{Rezension} Apocalypsia von Andreas Izquierdo

*WERBUNG*

Titel: Apocalypsia
Autor: Andreas Izquierdo
Genre: Fantasy
Verlag: Rotbuch Verlag
ISBN-13: 9783867891080
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 622 Seiten
Preis: 24,95 €

bei amazon kaufen

 

"So viel Schmerz. So viel Gewalt. So viel Liebe."

Inhalt:

(Ich zitiere einfach mal ganz dreist den Klappentext) "Die Engel sind in Aufruhr, denn ihr Vater geht seinem Tod entgegen. Die Erkenntnis über seine Sterblichkeit ist ein Schock, das Versprechen von ewiger Liebe – ein Schwindel. Das Heer der Engel spaltet sich. Wer die Freiheit will, folgt Luzifer, dem mächtigsten unter ihnen. Sein Plan ist so schlicht wie verführerisch: Sind erst die missratenen Menschen vernichtet und er auf dem Thron, ist der Urzustand allen Seins wiederhergestellt. Die kleine Schar derer, die entschlossen die alte Ordnung verteidigen, ist ganz auf sich allein gestellt, und Intrigen, Verrat und Mord führen schließlich in die Katastrophe."

Meinung:

Ich habe wirklich, wirklich, WIRKLICH Probleme, etwas zu diesem Buch zu sagen, ohne in nicht enden wollende, schleimtriefende Lobesarien für den Autor zu einzustimmen. Und glaubt mir – ihr wollt mich auch gar nicht singen hören ;)

Eigentlich hatte ich bei vorablesen und bei lovelybooks fleißig einen Kommentar hinterlassen, um ein Vorab-Leseexemplar zu ergattern. Tja, hat nicht geklappt. Was mich aber nicht davon abgehalten hat, dieses Schmuckstück von Buch doch zu kaufen. Klar, die 25 €, die das Buch kostet, tun einer armen Studentin in spe erst mal ganz schön weh, aber im Nachhinein hätte ich auch 50 € bezahlt.

Allein schon die Aufmachung lockt. Ein blutrotes, mit noch dunkleren "Schnörkeln" und durchzogenes Cover, die ein fast willkürliches Muster zaubern, und einen trotzdem ganz subtil schon mal darauf hinweisen: "APOCALYPSIA – Der Name ist Programm!" Die Schrift ist schön, hat etwas "Schweres", Edles. Hätte ich das Buch zufällig in der Buchhandlung erspäht, wäre es so oder so in meine Einkaufstasche gewandert.

UND: Lesebändchen! Yesss! Über so etwas freue ich mich immer tierisch, das erspart mir das Suchen nach Lesezeichen, oder Ersatz für solche (alte Quittungen, h&m-Schildchen, …).

Was die Aufmachung verspricht, nämlich Qualität und düstere Spannung, hält das Buch übrigens konsequent bis zum Ende durch. Und hier könnte das besagte Bauchpinseln beginnen, zwischendurch wäre ich sogar gewillt gewesen, Andreas Izquierdo die Füße zu küssen. Es stimmt einfach alles.

Schon auf der ersten regulären Seite des Romans erwartet den Leser die Hierarchie der Engel, die sich Izquierdo übrigens nicht selbst ausdachte, auf die Idee kam ein Schreiberling vor ein paar hundert Jahren schon mal. Die Idee an sich aufzugreifen ist zwar nicht neu (wer den Manga "Angel Sanctuary" kennt, dem ist diese Hierarchie schon bekannt), aber äußerst selten. Dann gliedert sich das Buch in eine Art Prolog aus der Sicht einer noch unbekannten Person, dann kommen fünf 'Unterbücher' mit den Namen:

– Anomalien

– Die Prophezeiung

– Plagen

– Der Konvent

– Krieg

Diese Teile sind unterschiedlich lang und in den ersten dreien werden die Geschehnisse auf der Erde und in der Welt der Engel voneinander getrennt behandelt, bis sie schließlich in "Der Konvent" schließlich Parallelen aufweisen, sich ergänzen und Schnittpunkte aufweisen. Das Buch endet vom reinen Aufbau her mit einem Epilog, wieder aus Sicht der unbekannten Person vom Prolog, mit dem Unterschied, dass man nun _weiß_, wer es ist, wenn man aufmerksam gelesen hat.

Die Charaktere, oh Gott, die Charaktere. Besonders die Engel.

Ich als Engel-Sympathisant, zumindest in der Fantasy-Literatur und in einigen Filmen (ich dachte beim Lesen von Apocalyspia mehrfach an "Dogma"), war natürlich begeistert und erkannte einige bekannte Engel wieder – zumindest vom Namen her. Wie oben genannt gibt es eine Hierarchie, an dessen unterster Spitze des III. Chors die 'einfachen' Engel stehen und an oberster Spitze, also im I. Chor, die Seraphim. Über ihnen schwebt Gott, der Vater, der Allmächtige und was für Namen man ihm auch noch gegeben haben mag. Und Gott kommt als Charakter nicht mal vor. Wie auch? Sich ein Bild von ihm zu machen ist Sünde.Hier beginnt die "Kontroverse", die ich persönlich nachvolllziehen, aber nicht verstehen kann. Gott ist sterblich. Gut. Dafür steht auf dem Buch dick und fett "ROMAN". Damit war für mich die Diskussion schon beendet. Amen.

Also, wir haben einen sterblichen Gott, einen verkrüppelten Engel, der beide Welten vor dem Armageddon schützen soll. Wir haben dessen Lehrmeister, ein grummeliger, strenger Engelskrieger, (fast) unerschütterlich in seinem Glauben an den sterbenden Vater. Wir haben Cherubim, deren Auren die Seelen der Engel mit Frieden erfüllen, Seraphim, die dem Vater am nächsten sind, personifizierter Glaube an die Heilige Ordnung. Es gibt Nephilim, gefallene Engel, tragische Geschöpfe, menschennah und schwer bestraft. Und natürlich Luzifer, der Bringer der Morgenröte, der Teufel, Satan, wasauchimmer. Alle Engel die auftauchen, also wirklich Anteil an der Geschichte haben und keine Statisten sind, sind so wunderbar ausgearbeitet, dass man mit jedem von ihnen mitfühlt. Meist sind die Szenen der Engel besetzt von Glauben, aber auch von Zweifel, von Angst, von Mut, von Liebe und von Ignoranz. Es ist ein schönes, schmerzliches Tauziehen und ich wusste am Ende selbst nicht mehr, ob ich auf Nathanaels oder Luzifers Seite stehen soll (als Mensch eher auf Nathanaels, aber hey! ROMAN!). Ich habe alle Engel irgendwie gemocht, ich hatte meine Lieblinge, klar, aber… ich mochte sie wirklich alle.

Die Menschen… Jaah. Die Menschen. "Wir" sterben in dem Buch wie die Mücken, aber drei Menschen begleiten den Leser teils bis zum Ende des Buches. Ihre Rolle ist auch bis zum Ende mysteriös, aber es klärt sich mit etwas Denkarbeit auf. Aber Izquierdo hat es geschafft, eine 400 – 500 Seiten lange Schnitzeljagd um den Zusammenhang zwischen ebenjenen Menschen und der Engelswelt zu inszenieren. Leider konnten mir die Menschlein nicht so ganz ans Herz wachsen, dafür kamen sie nicht lang genug vor. Wie gesagt, die Welt geht unter. Und "wir" mit ihr.

In diesem Zusammenhang sei noch zu erwähnen, dass Izquierdo besonders bei den Engeln und der Handlung in de Engelswelt mit jüdischen, christlichen und islamischen Mythen 'jongliert' hat, sodass von jeder Religion etwas vertreten ist. Und es wirkt nicht, als hätte er zwei nicht zusammenpassen wollende Puzzleteile mit Gewalt zusammenpressen wollen – es wirkt wie aus einem Guss, als wäre alles.. 'richtig' so. UND man liest in diesem Buch nicht ein einziges Mal die Worte Himmel oder Hölle. Also nicht im religiösen Sinne. Die Welt der Engel wird als "Paradies" betitelt. Was uns das sagen soll? Keine Ahnung. Ich bin eine Niete im Interpretieren.

Die Handlung an sich ist … bombastisch, episch, Seinesgleichen suchend. Ich habe diese Lektüre ganze 4 Wochen herausgezögert, weil ich nicht wollte, dass sie aufhört! Es muss am Schreibstil liegen, der einerseits zutiefst poetisch, philosophisch und liebevoll daherkommt, und auf der anderen Seite verdammt neugierig darauf macht, wie's weitergeht. Ich finde es auch phantastisch gemacht, wie die beiden Handlungsstränge schließlich aufeinander treffen und wie der Leser langsam aber sicher an die Lösung aller Geheimnisse heran geführt wurde. Perfektes Timing!

Es gibt soviel Tragik, so viel Liebe, so viele Intrigen und so viel Böses… aber Izquierdo kleidet jedes Gefühl, jeden Dialog, jeden Akteur, jeden wichtigen Handlungsstrang mit jedem Satz so meisterhaft ein, dass man nicht aufhören will zu lesen. Es gibt auch längere Passagen in denen nichts passiert, aber selbst die saugt man auf wie ein Schwamm.

Und wo wir schon beim Stil sind: Es gibt ja Bücher, da kriege ich die Krise, weil sich der Autor ständig wiederholt. Auch Andreas Izquierdo wiederholt sich. So ca. alle 20 – 50 Seiten. Immer wieder tauchen Sätze auf, wie "Nur wer alles kennt, weiß, dass alles Sinn macht" oder auch "Nichts hört jemals auf, alles dreht sich und bleibt niemals stehen." Aber das Gute ist: Der Mann wusste was er tut und mir sind diese Sätze teils wortwörtlich, teils sinngemäß im Kopf hängen geblieben. Und darum geht es oft in diesem Buch; dass nichts jemals aufhört. Dass jeder ein Rädchen im Uhrwerk ist, und bleibt man stehen, setzt man ein anderes in Bewegung. Auch in diesem Buch greift die Handlung wie ein Zahnrad in die andere, ohne dass der Leser wirklich versteht, was es damit auf sich haben wird. Hach. (Dieser Seufzer musste sein.)

Ich muss nur kurz über eine Sache meckern: Lieber Rotbuch-Verlag, gebt euch mehr Mühe beim Lektorat! Das Buch wimmelt von Flüchtigkeitsfehlern! Wenn ich so viel Geld für ein Buch bezahle, kann ich das ja wohl erwarten. So, das war's.

Ich könnte noch soviel mehr schreiben, aber dann würde aus dieser Rezension ein Aufsatz. Und außerdem gehen mir die Superlative aus. "Apocalypsia" hat sich dank der Charaktere, der Handlung und dem großartigen Stil in meine persönliche Buch-Top-3 geschlichen. Damit ist es in Gesellschaft von Harry Potter und Das Bildnis des Dorian Gray. Beides Weltklasse. Enough said.

Fantasyleser, Neugierige, Unentschlossene lasst euch einfach gesagt sein: Lest dieses Buch. Es wird euch bereichern, ihr werdet mit den Charakteren fühlen, ihr werdet unterhalten, ihr werdet auch nach der Lektüre noch einige Zeit darüber nachdenken. *Ihr werdet dieses Buch lieben!*

Kategorie Rezensionen, Sonstige Belletristik

Aloha! Mein Name ist Laura, aber auf lovelybooks.de findet ihr mich unter dem Namen "Dunkelkuss"! Ich bin 22 Jahre alt, Studentin für Germanistik & Archäologie und wohne im Lahn-Dill-Kreis. Seit ich lesen kann tue ich das auch mit wachsender Begeisterung ;) Meist lese ich Fantasy, Krimi/Thriller und seit Neuestem historische Romane. Ganz besonders hat es mir "Apocalypsia" angetan, ein Fantasyroman des deutschen Autoren und Sir-Walter-Scott-Preisträgers Andreas Izquierdo, weshalb ich die Werbetrommel etwas rühren möchte, und meine Rezension zu ebendiesem Buch ein bisschen auf LitBlog-Reisen schicke, weil ich selbst (noch) keinen betreibe! Meine persönliche Buch-Top-10: 1. Das Bildnis des Dorian Gray [Oscar Wilde] 2. Harry Potter-Serie [J. K. Rowling] 3. Apocalypsia [Andreas Izquierdo] 4. Der Kinderdieb [BROM] 5. Die Stadt der Träumenden Bücher [Walter Moers] 6. Die Sturmkönige-Trilogie [Kai Meyer] 7. Die Elfen [Bernhard Hennen] 8. Erebos [Ursula Poznanski] 9. Lucian [Isabel Abedi] 10. Wenn es dämmert [Zoe Beck] Ich danke an dieser Stelle Belladonna, die sich bereit erklärt hat, meine Rezension zu Apocalypsia auf ihrer Seite zu beherbergen  

1 Kommentare

Kommentare sind geschlossen.