{Rezension} Beethoven: Unsterbliches Genie von Peer Meter & Rem Broo


Lesedauer: 4 Minuten

Was Du schon immer über Beethoven wissen wolltest und dich nie zu fragen trautest, wird in dieser Graphic Novel an seinem Totenbett von den unterschiedlichsten kondolierenden Besuchern verhandelt. So werden Geschichten über sein Genie neben Anekdoten über weniger heldenhaften Seiten erzählt und ergeben dabei auch ein nicht immer schmeichelhaftes Bild seiner heuchlerischen Mitbürger.

Zum 250. Geburtstag des Genies Beethoven liefert diese Graphic Novel einen sehr unterhaltsamen und durchaus informativen Beitrag.

Quelle: Carlsen Verlag

Der Comicszenarist Peer Meter (»Haarmann«, »Vasmers Bruder«, »Gift«, »Böse Geister«) hat zum 250-jährigen Beethoven Jubiläum in Zusammenarbeit mit dem Illustrator Rem Broo einen ganz besonderen Beitrag entworfen: Eine Comic-Biographie über das Musik-Genie!

»Ist es eine Komödie? Ist es eine Tragödie?«

Mit diesem Zitat des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard wird der Comic über den berühmten Komponisten Ludwig van Beethoven eingeleitet und trifft die Quintessenz der Geschichte ziemlich genau wieder. Denn diese Comic-Biographie ist viel mehr als eine trockene Abhandlung über die Informationen zu dem musikalischen Genie, dessen fast völlige Taubheit ihn bis zum Ende zeichnete.

Ausgangspunkt der Erzählung ist Beethovens Tod und die Schnitzeljagd des Franzosen Louis Lefebvre auf der Suche nach seinem Idol, die ihn kreuz und quer durch Wien führt und anhand derer verdeutlicht wird, dass der Musiker unzählige Male (fast 80 Mal) ein neues Quartier in der österreichischen Hauptstadt bezog. Die Fahrt mit dem Fiaker vor der Kulisse der Stadt füllt Künstler Rem Broo durch seine detailreich gestalteten Panels und einer atmosphärisch abgestimmten Farbpalette mit Leben.

Land und Leute werden aber nicht nur in Rem Broos Bildern eingefangen, sondern auch die Hinterfotzigkeit der österreichischen Gesellschaft wird in den Sprechblasen der Akteure deutlich abgebildet. Kaum ist das Genie tot, scharren sich auch schon Bewunderer, Ärzte und Bekanntschaften um ihn wie lästige Schmeißfliegen. Sein Sekretär und Biograph Anton Schindler ist dabei vor allen Dingen auf seinen Vorteil bedacht, die Haushälterin weiß nichts Gutes über den »Beidlpracker« zu berichten und auch die Herren Doktoren, darunter sein letzter behandelnder Arzt Andreas Wawruch, kommen zu Wort und führen seinen Wunsch, die Entnahme seines Hörorgans durch.

Peer Meter ist es mit seinem Szenario gelungen den Starkult um Ludwig van Beethoven auf äußerst unterhaltsame Art und Weise zu umreißen und dabei den Leser*innen ein Bild von seinem Umfeld zu liefern, dass über das Leben in einer Welt voller Gönner mit Profitgier, geldgeiler Verwandtschaft und Neider Aufschluss gibt.

Besonders skurril und absonderlich erscheint auf den ersten Blick die Leichenfledderei, die mit dem Raub von Beethovens Haupthaar beginnt, denn mit den Locken des Genies ließ sich als Andenken gutes Geld machen, und bis hin zum Austausch des malträtierten Schädels reicht. Die Groteskheit der Vorgänge wird auch wunderbar bildlich in den Szenen mit dem Anatom und Pathologe Johann Wagner und seinem Gehilfen Anton Dotter dargestellt.

Die Auswüchse der Gesellschaft, die sich an dem Genie in irgendeiner Art und Weise profilieren möchte, um etwas von seinem Glanz abzubekommen hat mit Abstand betrachtet ganz schön schräge Züge, was sich auch an der Sängerin Caroline Unger zeigt, die vor aller Augen betont dass sie es war, die Beethoven bei der Uraufführung seiner Symphonie Nr. 9 im Kärtnertortheater zum applaudierenden Publikum umdrehte und nicht Henriette Sontag. Dieser Comic steckt voll solch herrlich absurder, wie auch authentisch wirkender Darstellungen, und fügt sich zu einem originellen Lesespaß zusammen, der einen zwischen dem Drang zum Lachen und zum Weinen schwanken lässt.

»Beethoven – Unsterbliches Genie« ist eine Biographie der anderen Art und liefert fast nichts über das musikalische Wirken des Außnahmekünstlers, dafür aber jede Menge über die zur Kunstfigur gemachten Persönlichkeit und den Kult um ihn. Rem Bro taucht die unterschiedlichen Episoden des Comics durch verschiedene stilistische Umsetzungen in ein Ambiente, das begeistert und immer wieder neue Seiten der tragischen Komödie aufkommen lässt.


Eine tragische Komödie um das Totenbett des begnadeten Komponisten Ludwig van Beethoven die auf humorvolle Weise einen flüchtigen Blick auf das Idol der Romantik erhaschen lässt.

★★★★☆

*WERBUNG*


Titel: Beethoven: Unsterbliches Genie
Autor: Peer Meter
Illustrator: Rem Broo
Genre: Comic, Biographie
Verlag: Carlsen Verlag
ISBN-13: 978-3551731203
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 144 Seiten
Preis: 22,00 €
Erschienen: 12. März 2020


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Dieser Comic ist auch im umfassenden Katalog der globalen Online-Comic-Plattform izneo enthalten. Dort findest Du ein breit gefächertes Angebot an Europäischen & Amerikanischen Comics, (Graphic Novels) und Mangas, welche über ein digitales Endgerät (Smartphone, Tablet oder Nintendo Switch) gelesen werden können. Mit dieser Leseprobe kannst Du in den vorgestellten Comic »Beethoven – Unsterbliches Genie« schon einmal reinschnuppern.

Peer Meter, geboren 1956 in Bremen, lebt als freier Schriftsteller in Worpswede. Neben seiner Arbeit als Comicszenarist ist er Theater-, Drehbuch- und Sachbuchautor. Bereits seit 1973 beschäftigt sich Peer Meter immer wieder auch mit Comics. Unter anderem war er 1976 Mitbegründer der Comiczeitschrift »Com-Mix«. Seit 1988 entstanden erste Comicszenarios, die der Comiczeichner Christian Gorny umsetzte. Diese Arbeiten wurden in diversen Comicmagazinen und Zeitschriften veröffentlicht. Seit 2010 erschienen in Zusammenarbeit mit deutschen Comiczeichnerinnen in der von ihm entwickelten »Serienmördertrilogie«drei auch international viel beachtete Graphic Novels: »Gift« mit Barbara Yelin, »Haarmann« mit Isabel Kreitz und »Vasmers Bruder« mit David von Bassewitz. 2013 erschien die Graphic Novel »Böse Geister« mit Gerda Raidt.
Peer Meters Bücher wurden in mehrere europäische Sprachen übersetzt.

»Haarmann« wurde 2010 mit dem »Münchener Comicpreis« ausgezeichnet und im selben Jahr auf der Frankfurter Buchmesse mit dem»Sondermann-Preis«. Auf dem Comic-Salon Erlangen waren »Haarmann« und »Gift« nominiert für den »Max und Moritz«-Preis in der Kategorie »Bester deutschsprachiger Comic«.
Für sein Drehbuch zu dem Spielfilm »Effigie – Das Gift und die Stadt« war er auf dem 14. Internationalen Filmfestival Zypern nominiert füreinen »Ciff-Award«.

Rem Broo ist ein rumänischer Autodidakt, der in Berlin lebt. 2008 gab er seine Arbeit als Architekt auf, um sich auf seine große Leidenschaft, das Zeichnen, zu konzentrieren. Seitdem hat er Zeitschriften und Kinderbücher illustriert, in Animationsstudios gearbeitet und Storyboards für Filmfirmen gezeichnet. Erste Comic-Arbeiten waren „Terminal Protocol“ und mehrere Kurzgeschichten für Anthologien. Sein erster internationaler Erfolg war „The End Times of Bram and Ben“, das von Image Comics veröffentlicht wurde und für das er eine Nominierung von Russ Manning für seinen einzigartigen Grafikstil erhielt.

Quelle: Carlsen Verlag


„Beethoven – Unsterbliches Genie“ von Autor Peer Meter ist keine gewöhnliche Biografie, sondern erzählt eine unerwartete Geschichte.
SWR2

[…]durchaus skurril, ebenso aber auch voller Traurigkeit.
BR Klassik

Wer alles schon weiß über Beethoven: Das hier verblüfft, ja, macht sehr viel Freude, das Buch.
hr2

Comic-Autor Peer Meter hat mit dem Zeichner Rem Broo eine groteske und amüsante Graphic Novel über das Ende Ludwig van Beethovens komponiert.
Abendzeitung

Mit dem Wissen aus diesem Album wirst du keine Prüfung in Musik oder Geschichte bestehen – aber auf jeder Party ein begehrter Gesprächspartner sein.
Comickunst

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3 Kommentare

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