{Rezension} Herakles von Luc Ferry, Clotilde Bruneau, Annabel & Carlos Rafael Duarte


Lesedauer: 5 Minuten

Vom Sitz der Götter auf dem Berg Olymp aus erkennt Zeus, dass er einen Vertreter seiner Macht zu den Menschen schicken muss, um den Frieden zwischen ihnen zu wahren. Doch wer ist dieser Aufgabe gewachsen? Auf Anraten des Götterboten Hermes beschließt er, mit einer Sterblichen ein Kind zu zeugen: einen Halbgott. Seine Wahl fällt auf Alkmene, die Königin von Theben und Nachfahrin des Perseus. Ihr gemeinsamer Sohn Herakles wird der größte aller Krieger sein, gesegnet mit unendlicher Kraft und dem Mut eines Löwen. Doch die Eifersucht der Göttermutter Hera wirft einen Schatten auf das Schicksal dieses Sohnes der Vorhersehung…

Der spannende und abenteuerreiche Mythos um den Halbgott des Göttervaters Zeus fand in zahlreichen filmischen Umsetzungen unter dem römischen Namen Herkules (bzw. Hercules) den Weg in unsere Popkultur. In der Reihe »Mythen der Antike« haben sich Luc Ferry und Clotilde Bruneau der Saga um die dramatische Gestalt des »Herakles« (griechisch) angenommen. Das tragische Schicksal des in der moderne gefeierten Helden bietet Dramatik und Action, die von den Künstlern Annabel und Carlos Rafael Duarte in beeindruckenden Bildern eingefangen wurde.


© Splitter Verlag

Der umfassenden Legende von Herakles nähern sich Luc Ferry und Clotilde Bruenau in drei Abschnitten (im französischen Original wurden diese in drei einzelnen Alben veröffentlicht), sodass im ersten Abschnitt, gezeichnet von Annabel, Herakles Leben vor den berühmten zwölf Arbeiten genügend Raum erhält. Begonnen wird beim Göttervater der nach seinem Sieg über die Titanen nach einer Möglichkeit sucht die Ordnung auf der Erde vor dem kosmischen Chaos zu schützen. In der hübschen Alkmene sieht er die perfekte Wahl, um einen mächtigen Halbgott zu zeugen und stiehl sich in Abwesenheit ihres Gemahls Amphitryon, der einen Krieg für die Rache seiner Frau zu führen hat, in Alkmenes Bett. Aus dieser Verbindung geht schließlich Alkeides (später Herakles) und sein menschlicher Bruder Iphikles hervor.


© Splitter Verlag

Natürlich ist Hera über den Fehltritt ihres Mannes Zeus und der daraus resultierenden Frucht nicht erfreut und versucht den kleinen Alkeides loszuwerden. Als ein erster Mordversuch im Kindbett missglückt und er zu einem mutigen und kräftigen jungen Mann heranwächst, der nicht unbedingt einem typischen Heldenarchetypen gleichkommt, geraten Heras Bemühungen zunächst in Vergessenheit.

Im zweiten Abschnitt widmet sich Carlos Rafael Duarte, nachdem Herakles die ersten Schicksalschläge einstecken musste, schließlich der Bewältigung der zwölf Arbeiten von Hera und im dritten Abschnitt begleiten wir Herakles auf seinen restlichen Lebenstagen bis hin zum Tode.

Wieder einmal konnten mich Ferry und Bruneau mit ihrer kompakten Aufbereitung des Sagenstoffes über eine Heldengestalt der griechischen Myhtologie begeistern. Besonders faszinierend finde ich, dass Herakles Leben vielmehr von Gewalt und dramatischen Schicksalschlägen behaftet ist als moderne Filme und Serien vermuten lassen und er die Rolle einer eher tragischen Figur einnimmt, die zwischen Ordnung und Chaos zerrieben wird. Das umfangreiche Zusatzmaterial im Anhang lassen einen diesen Mythos noch einmal viel besser einordnen. Die Zeichnungen der Künstler Annabel und Carlos Rafael Duarte sind ein grandioser Blickfang, die das Epos zu einem tollen Leseerlebnis machen.

Seit Oktober 2019 wurden mit »Daedalus und Ikarus«, »Die Ilias«, »Jason und das Goldene Vlies«, »Ödipus«, »König Midas« und »Perseus und Medusa« bereits sechs überaus lesenswerte Titel aus der Reihe »Mythen der Antike« herausgebracht. Meine Rezension zu der jeweiligen Ausgabe ist mit dem Comic-Cover verlinkt.

Die Comics aus der Reihe »Mythen der Antike« eignen sich auch sehr gut für Comic-Neulinge, da die Geschichten in sich abgeschlossen sind und man der Panelführung leicht folgen kann.

Wer nun, genau wie ich, nicht genug von diesen ansprechend gestalteten Fabeln und Geschichten der griechischen Mythologie bekommen kann wird sich sicherlich auch schon auf weitere Ausgaben, die mit Erscheinungsterminen im Februar 2021 mit »Antigone«, im Mai 2021 mit »Die Odyssee«, im Juli 2021 mit »Eros & Psyche« und im September 2021 mit »Prometheus und die Büchse der Pandora« angekündigt sind, freuen.


Die Geschichte der wohl berühmtesten Gestalt aus der griechischen Mythologie, Herakles, fesselt mit seinem Schicksal auch im Comicformat ungemein.

★★★★☆

*WERBUNG*

Titel: Herakles
Reihe: Mythen der Antike
Autoren: Luc Ferry, Clotilde Bruneau
Illustratoren: Annabel, Carlos Rafael Duarte
Übersetzer: Harald Sachse
Genre: Comic
Verlag: Splitter Verlag
ISBN-13: 978-3958392922
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 168 Seiten
Preis: 35,00 €
Erschienen: 23. Oktober 2020

bei amazon bestellen | im lokalen Buchhandel bestellen

Luc Ferry wurde 1951 in Colombes geboren, studierte Philosophie und war von 2002 bis 2004 Bildungsminister in Frankreich. Während seiner Amtszeit wurde eine wichtige Maßnahme gegen Lese- und Rechtschreibschwäche unter den französischen Jugendlichen ergriffen. Er veröffentlicht regelmäßig politische und philosophische Sachliteratur.

Clotilde Bruneau wurde 1987 in Paris geboren, sie studierte Bildende Kunst und Film. Für die Comic-Reihe Mythen der Antike (org. La Sagesse des mythes) beschäftigte sich Bruneau mit der griechischen Mythologie und entwaf in Zusammenarbeit mit Luc Ferry das Szenario.


Buchperlenblog stellt in ihrem Artikel »From Zero to hero« den Comic dem Disney-Film gegenüber.

„Mythen der Antike: Herakles“ kann man sich sowohl als versnobter Bildungsbürger als auch als „normaler“ Fan hübsch gezeichneter Fantasy-Comics ins Regal stellen.
Nerds gegen Stephan

Herakles ist erzählerisch bis hierhin einer der Höhepunkte der gesamten Reihe.
Literatopia

Du hast den Comic auch besprochen? Gib mir einfach über die Kommentarfunktion Bescheid. Ich verlinke Deine Rezension dann gerne hier.

1 Kommentare

Sag auch etwas dazu...

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.