse zulassen, dass Harry in der Lage ist, jemandes Tod zu verantworten. Oder sind es nur Albträume?

Das solltet ihr auf jeden Fall selbst herausfinden, wenn euch dieses Buch begegnet. Es ist anders, es ist verwirrend, frustrierend, aber dennoch mitreißend und in sich und seiner Unausgegorenheit faszinierend rund.

Neuseeland

Marieke van der Pol – »Brautflug«

Wir verweilen noch etwas länger in Neuseeland, beziehungsweise machen eine Zeitreise in die fünfziger Jahre, und begleiten drei junge Frauen auf ihrem besonderen Flug von der Niederlande nach Neuseeland.

Ada, Marjorie und Esther befinden sich nämlich auf dem sogenannten »Brautflug«, der ihnen die Auswanderungen inklusive Ehemann in Neuseeland verspricht und in eine hoffnungsvolle Zukunft führt. Die Frauen begegnen sich im Flugzeug und lernen dort auch den jungen Frank kennen, da ahnen sie noch nicht, dass sie diese Reise für das ganze Leben miteinander verbinden wird.

So kam es, dass die Soldaten in ihren kurzen Hosen und die Zuschauer, die im Schatten der Flugzeughalle auf die Ankunft der Holländer warteten, mit dem Anblick einer Braut belohnt wurden, die auf Strümpfen die Treppe herunterrannte, in dem Moment, als der Steward die Tür des Riesenvogels ganz aufwarf. Ein Aufschrei ging über die Plattform hinweg, man zeigte mit Fingern auf sie, seht nur!
»Brautflug«, Seite 91


Diesen dramatisch schönen Debütroman von Marieke van der Pol habe ich vor über einem Jahrzehnt gelesen und da mich die lebendige Mischung der Themen Glaube, Ethik, Karriere, Liebe und Ehe damals sehr fesselten, kann ich die Lektüre nur weiterempfehlen.

Wir hoffen, euch hat unsere vierte Destination auf unserer Reise »In 28/7 um die Welt« gefallen! Welche Bücher, die in Australien oder Ozeanien spielen könnt ihr empfehlen?

Schon morgen geht die Weltreise auf buchperlenblog.com weiter. Nächster Halt: NORDAMERIKA!

3 Kommentare

  1. Liebste Bella!
    Ich finde ja „Brautflug“ klingt nach einem sehr interessanten Thema, dass mir so auch noch nicht untergekommen ist. Ein ganz toller Tipp von dir!

    Alles Liebe!
    Gabriela

    • Hallo meine Liebe,

      falls du es liest, gib Bescheid, ich würde es dann gerne nochmal lesen. Kann mich nämlich noch sehr an meine Begeisterung erinnern, aber die genaue Handlung habe ich nur noch sehr vage im Kopf :)

      Die Geschichte ist auf jeden Fall super interessant und wurde 2008 sogar verfilmt. Leider gibt es den Film aber nur in niederländischer Sprache.

      Herzlichst
      Deine Bella

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