{Rezension} Disenchanted 2 von Simon Spurrier & German Erramouspe


Lesedauer: 4 Minuten

Niemand interessiert sich noch für das kleine Volk.

Einst waren sie die tragende Säule der Folklore: Kobolde, Leprechauns, Pixies und Elben. Aber heute? Enteignet, vertrieben, vergessen und ihre eigenen Traditionen anzweifelnd, sind sie nach Vermintown migriert, eine riesige und abscheuliche Millionenstadt voller drei Zentimeter großer Unzufriedener, die sich in einer verlassenen, nie in Betrieb genommenen U-Bahn-Haltestelle im Londoner Untergrund ausbreitet. Hier machen die alten Mythen der Verderbtheit Platz, den Drogen, dem Rassenhass und Bandenkriegen. Vermintown … wohin die Magie ging, um zu sterben.

In diesem Ozean aus Hemmungslosigkeit und Hexenwerk kämpft eine Familie gegen den Untergang. Doch wie sollen sie den alten Bräuchen und ihrer Kultur treu bleiben – und vor allem: einander –, wo eine ganze Stadt es darauf abgesehen zu haben scheint, sie auseinanderzureißen?

Geschrieben von Simon Spurrier (X-Men, Legacy, Crossed) und umgesetzt von German Erramouspe (Crossed, God is Dead), ist Disenchanted ein Großstadtthriller, der den überkommenen Märchenerzählungen von Elfen und Feen eine rostige Klinge zwischen die Schulterblätter stößt.

Was sollst du auch tun, wenn niemand an dich glaubt?

Im zweiten und abschließenden Band von Simon Spurriers Geschichte über das kleine Volk wird sich der Titel »Disenchanted« mal wieder mehr als gerecht. Denn auf meisterhafte Art und Weise schafft es der Autor, das zauberhafte Volk der Feen, Kobolde, Leprechauns und Pixis zu dekonstruieren und in eine Gesellschaft voller Neid, Gier und Korruption zu verwandeln, die von Rassenhass geprägt ist und in der so einige in den finsteren Gassen der unterirdischen Welt im Alkohol- oder Drogenrausch zu versinken drohen.

Nachdem Noro sich als neuer Ältester der Feen erklärt hat, versucht er seine ideologischen Ideale durchzusetzen und die junge Generation mit seinen Maximen an sich zu binden. Eine zentrale Rolle spielt auch wieder die Familie Leveret, deren Ansichten sich stark voneinander unterscheiden und daher jeder seinen eigenen Weg einschlägt. Doch im Grunde genommen wollen sie alle dasselbe und so nähern sie sich auf verschiedenen Wege einem packenden Showdown.

Ich bin äußerst begeister von den vielfältigen Themen, die Spurrier in seiner packenden Feen-Underground-Story einbringt und dabei spielt er immer wieder mit Einflüssen aus der menschlichen Welt. Die Anhänger von Noro ähneln mit ihren Kutten dem Ku-Kux-Klan und die Beziehungen zwischen den verschiedenen Spezies wird von vielen verachtet, was eindeutig auf einen ausgeprägten Rassismus zurückzuführen ist. Dann wäre da noch Sal, die sich in ihrem von Männern dominierten Arbeitsplatz sexistische Sprüche gefallen lassen muss und mit Wulla ein sexueller Dämon, der sich nicht einem Geschlecht unterordnen lässt und somit ein Stückchen Diversität in die Geschichte bringt.

Die großartige Story bekommt durch die bedrückenden Illustrationen von German Erramouspe eine dichte Atmosphäre verpasst, die den inneren Sumpf des Hasses und all der unmoralischen Verdorbenheit der Gesellschaft verdeutlicht. Leider krankt es bei der Zeichnung einiger Charaktere an Details und Klarheit, sodass nicht immer klar ist, welchem Protagonisten man folgt. Diese Unsauberkeit hat meinen Lesefluss leider ein paar Mal gestört, und das Gesamterlebnis etwas beeinträchtigt.


Bei diesem Comic ist der Name Programm, denn Feen, Kobolde, Leprechauns und Pixis werden auf eine entzauberte Art und im dreckigen Kampf gegeneinander dargestellt. So hat man die lieblichen Wesen zuvor noch nie gesehen – so ist der Comics sicher nichts für Kinderhände!

★★★★☆

*WERBUNG*


Titel: Disenchanted 2
Reihe: Band 2 von 2
Autor: Simon Spurrier
Illustrator: German Erramouspe
Übersetzer: Jens R. Nielsen
Genre: Comic
Verlag: Dantes Verlag
ISBN-13: 978-3946952541
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 148 Seiten
Preis: 22,00 €
Erschienen: 1. Juni 2021

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Disenchanted ist knallhart und spannend. Simon Spurrier wirft einen ganz eigenen Blick auf die Welt der Feen und der ist sehr erfrischend und anders.
Literatopia

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