{Rezension} Jupiter’s Legacy von Mark Millar, Frank Quitely uvm.

Lesedauer: 5 Minuten

Comic-Star-Autor Mark Millar zelebriert in »Jupiter’s Legacy« eine tiefgründige und actionreiche Superhelden-Geschichte, in der auch politische Themen und die Finanzkrise durch den New Yorker Börsencrash 1929 eine zentrale Rolle spielen. Aber auch familiäre und zwischenmenschliche Problematiken, die ein machtvolles Leben als Superheld mit sich bringt, werden nicht außen vorgelassen.

Die Serie

Der Streaminganbieter Netflix produzierte basierend auf Mark Millars Comics eine Serie über die legendäre Superheldenvereinigung, die im Mai 2021 ihre Erstausstrahlung feierte und groß beworben wurde. Neugierig geworden, habe ich mir die 8 Episoden mit einer jeweiligen Spieldauer von 42 Minuten angesehen und dadurch angefixt im Nachgang zu den Comics gegriffen.

Die Serie baut sich langsam aus kleinen Puzzelstückchen mit Sequenzen aus der Gegenwart und der Vergangenheit in den späten 1920er Jahren auf. So fügt sich erst nach und nach ein nachvollziehbares Bild zusammen, in dem man erfährt, wer die Superhelden eigentlich sind, wie sie zu ihren Kräften kamen und welchen Konflikten und Problematiken sie sich ausgesetzt sehen. Zusammen bilden Utopian (Sheldon Sampson), Lady Liberty (Grace Sampson), Skyfox (George Hutchence), Brainwave (Walter Sampson), Blue-Bolt (Dr. Richard Conrad) und Flare (Mike Wade) die Union of Justice, die in den 1950er Jahren noch eine wahre Errungenschaft darstellte. Aber angekommen im 21. Jahrhundert ist der Lack ab und das macht sich in der neuen Generation von Superhelden bemerkbar.

Obwohl die Serie nach einem etwas verhaltenen Start gerade zum Ende hin ordentlich an Fahrt aufnimmt, und man sicherlich eine zweite Staffel erwarten könnte, die das ganze Potenzial von Millars Geschichte ausschöpft, gab Netflix bereits die Einstellung der Serie bekannt. Die Comic-Vorlage von Mark Millar ist auf jeden Fall mehr als einen kurzen Blick wert!

Jupiter’s Legacy: Wie alles begann

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Titel: Jupiter’s Legacy: Wie alles begann
Originaltitel: Jupiter’s Circle Vol. I 1-6 & Vol. II 1-6
Autor: Mark Millar
Zeichner: Wilfredo Torres, Davide Gianfelice, Chris Sprouse, Rick Burchett, Francesco Mortarino, Walden Wong, Karl Story
Übersetzer: Bernd Kronsbein
Genre: Comic
Verlag: Panini
ISBN-13: 978-3741620829
Format: Softcover
Seitenanzahl: 300 Seiten
Preis: 29,00 €
Erschienen: 20. Oktober 2020

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Amerika Ende der 50er-Jahre. Sie sind die größten Superhelden der Welt: Gemeinsam bilden Utopian, Lady Liberty, Skyfox, Brainwave, Blue-Bolt und Flare die Union of Justice, gehen gegen jedes Alienmonster und jeden Superschurken vor. Doch hinter den bunten Kostümen lauert die Finsternis. Eifersucht, Leidenschaft, Geheimnisse und Verrat bedrohen die Gruppe genauso wie die harsche Realität hinter dem amerikanischen Traum – oder wie FBI-Chef Hoover, der alles tut, um die Identitäten der Helden zu erfahren. Und so werden aus Freunden erbitterte Feinde …

In »Jupiter’s Legacy: Wie alles begann« erwartet die Leser eine in zwölf Kapitel aufgeteilte Superhelden-Saga, welche mit knapp 300 Seiten ein richtiger Comic-Wälzer ist. Die Erzählung beginnt zu einem Zeitpunkt, nachdem die Gemeinschaft angeleitet von Sheldon Sampson auf einer Insel von mysteriösen Wesen ihre übernatürlichen Fähigkeiten erhalten hatten. Mittlerweile haben sich die sechs frisch gebackenen Superhelden zur Union of Justice zusammengeschlossen und beschützen die Menschen vor Monstern, Aliens und sonstigen Gefahren, die den amerikanischen Lebenstraum gefährden.

Dieser Prequel-Band beinhaltet eine prall gefüllte Reise durch die Abenteuer von Utopian und Co. in den 1950er Jahren. Das Besondere an Millars familiären Helden-Saga ist eindeutig die entromantisierung des Superhelden-Status-Quo. Die menschliche Seite der Helden wird immer wieder in den Vordergrund gerückt und beeinflusst das Handeln der Gruppe. Doch so manche Schwierigkeiten kann die ›Union of Justice‹ momentan gar nicht gebrauchen, denn FBI-Direktor J. Edgar Hoover setzt alles daran, die Identitäten der Superhelden zu erforschen und schreckt dabei vor nichts zurück.


© Panini Verlag/Wilfredo Torres

Gleich zu Beginn wartet Millar mit der Homosexualität von Blue-Bolt auf, die in den 1950er Jahren in der Gesellschaft noch nicht anerkannt war, was für Hoover natürlich ein gefundenes Fressen ist. Um an die wahre Identitäten der Superhelden zu gelangen erpresst Hoover Blue-Bolt, der durch den unheimlich starken sozialen Druck keinen Ausweg sieht und einen Suizidversuch zu begehen.


© Panini Verlag/Wilfredo Torres

Hoffnungsfroh stimmt in diesem Fall, dass seine Freunde auf sein Geheimnis mit Verständnis reagieren und ihm damit einen großen Rückhalt geben. Durch diese Unterstützung sieht sich jedoch Volt benachteiligt, da ihm als verheirateter Mann keine Affäre mit einem deutlich jüngeren Groupie goutiert wird. Nachem Blue-Bolt und Volt näher beleuchtet wurden, erhält man einen näheren Blick auf die Hintergründe zu den sehr persönlichen Feindseligkeiten zwischen Skyfox und Brainwave und Utopians perfekte Ehe, anhand derer plakativ veranschaulicht wird, dass zuviel Harmonie und Makellosigkeit der Spiegel für die eigenen Unzulänglichkeiten sein kann.


© Panini Verlag/Wilfredo Torres, Davide Gianfelice, Francesco Mortarino

Mark Millar widmet sich neben der Ausarbeitung des Backgrounds zu den Superhelden auch politischen Betrachtungen, die durch den Ausstieg von Skyfox die Verklärtheit gegenüber dem amerikanischen System verliert. Durch die historischen Einflüsse kommt an zwei Stellen auch die heute nicht mehr gängige und rassistische N*-Bezeichnungen für People of Color vor, die in diesem Kontext aber lediglich ein authentisches Abbild der damaligen Zeit darstellt. Natürlich gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, dass diese Bezeichnungen in aktuellen Publikationen nicht mehr verwendet werden sollten.

Die Illustrationen für diesen Mega-Comic-Band wurden von einem Künstler-Team aus mehreren Zeichnern erschaffen, darunter: Wilfredo Torres, Davide Gianfelice, Chris Sprouse, Rick Burchett, Francesco Mortarino, Walden Wong und Karl Story.

Obwohl sich in den Illustrationen durch den Stil der einzelnen Zeichner leicht unterscheidet, wirkt das Gesamtwerk harmonisch, denn das Artwork orientiert sich durchweg an einem typischen geradlinigen Superhelden-Comic-Stil aus längst vergangenen Tagen.


Ein vielschichtiges Superhelden-Epos, dass erstklassige Unterhaltung liefert und dabei die Atmosphäre der 1950er Jahre heraufbeschwört. Dieser Prequel zu ›Jupiter’s Legacy‹ ist gerade für Diejenigen interessant, die tiefer in die Hintergründe der Union of Justice vordringen möchten.

★★★★★

Dieser Comic ist auch im umfassenden Katalog der globalen Online-Comic-Plattform izneo enthalten. Dort findest Du ein breit gefächertes Angebot an Europäischen & Amerikanischen Comics, (Graphic Novels) und Mangas, welche über ein digitales Endgerät (Smartphone, Tablet oder Nintendo Switch) gelesen werden können. Mit dieser Leseprobe kannst Du in den vorgestellten Comic »Jupiter’s Legacy: Wie alles begann« schon einmal reinschnuppern.

Jupiter’s Legacy (1) Familienbande

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Titel: Jupiter’s Legacy (1) Familienbande
Originaltitel: Jupiter’s Legacy 1-5
Autor: Mark Millar
Zeichner: Frank Quitely
Übersetzer: Bernd Kronsbein
Genre: Comic
Verlag: Panini
ISBN-13: 978-3957986269
Format: Softcover
Seitenanzahl: 136 Seiten
Preis: 16,99 €
Erschienen: 22. März 2016

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Früher hatten die Superhelden es einfacher. Denn trotz aller Schwierigkeiten wusste jeder, dass es den Helden um das Wohl der Allgemeinheit ging. Heute sieht die Welt anders aus und neue Krisen bedrohen die Menschheit. Und vielleicht werden dafür andere Superhelden gebraucht – Superhelden, die skrupellos vorgehen. Doch manche Wertvorstellungen sind schwer totzukriegen…

In »Jupiter’s Legacy (1) Familienbande« liegen die Strahlzeiten der goldenen Ära der Superhelden der Union of Justice aus den 1950er Jahren längst zurück. Angekommen im 21. Jahrhundert sehen sich die Ideale von Utopian und Co. neuer Katastrophen gegenüber und die nächste Generation hegt bereits ihre Zweifel am verstaubten Kodex der Gemeinschaft.

Utopian sieht seine hohen Anforderungen an seine Kinder Brandon und Chloe nicht erfüllt, denn anstatt ein vorbildliches und ehrenhaftes Leben zu führen, frönen diese einem dekadenten Leben in Glanz und Glamour. Die Familienbande zerbricht zusehends unter dem Druck und öffnet eine Kluft zwischen den verhärteten Fronten. Nicht ganz unschuldig daran ist Sheldons Bruder Walter, denn dieser manipuliert Brandon und setzt diesen gegen seinen Vater ein, um sich endlich selbst eine machtvolle Position anzueignen.


© Panini Verlag/Frank Quitely

Währenddessen führt Chloe eine heimliche Affäre mit Hutch, dem Sohn des Superschurken Skyfox, womit zwar einige Klischees bedient werden, Millar aber dennoch mit frischem Wind überzeugen kann. Denn die Entwicklungen in diesem Comicband sind unheimlich fesselnd. Es stellt sich nicht nur die Frage, wie weit Superhelden in ihrer Funktion als Beschützer gehen dürfen, welcher Leitschnur sie im Generationenkonflikt folgen sollen, sondern auch um den gesellschaftlichen Druck, der auf ihnen mit ihrer großen Verantwortung lastet.


© Panini Verlag/Frank Quitely

Die Illustrationen von Frank Quitely sind deutlich frischer und moderner gehalten, als im Prequel-Band und trennen damit den zeitlichen Rahmen der Geschichten visuell voneinander. Quitleys Zeichnungen beeindrucken durch grazile Linienführung und ausdrucksstarke Gesichtszüge, die der Emotionalität dieser außergewöhnlichen Superhelden-Familien-Saga die nötige Tiefe verleihen.


In »Familienbande« legt Millar die Krisen einer Superhelden-Familie offen und stellt das hehre Helden-Idealbild auf den Kopf. Eine emotionale und fesselnde Story, die den Grundstein für einen großartigen Showdown legt.

★★★★★

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Jupiter’s Legacy (2) Intimfeinde

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Titel: Jupiter’s Legacy (2) Intimfeinde
Originaltitel: Jupiters Legacy (Vol. 2) 1-5
Autor: Mark Millar
Zeichner: Frank Quitely
Übersetzer: Bernd Kronsbein
Genre: Comic
Verlag: Panini
ISBN-13: 978-3741605468
Format: Softcover
Seitenanzahl: 140 Seiten
Preis: 17,00 €
Erschienen: 18. April 2018

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Die skrupellosen Superhelden haben die Macht erlangt, ohne die Welt dadurch zu einem besseren Ort zu machen.Im Gegenteil. Walters problembehaftete Nichte Chloe, ihre taffer Mann Hutch und ihr mächtiger Sohn Jason rekrutieren deshalb auf der ganz Welt frühere Superschurken, um sich gegen das Regime der vermeintlichen Helden zu stellen. Doch nicht jedes Bewerbungsgespräch verläuft optimal. Am Ende ruht alle Hoffnung darauf, dass eine übermenschliche Legende noch einmal gegen ihre einstigen Erzfeinde ins Feld zu ziehen bereit ist, die so oder so auf Blut aus ist…

Unter Brandons Führung und Walters Leitung sollte die Krise gemeistert werden, doch die hohen Ziele der neuen Machtinhaber sind nicht wirklich klar, denn bisher haben sich keine nennenswerten Verbesserungen ergeben.

Chloe und Hutch sind zum Schutz ihres Sohnes abgetaucht und versuchen ihre Kräfte vor aller Augen zu verbergen. Der Zusammenhalt in dieser neu entstandenen Familie bringt frischen Wind in Millars Story und es ist wirklich anrührend zu sehen, dass Chloe und Hutch aus den Fehlern ihrer Eltern gelernt haben und ihr Kind mit Liebe und Rückhalt erzogen haben. Doch als sich die Lage zuspitzt und Walter der Familie auf die Schliche kommt, muss etwas geschehen…


© Panini Verlag/Frank Quitely

Die junge Familie macht den totgeglaubten Skyfox ausfindig und beginnt eine Armee aus Superschurken zu versammeln, um dem gewissenlosen Handeln der Machthaber ein Ende zu bereiten. Natürlich bleibt das Vorhaben nicht unbemerkt, denn Brainwave ist ein alter Hase im Geschäft und hat längst die Lunte gerochen.

Die Story steuert auf einen atemberaubenden Kampf zwischen den Fronten zu und Millar gelingt es bis Zuletzt die Spannung um den Sieg aufrechtzuerhalten. Das gelingt ihm nicht zuletzt dadurch, dass die Konflikte zwischen den familiär verbandelten Helden mit jeder Menge Emotionen aufgeladen sind. Ein richtiges Highlight ist natürlich das Aufeinandertreffen von Skyfox und Brainwave, deren Zwist lange zurückreicht und dadurch eine explosive Dynamik in den Showdown einbringt.


© Panini Verlag/Frank Quitely

Besonders beeindruckend ist es Zeichner Frank Quitley trotz seines feingliedrigen Artworks gelungen, die Kampfszenen in kraftvolleren Farben mit Power und Durchschlagskraft zu erfüllen.


Ein nervenaufreibendes Finale, bei dem es bis zum Schluss spannend bleibt!

★★★★★

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1 Kommentare

  1. […] »Jupiter’s Legacy: Wie alles begann« von Mark Millar, Wilfredo Torres uvm. | Comic | Eindruck: 5 Ein vielschichtiges Superhelden-Epos, dass erstklassige Unterhaltung liefert und dabei die Atmosphäre der 1950er Jahre heraufbeschwört. Dieser Prequel zu ›Jupiter’s Legacy‹ ist gerade für Diejenigen interessant, die tiefer in die Hintergründe der Union of Justice vordringen möchten. […]

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