{Rezension} Antigone von Luc Ferry, Clotilde Bruneau & Guiseppe Baiguera


Lesedauer: 5 Minuten

Antigone, die Tochter des Ödipus, widersetzt sich dem Verbot des Königs von Theben und bestattet ihren Bruder, der als Rebell gebrandmarkt wurde. Auf diese Tat steht die Todesstrafe, doch sie kann nicht anders, als ihrem Gewissen zu folgen und ihre heilige Pflicht gegenüber ihrer Familie und den Göttern zu erfüllen. Doch König Kreon, ihr eigener Onkel, hat nicht die Absicht, ihren Ungehorsam unvergolten zu lassen…

Der neunte Comic aus der Reihe »Mythen der Antike« greift die ergreifende Tragödie um Ödipus Tochter »Antigone« auf und wird von Luc Ferry und Clotilde Bruneau, wie gewohnt, in einer leicht zugänglichen Erzählweise dargeboten. Die Illustrationen steuert der italienische Zeichner Guiseppe Baiguera bei.

Die Geschichte beginnt mit der Rückkehr von Antigone nach Theben, die zuvor ihren Vater Ödipus auf seinem Weg bis zu seinem Tod begleitete. Seine Söhne Polyneikes und Eteokles haben Anspruch auf seinen Thron und einigen sich darauf, die Macht im jährlichen Wechsel zu teilen.


©Splitter Verlag

Als jedoch das erste Jahr der Herrschaft durch Eteokles zu Ende ist, weigert sich dieser, den Thron für seinen Bruder zu räumen und es kommt wie es kommen musste. Polyneikes ist außer sich vor Wut und zieht in die Schlacht, um sich sein Recht auf die Regentschaft Thebens mit Blut zu holen.


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Die Tragödie nimmt ihren Lauf als Eteokles und Polyneikes im Kampf gegeneinander umkommen und ihr Onkel Kreon als „neuer“ Regent, der nur das Beste für die Stadt Theben im Sinne hat, die Geschäfte leitet. Kreon sieht Polyneikes als Verräter an und verweigert die Bestattung seines Leichnams, er stellt sogar die Todesstrafe aus, auf jeden der gegen seine Anordnung Polyneikes vor den Stadttoren verrotten zu lassen, verstößt.


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Antigone sind jedoch die Gesetze der Götter heilig und so lässt sie sich nicht davon abhalten ihren Bruder Polyneikes zu begraben, sodass dieser in das Reich der Toten übergehen kann. Für ihr Vergehen wird sie von Kreon bei lebendigem Leibe in einer Felsenhöhle eingemauert. Die Tragik dieser dramatischen Sage wird noch weiter gesteigert, denn ihr Verlobter ist kein Geringerer als der Sohn von Kreon und dieser vertritt nun gegenüber seinem Vater den Standpunkt seiner Geliebten und plädiert für ihre Freilassung.

Die Geschichte ist berührend und brutal zugleich, denn hier stehen sich mit Antigone und Kreon zwei Parteien gegenüber, deren Handeln vollkommen nachvollziehbar und aus ihrem jeweiligen Standpunkt betrachtet auch rechtmäßig scheint. Warum das schlimme Ende dieses Konfliktes genau so kommen musste, verrät Luc Ferry im Anhang, denn hier bringt er die Texte des Philosophen Hegel ein und beleuchtet Sophokles Drama mit einigen Auszügen und Erklärungen.

An dieser in sich geschlossenen Geschichte aus der griechischen Mythologie werden auch Comic-Einsteiger ihre Freude haben. Die klaren Zeichnungen von Guiseppe Baiguera kommen in übersichtlich angeordneten Panels zur Geltung und machen es einem leicht in die Antike einzutauchen.

Seit Oktober 2019 wurden mit »Daedalus und Ikarus«, »Die Ilias«, »Jason und das Goldene Vlies«, »Ödipus«, »König Midas«, »Perseus und Medusa«, »Herakles« und »Theseus und der Minotauros« bereits acht überaus lesenswerte Titel aus der Reihe »Mythen der Antike« herausgebracht. Meine Rezension zu der jeweiligen Ausgabe ist mit dem Comic-Cover verlinkt.

Wer nun, genau wie ich, nicht genug von diesen ansprechend gestalteten Fabeln und Geschichten der griechischen Mythologie bekommen kann wird sich sicherlich auch schon auf weitere Ausgaben, die mit Erscheinungsterminen im Mai 2021 mit »Die Odyssee«, im Juli 2021 mit »Eros & Psyche« und im September 2021 mit »Prometheus und die Büchse der Pandora« angekündigt sind, freuen.


Sophokles familiär-politisches Drama um Antigone in einer wundervollen Comicfassung aufbereitet und in berührenden Bildern erzählt.

★★★★☆

*WERBUNG*

Titel: Antigone
Reihe: Mythen der Antike
Autoren: Luc Ferry, Clotilde Bruneau
Illustrator: Guiseppe Baiguera
Übersetzer: Harald Sachse
Genre: Comic
Verlag: Splitter Verlag
ISBN-13: 978-3958392946
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 56 Seiten
Preis: 16,00 €
Erschienen: 24. Februar 2021

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Luc Ferry wurde 1951 in Colombes geboren, studierte Philosophie und war von 2002 bis 2004 Bildungsminister in Frankreich. Während seiner Amtszeit wurde eine wichtige Maßnahme gegen Lese- und Rechtschreibschwäche unter den französischen Jugendlichen ergriffen. Er veröffentlicht regelmäßig politische und philosophische Sachliteratur.

Clotilde Bruneau wurde 1987 in Paris geboren, sie studierte Bildende Kunst und Film. Für die Comic-Reihe Mythen der Antike (org. La Sagesse des mythes) beschäftigte sich Bruneau mit der griechischen Mythologie und entwaf in Zusammenarbeit mit Luc Ferry das Szenario.


Du hast den Comic auch besprochen? Gib mir einfach über die Kommentarfunktion Bescheid. Ich verlinke Deine Rezension dann gerne hier.

3 Kommentare

  1. Meine Liebe!
    Heute habe ich endlich auch zu Antigone gegriffen und war wieder einmal völlig gefangen in den Ränkespielen der alten Griechen. Wiedermal ein toller Band, besonders weil mir die Geschichte aus fernen Schultagen noch relativ gut im Gedächtnis geblieben ist ♥

    Alles Liebe!
    Gabriela

    PS: Mir ist aufgefallen, dass sich unsere Fotos bei diesem Band und dem Schloss der Tiere 2 irgendwie sehr ähneln – dabei schwöre ich, ich habe nicht abgeguckt! xD

    • Hallo meine Liebe,
      wir hatten in der Schule leider keine griechischen Mythen, dafür freue ich mich jetzt über jeden Comic-Band umso mehr – erst gestern ist „Die Odyssee“ bei mir gelandet :)

      Das mit den Fotos ist mir auch aufgefallen – wirklich lustig wie ähnlich wir ticken. Fast schon etwas unheimlich.

      Fühl dich ganz fest gedrückt!

      Herzlich deine Bella

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